12.07.2015 Aufrufe

Pressespiegel 03_14 vom 11.01. bis 17.01.2014.pdf - Evangelisch ...

Pressespiegel 03_14 vom 11.01. bis 17.01.2014.pdf - Evangelisch ...

Pressespiegel 03_14 vom 11.01. bis 17.01.2014.pdf - Evangelisch ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Schweiz am Sonntag <strong>vom</strong> 12.1.20<strong>14</strong>, Seite 38 Schweiz am Sonntag, Nr. 10, 12. Januar 20<strong>14</strong>aUbUnden¨Unerschütterlicher IrrglaubeDie Katholiken im Bistum Chur lehnen die Haltung der Kirche zur Ehe ab – meist, ohne sie zu kennenHomosexuelle sollen künftigmit gekreuzten Armen zurKommunion anstehen: VomFragebogen der KatholischenKirche zu Ehe und Familie istbloss diese Aussage öffentlichwahrgenommen worden. DasPapier enthält aber mehr.Von oLivier berGerDie Gläubigen wissen kaumnoch etwas über ihrenGlauben. Und das, was siewissen, leben sie nicht: Solässt sich das Resultat einerweltweiten Befragung der KatholischenKirche für das Bistum Chur zusammenfassen.Bistumssprecher GiuseppeGracia mag denn auch gar nichtsbeschönigen. «Das Wissen über wesentlicheGlaubensinhalte ist verdunstet»,sagt er. Die ersten öffentlichen Reaktionenauf das Papier zur Umfrage (Ausgabe<strong>vom</strong> Montag) hätten diesen Eindrucksogar noch verstärkt. «Einige Medienvermeldeten wie eine schockierendeNeuheit, dass die Kirche jetzt die Offenheitfür Kinder als Voraussetzung für eineEhe betrachtet, und dass es sonst keinegültig geschlossene Ehe ist.»hoMosexueLLe uND GeschieDeNe sollenkünftig mit verschränkten Armen vorden Priester treten und dort zwar keineKommunion, dafür aber einen Segen erhalten.Vor allem diese Aussage aus dem<strong>bis</strong>chöflichen Papier hat landesweit fürSchlagzeilen gesorgt. Daneben störtensich Kommentatoren daran, dass dasBistum Chur verlangt, dass künftig etwasüber den Glauben weiss, wer kirchlichheiraten will –, und für eine bessereEhevorbereitung plädiert. Der Restdes Papiers hat wenig interessiert.Das ist schade, weil das Papier erstmalseinen vertieften Einblick ins kollektiveSchlafzimmer der katholischenSüdostschweiz ermöglicht. So zeigt sich:Nur noch 21 Prozent der katholischenGläubigen im Bistum Chur heiratenüberhaupt noch kirchlich. Immerhin:Wenn beide Ehepartner katholisch sind,sind es noch rund ein Drittel, bei Mischehendagegen knapp über zehn Prozent.Die Studie zeigt weiter, dass es die Katholikinnenund Katholiken im Bistum wenigkümmert, dass die Kirche <strong>bis</strong> heutegegen Ehescheidung ist. Geschiedeneseien «eine wichtige pastorale Realität».Bei rund einem Drittel aller Scheidungensind ausserdem unmündige Kinderbetroffen, die meisten von ihnen sindlaut Bistum zum Zeitpunkt der Scheidungzwischen fünf und <strong>14</strong> Jahre alt.DeM voLk ist Die kirche eGaL, wennsum Liebe, Sex und Zärtlichkeit geht –und das gilt laut den Umfrageresultatenmitnichten nur für die Frage der Ehescheidung.Auch das Verbot vorehelichenGeschlechtslebens hält demnachkaum noch ein katholisches Paar davonab, schon vor der Heirat Bett und Tischzu teilen. «Fast alle Paare leben schonvor der Eheschliessung zusammen»,konstatiert das Bistum Chur. Und dassdie Kirche eingetragene Partnerschaftenvon Homosexuellen ablehnt, weil sie«zur einer Aushöhlung des Begriffs derEhe zwischen einem Mann und einerFrau» führe, kümmert noch nicht einmalalle Geistlichen. «Da und dort werdenunerlaubterweise sogenannte ‘Segensfeiern’durchgeführt.»Tatsächlich geht inzwischen offenbarsogar das Bistum davon aus, dassHomosexuelle in absehbarer Zeit Kinderadoptieren dürfen – zudem gibt es auchim Bistum Chur schon heute gleichgeschlechtlichePaare, welche den Nachwuchsdes einen oder anderen Elternteilsaufziehen. «Es soll vor allem daspersönliche und geistige Wohl der betroffenenKinder im Auge behalten werden»,schreibt das Bistum dazu. «Es darfDas voLk eNtferNt sich1Nur noch 21 Prozent der katholischenPaare heiraten kirchlich –und meist schlecht vorbereitet.2Trotz des Nein der Kirche zurEhescheidung sind Geschiedeneeine «pastorale Realität».3Nur wenige Gläubige leiden unter«irregulären Situationen» – vielesind sich dessen nicht bewusst.nicht sein, dass diese Kinder Konsequenzentragen müssen für eine Situation,die sie nicht selber verschuldet haben.»vieL abLehNuNG eNtstehe aus Unwissen,glaubt Bistumssprecher GiuseppeGracia. Dazu zähle etwa, dass die wenigstenGläubigen den Unterschied zwischenEmpfängnisregelung (von der Kircheerlaubt und sogar gefördert) undEmpfängnisverhütung (kirchlich verboten)kennen würden. «Bei der Empfängnisregelunggeht es darum, dass dieGläubigen zwar offen für Kinder sind,aber den Zeitpunkt der Empfängnis imSinn einer verantworteten Elternschaftbeeinflussen», erklärt Gracia. Geschehedies mit natürlichen Methoden wieTemperaturmessungen, habe die Kircheüberhaupt nichts gegen Sex – natürlichehelichen. «Bloss weiss das fast niemand.Es wird einfach behauptet, Katholikendürften nur Sex haben, um Kinderzu zeugen.»Nicht nur, was erlaubt wäre, wissenviele Katholikinnen und Katholiken lautdem Papier nicht mehr – sie wissen auchnicht, wann sie gegen moralische Idealeder Kirche verstossen. «Viele Getauftesind sich ihrer irregulären Situationnicht bewusst», schreibt das Bistum zuHomosexuellen, Konkubinatspaarenund Geschiedenen. Stören lasse sich ohnehinkaum jemand. «Es sind relativ wenigeund vor allem Praktizierende, diesich ausgegrenzt fühlen.» Um die Erteilungder Sakramente bäten nur wenigeder wiederverheirateten Geschiedenen.«Es sind öfters solche, die erst nach demScheitern ihrer ersten Ehe einen Glaubenswegbegonnen haben.»Für das Bistum ist deshalb klar:Aufklärung tut not. Auch Gracia istüberzeugt, dass «die Aussagen der Kircheüber Gott und Mensch besser verstandenwerden, wenn man sie kennt».Der Grundton in dieser Frage, schreibtdas Bistum übrigens, solle «positiv, ermutigendsein».Haltestelle Chur Ost, wo der Zug nie hältFür eine Sekunde taucht im James-Bond-Streifen «Casino Royale» die Zugstation Chur ost aufVon GioN-Mattias DurbaND«Casino Royale» ist die 21. Leinwandepisodeder scheinbar unerschöpflichenJames-Bond-Filmreihe, in welcher derallseits bekannte britische Geheimagentund Schwerenöter die Welt von meistnordkoreanisch gekleideten Bösewichtenund knapp betuchte Frauenzimmervon der Einsamkeit erlöst. Wir befindenuns in Minute 55 des Streifens, dessenHandlung dem Leser hier erspart bleibensoll: Bond begegnet auf einer Zugfahrt– einer Einblendung zufolge befindenwird uns in Montenegro – eben seinerneusten Gespielin, Vesper Lynd. Ineiner kaum eine Sekunde dauerndenEinstellung sieht man den Zug an einerkleinen Station vorbeirauschen. Ortstafel:Chur Ost.<strong>Pressespiegel</strong><strong>Evangelisch</strong>-reformierte Landeskirche GraubündenKurzauftritt: In Graubünden gibt es keine Haltestelle Chur Ost, in Montenegro schon, wie der Film «Casino Royale» zeigt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!