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Eva Straub - Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch ...

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Thementagung<br />

Darüber hinaus werden Kin<strong>der</strong> über die Verän<strong>der</strong>ungen meistens nicht aufgeklärt.<br />

Häufig glauben die Kin<strong>der</strong>, sie hätten die Krise durch ihr (Fehl-)Verhalten<br />

ausgelöst. Sie können die Verhaltensän<strong>der</strong>ungen des erkrankten Elternteils<br />

Hauptsächlich wird von <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit den <strong>Angehörigen</strong> die Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Behandlung erwartet. Angebote <strong>der</strong> Psychiatrie o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er<br />

Stellen zur Unterstützung speziell für Kin<strong>der</strong> von <strong>psychisch</strong> kranken Eltern<br />

Kin<strong>der</strong><br />

Wenn eine <strong>psychisch</strong>e Erkrankung in einer Familie auftritt, sind alle Familienmitglie<strong>der</strong><br />

belastet. Die erkrankten Elternteile sind mitunter in <strong>der</strong> akuten<br />

Phase <strong>der</strong> Erkrankung nicht in <strong>der</strong> Lage, ihre Erziehungsaufgaben zu bewältigen.<br />

Sie haben Schuldgefühle und Angst, die Kin<strong>der</strong> zu verlieren, sie befürchten,<br />

ihren Kin<strong>der</strong>n durch ihre Erkrankung Schaden zuzufügen.<br />

Die Hilfen konzentrieren sich in akuten Phasen meistens auf den erkrankten<br />

Elternteil, für die Kin<strong>der</strong> ist keine Zeit und Aufmerksamkeit übrig. Ihre Bedürfnisse<br />

müssen zurückstehen.<br />

Die Psychiatrie hat die Aufgabe, den <strong>psychisch</strong> erkrankten Patienten zu stabilisieren,<br />

in den Beruf und die Gesellschaft wie<strong>der</strong> einzuglie<strong>der</strong>n. In den letzten<br />

Jahren gibt es immer mehr die Tendenz, Angehörige und das soziale Umfeld<br />

in die Behandlung mit einzubeziehen und mit ihnen Gespräche über die Erkrankung<br />

zu führen. In <strong>der</strong> Regel werden die Eltern o<strong>der</strong> die Lebenspartner,<br />

aber auch erwachsene Kin<strong>der</strong> hinzugezogen.<br />

Im Verlauf eines Jahres begeben sich in Deutschland ca. 1,6 Millionen Menschen<br />

in psychiatrische Behandlung. Dies entspricht 2% <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung.<br />

Gegenwärtig wissen wir nicht, wie viele dieser von <strong>psychisch</strong>er Erkrankung<br />

betroffenen Menschen Eltern sind. Wir wissen aber, dass ca. 20 % <strong>der</strong><br />

<strong>psychisch</strong> erkrankten Eltern selbst Eltern haben, die an einer <strong>psychisch</strong>en Erkrankung<br />

leiden. Weiterhin haben ein Drittel <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, die kin<strong>der</strong>- und<br />

jugendpsychiatrisch behandelt werden, <strong>psychisch</strong> erkrankte Eltern.<br />

Das Jugendamt wird von vielen betroffenen Eltern jedoch häufig nur als Institution<br />

zur Wegnahme <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> betrachtet. Dadurch werden dessen Hilfsangebote<br />

entwe<strong>der</strong> gar nicht o<strong>der</strong> erst so spät wahrgenommen, dass nicht selten<br />

tatsächlich eine Fremdunterbringung zur Abwendung akuter Gefährdung des<br />

Kindswohls notwendig ist. Für die Eltern kommt es so zu einer selbsterfüllenden<br />

Prophezeiung, weil sie aus Angst vor <strong>der</strong> Wegnahme des Kindes die Situation<br />

so lange eskalieren lassen, bis es dann tatsächlich zu einer <strong>der</strong>artigen<br />

Maßnahme kommt.<br />

FIPS – Beratungsstelle für Familien mit einem <strong>psychisch</strong><br />

erkrankten Elternteil am BKH Günzburg<br />

Dipl.-Sozialpädagogin (FH) und systemische<br />

Familientherapeutin,<br />

Bezirkskrankenhaus Günzburg<br />

Susanne Kilian<br />

nicht verstehen. Diese Kin<strong>der</strong> ziehen sich häufig von <strong>der</strong> Außenwelt zurück;<br />

sie werden still und verschlossen, die Sprachentwicklung kann verzögert sein.<br />

Gesteigerte Aggressivität o<strong>der</strong> sonstige Verhaltensauffälligkeiten machen die<br />

Probleme <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> sichtbar. Kin<strong>der</strong> <strong>psychisch</strong> kranker Eltern werden in <strong>der</strong><br />

Regel erst wahrgenommen, wenn sich Auffälligkeiten herausbilden. Präventive<br />

Angebote gibt es in <strong>der</strong> Bundesrepublik vereinzelt und mit ganz unterschiedlichen<br />

Ansätzen. Kin<strong>der</strong>gärten, Schulen, aber auch Kin<strong>der</strong>- und Jugendtherapeuten,<br />

Jugendamt und viele mehr, die mit diesen Familien zu tun haben,<br />

sind sich oft unsicher, wenn sie mit <strong>psychisch</strong> kranken Eltern arbeiten. Es ist<br />

für die Mitarbeiter <strong>der</strong> Jugendhilfe unklar, was an Hilfe für die Kin<strong>der</strong> und<br />

Eltern notwendig ist, und oft gibt es massive Vorurteile und Berührungsängste<br />

von Erziehern, Lehrern und sogar von Therapeuten.<br />

tagungsband02.qxd 07.02.2007 9:44 Uhr Seite 144

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