Eva Straub - Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch ...
Eva Straub - Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch ...
Eva Straub - Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
144 145<br />
Thementagung<br />
Darüber hinaus werden Kin<strong>der</strong> über die Verän<strong>der</strong>ungen meistens nicht aufgeklärt.<br />
Häufig glauben die Kin<strong>der</strong>, sie hätten die Krise durch ihr (Fehl-)Verhalten<br />
ausgelöst. Sie können die Verhaltensän<strong>der</strong>ungen des erkrankten Elternteils<br />
Hauptsächlich wird von <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit den <strong>Angehörigen</strong> die Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Behandlung erwartet. Angebote <strong>der</strong> Psychiatrie o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er<br />
Stellen zur Unterstützung speziell für Kin<strong>der</strong> von <strong>psychisch</strong> kranken Eltern<br />
Kin<strong>der</strong><br />
Wenn eine <strong>psychisch</strong>e Erkrankung in einer Familie auftritt, sind alle Familienmitglie<strong>der</strong><br />
belastet. Die erkrankten Elternteile sind mitunter in <strong>der</strong> akuten<br />
Phase <strong>der</strong> Erkrankung nicht in <strong>der</strong> Lage, ihre Erziehungsaufgaben zu bewältigen.<br />
Sie haben Schuldgefühle und Angst, die Kin<strong>der</strong> zu verlieren, sie befürchten,<br />
ihren Kin<strong>der</strong>n durch ihre Erkrankung Schaden zuzufügen.<br />
Die Hilfen konzentrieren sich in akuten Phasen meistens auf den erkrankten<br />
Elternteil, für die Kin<strong>der</strong> ist keine Zeit und Aufmerksamkeit übrig. Ihre Bedürfnisse<br />
müssen zurückstehen.<br />
Die Psychiatrie hat die Aufgabe, den <strong>psychisch</strong> erkrankten Patienten zu stabilisieren,<br />
in den Beruf und die Gesellschaft wie<strong>der</strong> einzuglie<strong>der</strong>n. In den letzten<br />
Jahren gibt es immer mehr die Tendenz, Angehörige und das soziale Umfeld<br />
in die Behandlung mit einzubeziehen und mit ihnen Gespräche über die Erkrankung<br />
zu führen. In <strong>der</strong> Regel werden die Eltern o<strong>der</strong> die Lebenspartner,<br />
aber auch erwachsene Kin<strong>der</strong> hinzugezogen.<br />
Im Verlauf eines Jahres begeben sich in Deutschland ca. 1,6 Millionen Menschen<br />
in psychiatrische Behandlung. Dies entspricht 2% <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung.<br />
Gegenwärtig wissen wir nicht, wie viele dieser von <strong>psychisch</strong>er Erkrankung<br />
betroffenen Menschen Eltern sind. Wir wissen aber, dass ca. 20 % <strong>der</strong><br />
<strong>psychisch</strong> erkrankten Eltern selbst Eltern haben, die an einer <strong>psychisch</strong>en Erkrankung<br />
leiden. Weiterhin haben ein Drittel <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, die kin<strong>der</strong>- und<br />
jugendpsychiatrisch behandelt werden, <strong>psychisch</strong> erkrankte Eltern.<br />
Das Jugendamt wird von vielen betroffenen Eltern jedoch häufig nur als Institution<br />
zur Wegnahme <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> betrachtet. Dadurch werden dessen Hilfsangebote<br />
entwe<strong>der</strong> gar nicht o<strong>der</strong> erst so spät wahrgenommen, dass nicht selten<br />
tatsächlich eine Fremdunterbringung zur Abwendung akuter Gefährdung des<br />
Kindswohls notwendig ist. Für die Eltern kommt es so zu einer selbsterfüllenden<br />
Prophezeiung, weil sie aus Angst vor <strong>der</strong> Wegnahme des Kindes die Situation<br />
so lange eskalieren lassen, bis es dann tatsächlich zu einer <strong>der</strong>artigen<br />
Maßnahme kommt.<br />
FIPS – Beratungsstelle für Familien mit einem <strong>psychisch</strong><br />
erkrankten Elternteil am BKH Günzburg<br />
Dipl.-Sozialpädagogin (FH) und systemische<br />
Familientherapeutin,<br />
Bezirkskrankenhaus Günzburg<br />
Susanne Kilian<br />
nicht verstehen. Diese Kin<strong>der</strong> ziehen sich häufig von <strong>der</strong> Außenwelt zurück;<br />
sie werden still und verschlossen, die Sprachentwicklung kann verzögert sein.<br />
Gesteigerte Aggressivität o<strong>der</strong> sonstige Verhaltensauffälligkeiten machen die<br />
Probleme <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> sichtbar. Kin<strong>der</strong> <strong>psychisch</strong> kranker Eltern werden in <strong>der</strong><br />
Regel erst wahrgenommen, wenn sich Auffälligkeiten herausbilden. Präventive<br />
Angebote gibt es in <strong>der</strong> Bundesrepublik vereinzelt und mit ganz unterschiedlichen<br />
Ansätzen. Kin<strong>der</strong>gärten, Schulen, aber auch Kin<strong>der</strong>- und Jugendtherapeuten,<br />
Jugendamt und viele mehr, die mit diesen Familien zu tun haben,<br />
sind sich oft unsicher, wenn sie mit <strong>psychisch</strong> kranken Eltern arbeiten. Es ist<br />
für die Mitarbeiter <strong>der</strong> Jugendhilfe unklar, was an Hilfe für die Kin<strong>der</strong> und<br />
Eltern notwendig ist, und oft gibt es massive Vorurteile und Berührungsängste<br />
von Erziehern, Lehrern und sogar von Therapeuten.<br />
tagungsband02.qxd 07.02.2007 9:44 Uhr Seite 144