34 Dezernat 57 - Arbeitsschutz, Inspektionsdienste Pferde striegeln - Hobby oder Arbeit? Arbeitsschutz auf Reiterhöfen Endlich Ferien: Keine Hausaufgaben mehr und kein Stress beim Lernen. Für viele Kinder und Jugendliche gibt es nichts Schöneres, als in den Ferien mehr Zeit mit ihren heißgeliebten Pferden zu verbringen. Was sie dort tun, ist natürlich keine Arbeit - für sie. Das sieht die Arbeitsschutzbehörde allerdings anders. Die 15-jährige Meike ist schon ganz ungeduldig. Sie packt Kappe, Reitstiefel, Weste und ein paar Möhren ein und schwingt sich aufs Fahrrad: "Am meisten freue ich mich darauf, jetzt von morgens bis abends bei den Pferden zu sein, denn das sind meine besten Freunde." In den Ferien will sie täglich viele Stunden auf einem Reiterhof arbeiten und dort die Pferde auf die Weide bringen, waschen, striegeln, Hufe auskratzen, longieren, mit ihnen ausreiten, die Boxen ausmisten, die Stallgassen fegen, mit ihren „Kolleginnen“ fachsimpeln und natürlich auch mit den geliebten Vierbeinern schmusen. Ein paar Kilometer weiter schuftet die ebenfalls 15-jährige Pia ab sechs Uhr morgens bis spät abends fast alleine im Stall. Sie schleppt schwere Säcke, Wassereimer und Strohballen, schafft den Mist weg, pflegt Sättel und Zaumzeug, hilft beim Aufsatteln. Zu ihren täglichen Aufgaben gehört auch, die Pferde zu putzen, zu tränken und zu füttern, zu longieren und dem Hufschmied zu assistieren. Für längere Pausen oder zum Reiten bleibt ihr dabei gar keine Zeit. „Meist habe ich hier niemanden, den ich um Hilfe oder Rat fragen könnte“, klagt sie. Von den Pferdebesitzern wird sie dagegen oft auch noch kritisiert, dass die Box nicht sauber genug sei. Das alles hatte sich die Tiernärrin anders vorgestellt, als sie sich auf die Anzeige in Ihrer Tageszeitung hier mit großer Begeisterung beworben hatte. Darin hatte es geheißen: „Du magst Pferde und hast Spaß daran, sie zu pflegen und zu reiten? Bei uns kannst Du Deinen Traum kostenlos verwirklichen….“ Immer wieder werden Jugendliche, die in den Ferien, während eines Praktikums oder in ihrer Freizeit nach der Schule auf Reiterhöfen mit großem Enthusiasmus arbeiten, dabei regelrecht ausgenutzt. Dass sie aufgrund ihrer Pferdeliebe als billige Arbeitskraft missbraucht werden, ist ihnen meist gar nicht bewusst. Oft werden ihnen Arbeiten aufgetragen, die ihre körperlichen Fähigkeiten übersteigen. Manchmal sind sie sogar die einzige Arbeitskraft und für alles alleine verantwortlich. Es gibt Fälle, in denen Jugendliche - meist sind es Mädchen - zwölf Stunden und mehr arbeiten müssen. Durch viel versprechende Stellenanzeigen werden die Pferdenarren unter Vorspiegelung falscher Tatsachen geködert. Manfred Reichenberg und Johann Bar von der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Münster</strong> haben in den vergangenen Monaten die Beschäftigungszeiten und Arbeitsbedingungen der jungen Leute auf 40 Reit- und Ferienhöfen überprüft. Hinweise besorgter Eltern und einige Unfälle, bei denen junge Mädchen von einem Pferd schwer verletzt worden sind, haben den Anstoß dazu gegeben. Die Reiterhöfe wurden zu Beginn der Kontrollen über die gesetzlichen Rahmenbedingungen bei der Beschäftigung von Kindern und Jugendlichen beispielsweise über Unfallgefahren, Arbeitszeiten, Pausenregelungen und das Mindestalter schriftlich informiert. So konnten sich die Hofbesitzer schon im Vorfeld mit den gesetzlichen Vorgaben auseinandersetzen und eine Analyse des eigenen Betriebs vornehmen.
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