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Leunaer Stadtanzeiger - Ausgabe 06/11 - Stadt Leuna

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Nr. 6/20<strong>11</strong> | 52<br />

hinein wurden „mehrere verschanzte Höhenstellungen“ in der<br />

Gegend nördlich von Odobesti von einem „württembergischen<br />

Gebirgsbataillon neben hannoverschen, mecklenburgischen<br />

und bayerischen Jägern“ erstürmt (Ebenda). Vielleicht ist Reinhold<br />

Renz auch bei einem solchen Kleingefecht gefallen.<br />

Während Reinhold Renz nicht zurückkehrte, hat Karl Renz den<br />

Ersten Weltkrieg offensichtlich überlebt. Im Adressbuch von<br />

1929 ist ein Karl Renz in Zweimen aufgeführt, der als Maurer<br />

tätig gewesen war; des weiteren gibt es einen August Renz<br />

in Göhren, der ebenfalls Maurer war. Im Verzeichnis von 1940<br />

ist besagter Karl Renz in Göhren Nr. 16 wohnhaft und wird als<br />

Händler bezeichnet. Damit kann davon ausgegangen werden,<br />

dass die Familie Renz mit dem 1. Weltkrieg nicht ausgelöscht<br />

worden war. Vermutlich ist Karl Renz sogar der Sohn des auf<br />

den Tafeln als vermisst aufgeführten Reinhold Renz.<br />

Große Rätsel gibt der am 31.07.1917 ebenfalls in Rumänien gefallene<br />

Karl Zemmrich aus Dölkau auf. In der Dölkauer Kriegschronik<br />

des Karl Degen fällt noch einmal sein Name - sonst<br />

nirgendwo mehr in allen mir verfügbaren Dokumenten, Adressbüchern,<br />

Einwohner- und Haushaltslisten. Selbst die Älteren unserer<br />

Gemeinde zuckten etwas verwundert mit den Schultern,<br />

als ich den Namen Zemmrich erwähnte. Sei es, wie es sei: auch<br />

Karl Zemmrich gebührt, auch wenn ich seine Spuren hier nicht<br />

nachzeichnen kann, die Ehre und das Gedenken unserer Gemeinde.<br />

DOCC<br />

Die <strong><strong>Leuna</strong>er</strong> Jugend-, Kultur- und Sozialpolitik<br />

von der Gründung der DDR(07.10.1949)<br />

bis zum Volksaufstand am 17.<strong>06</strong>.1953<br />

Teil 9 (Ende): 1952/53<br />

von Ralf Schade<br />

Quellen für diesen Beitrag sind: StA <strong>Leuna</strong>; Rep. XX; Akte Nr. 23,<br />

25, 31, 32, 35 und 36.<br />

Das Jahr 1952 stand im Zeichen des Dienstenthebungsverfahren<br />

von Mödersheim und dem damit verbundenen „Kassensturz“,<br />

der ein Schuldenberg von rund vier Millionen Mark erbrachte.<br />

Das Jahr begann im Kultur- und Sozialwesen mit der<br />

Vorbereitung der Festspiele der deutschen Volkskunst und des<br />

Bibliothekswesens. In der <strong>Stadt</strong>verwaltung gab es eine kleine<br />

Bibliothek, die man die <strong>Stadt</strong>bücherei nannte. Sie wurde hauptsächlich<br />

von den Verwaltungsmitarbeitern genutzt. Diese Bücherei<br />

hatte aber eher den Charakter einer Dienstbibliothek mit<br />

dem Schwerpunkt Gesetzesblätter und Verwaltungsfachliteratur.<br />

Die wenigen anderen Bücher zählen zur politischen Literatur,<br />

die die Leser (Mitarbeitern) nicht ausliehen. Am 24.01.1952<br />

wurde die <strong>Stadt</strong>bücherei im Rathaus in Belegschaftsbibliothek<br />

unbenannt. Nur die Verwaltungsfachliteratur blieb im Rathaus.<br />

Alle anderen Genres wurden der Werksbibliothek übergeben, die<br />

nun den Rang einer öffentlichen Werksbibliothek einnahm.<br />

Für Kultur- und Sozialwesen standen nur wenige finanzielle Mittel<br />

zur Verfügung. Höhepunkt des kulturellen Lebens in der DDR<br />

entwickelte sich im Sommer 1952 die deutschen Festspiele der<br />

Volkskunst. Aus diesem Grund wollen die <strong><strong>Leuna</strong>er</strong> <strong>Stadt</strong>verordneten<br />

das Geld nicht nach dem Gießkannenprinzip verteilen. In<br />

den Genuss der Gelder sollten nur solche Volkskunstkollektive<br />

kommen, die <strong>Leuna</strong> bei der obigen Leistungsschau vertraten.<br />

Die <strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>Leuna</strong> erhielt am 13.02.1952 vom MdI in<br />

Berlin ein Schreiben mit den Namen der <strong>Leuna</strong>-Spezialisten,<br />

die die Sowjets 1946 verschleppt hatten. Sie sollten nach der<br />

Rückkehr innerhalb von drei Tagen eine schöne große Wohnung<br />

erhalten. Zuständig für die Beschaffung der Wohnung waren die<br />

Herkunftskommunen. Die Kosten für Kost und Logis übernahm<br />

das MdI nur für die ersten drei Tage. Den Termin für die Heimkehr<br />

konnte das MdI auch nicht nennen. Das obige Schreiben<br />

kündigt die Rückkehr folgender Spezialisten an.<br />

1.) Dr. Gerhardt Meier 2 E + 2 Ki Rosenstraße 16<br />

2.) Ing. Hans Schimke 2 E + 2 Ki Bayernstraße <strong>11</strong><br />

<strong><strong>Leuna</strong>er</strong> <strong><strong>Stadt</strong>anzeiger</strong><br />

3.) Dr. v. d. Horst 3 Erw. Leninplatz 7<br />

4.) Dr. Karl Bode 2 E + 3 Ki Leninplatz 1<br />

5.) Dr. Heinrich Elm 2 E + 3 Ki Rosenstraße 8<br />

6.) Dr. Franz Scheuer 1 E + 1 Ki Rosenstraße 8<br />

7.) Dr. Wilhelm Falkenberg 2 E + 3 Ki Breitestraße 82<br />

8.) Dr. Gerhard Geiseler 2 E + 3 Ki C.-Bosch-<br />

Straße 32<br />

9.) Dr. Andreas Friedrich 2 E + 2 Ki E.- Thälmann-<br />

Platz 8<br />

10.) Dr. Fritz Berndt 1 Erw. Leninstraße 141<br />

<strong>11</strong>.) Ing. Walter Lipus 3 Erw. Thälmann-<br />

Platz 6<br />

12.) Dr. Alfred Wyszomirski 2 E + 3 Ki Erich-Dehnel-<br />

Straße 24<br />

13.) Dipl.- Ing. Rudolf Borsch 2 Erw. Finkenweg 25<br />

14.) Ing. Walter Maurer 2 Erw. Finkenweg 1<br />

15.) Ing. Georg Vahldieck 1 Erw. Kirschweg 5<br />

16.) Margarete Sange 1 Erw. E.-Thälmann-<br />

Pl. 6<br />

17.) Ing. Viktor Jahrmann 2 E +1 Ki Thälmann-<br />

Platz 6<br />

18.) Dipl.-Ing. Wilfling 2 E + 1 Ki Thälmann-<br />

Platz 6<br />

Aus: StA <strong>Leuna</strong>; Rep. XX; Akte Nr. 23; Bl. 1.<br />

Der Kultur- und Sozialausschuss wurde auch mit Lappalien belästigt<br />

und sogar gelähmt. Schwerpunkt war hierbei das Altersheim.<br />

Die Differenzen gelangten von der Verwaltung bis in die<br />

Ausschüsse. So dass sich am 26.02.1952 der Kultur- und Sozialausschuss<br />

„vor Ort“ ein Bild machen musste:<br />

„Fast vollzählig waren die Ausschussmitglieder im Altersheim<br />

versammelt. Die Insassen wurden im Speisesaal zusammengerufen<br />

und zunächst von <strong>Stadt</strong>rat Dr. Zepf begrüßt und Ihnen bedeutet,<br />

dass die Vorkommnisse der letzten Zeit dem Ausschuss<br />

Veranlassung geben noch einmal die nicht schönen Angriffe und<br />

einseitigen Beschwerden im Beisein aller Heim-Insassen durchzusprechen<br />

und Unstimmigkeiten bereinigen. Von vornherein<br />

müsse darauf hingewiesen werden, dass der Ausschuss bzw.<br />

der Rat der <strong>Stadt</strong> aufgrund der Heim- und Hausordnung nicht<br />

davor zurückschrecken werden von der Möglichkeit Gebrauch<br />

zu machen Heiminsassen, die beweisen, dass sie sich in die<br />

Hausgemeinschaft nicht einreihen wollen, aus dem Heim entfernen.<br />

Es sei festzustellen, dass einige der Insassen immer wieder<br />

versuchen Unstimmigkeiten, Verdruss und Ärger zu bereiten, der<br />

Grund dazu seien kurz gesagt an den Haaren herbeigezogene<br />

Kleinigkeiten unbedeutender Art und er bittet auch heute wieder<br />

doch nun endlich damit aufzuhören und sich ernstlich zu bemühen<br />

eine wirkliche Gemeinschaft zu bilden, es sei ein schlechtes<br />

Zeichen, wenn wir immer wieder reden Einigkeit den ganzen<br />

Deutschlands muss es sein, wenn es uns noch nicht einmal gelingt<br />

in einem so kleinen Kreise Einigkeit zu schaffen.<br />

Die in den beiden letzten Wochen durchgeführte Überprüfung<br />

durch Ausschussmitglieder hat ergeben, das bezüglich dieses<br />

Essens grundsätzlich berechtigte Klagen nicht vorgebracht werden<br />

könnten, dies wird allgemein von allen Anwesenden bestätigt.<br />

Es setzt nunmehr eine ziemlich lebhafte Aussprache ein, die<br />

erkennen lässt, dass im Heim sich wenigstens 2 Parteien gegenüberstehen<br />

auf der einen Seite die Herren Schneider, Habich<br />

und Dreyer und auf der anderen die gesamten übrigen Insassen.<br />

Wortführer auf der einen Seite war Herr Dallmann und auf der anderen<br />

Herr Dreyer, Zustimmung zu den Ausführungen Dallmanns<br />

gaben alle bis auf die Herren Dreyer und Habich, nachdem eine<br />

zeitlang gegenseitige Plänkeleien und Anschuldigungen allgemeiner<br />

Art ausgetragen wurden , kam dann zuerst ausgesprochen<br />

auch wieder von Dallmann zum Ausdruck, dass an alle der<br />

Unzuträglichkeiten der als Hauswart tätige Herr Kolb mit schuld<br />

sei, ja er sei als der eigentliche Stänker zu verzeichnen, wohl der<br />

größte Teil der Insassen hat dazu seine Zustimmung zum Ausdruck<br />

gebracht. Aufgefordert, dazu nähr Stellung zu nehmen,<br />

erklärte Dallmann, herrisches Benehmen den anderen Insassen<br />

gegenüber, Wegnahme von Eiern, Verderb von Kartoffeln durch

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