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mal jährlich drei bis fünf Junge,<br />
so dass also Nachwuchs von Ende<br />
Februar bis Ende August eintreffen<br />
kann. Eichhörnchen kommen<br />
als ausgesprochene Nesthocker<br />
zur Welt, rosafarben, nackt, blind,<br />
kaum sechs Zentimeter lang und<br />
knapp zehn Gramm schwer. Nach<br />
ein paar Tagen beginnen sie sich<br />
zu färben; eine komplette Jugendbehaarung<br />
tragen sie nicht<br />
vor zwei Wochen, und die Augen<br />
öffnen sich erst nach rund einem<br />
Monat.<br />
Wenn sie ungefähr sechs Wochen<br />
alt sind, verlassen die munzigen,<br />
jetzt über hundert Gramm<br />
schweren Eichkätzchen das Nest,<br />
trinken aber noch bei der Mutter<br />
(insgesamt etwa neun Wochen<br />
lang). Von ihr lernen sie<br />
auch, was essbar ist, indem sie<br />
sich Nahrungsbrocken aus ihrem<br />
Maul angeln. Auf ihren Ausflügen<br />
erkunden sie den Baum, auf dem<br />
sie geboren sind, dann die benachbarten<br />
Bäume und schliesslich<br />
das ganze Revier. Die Mut-<br />
Bildautor: AWT<br />
Frassspuren an Fichtenzapfen –<br />
wer war’s?<br />
www.schweizerjaeger.ch<br />
Eine ausgefaserte<br />
Zapfenspindel besagt,<br />
dass die Schuppen<br />
abgerissen wurden.<br />
Urheber:<br />
das Eichhörnchen.<br />
Konkurrenz durch Grauhörnchen<br />
Das amerikanische Pendent zu unserem Eichhörnchen (Scirius vulgaris) ist das Grauhörnchen (Scirius carolinensis).<br />
Doch es ist grösser, stärker und dominanter. Zudem ist es Träger eines Virus (Pox-Virus, «Eichhörnchen-Pocken»),<br />
gegen das es selber – im Gegensatz zu den einheimischen Hörnchen – immun ist. Unbedacht eingeschleppte<br />
und freigesetzte Graue konnten sich auf den Britischen Inseln und in Norditalien verbreiten und verdrängen dort<br />
nun zunehmend die einheimischen Roten.<br />
In England ist dieser Verdrängungsprozess – seit dem ersten Nachweis 1876 – schon weit fortgeschritten. Nur in<br />
Nordengland und Schottland konnten sich die Roten noch halten. In ganz Grossbritannien liegt das Verhältnis heute<br />
bei gut drei Millionen Grauhörnchen versus noch knapp 150 000 Eichhörnchen.<br />
In Italien (Piemont und Lombardei) ist das Grauhörnchen seit seiner Freisetzung durch Privatleute Mitte 20. Jahrhundert<br />
ansässig und heute mit gut 30 000 Individuen vertreten. Aufgrund von Modellrechnungen wird angenommen,<br />
dass die Grauen auf ihrem Vormarsch Richtung Norden in absehbarer Zeit das Tessin erreichen könnten.<br />
Dem Fluss Tessin folgend, sind die Grauhörnchen nur noch gut 70 Kilometer von der <strong>Schweizer</strong> Grenze entfernt.<br />
Und da die Alpen für ihre Weiterausbreitung kein unüberwindbares Hindernis darstellen, stünde ihnen dann theoretisch<br />
auch der Weg nach Mitteleuropa offen.<br />
Diese bedrohliche Situation rief eine Europäische Eichhörnchen-Initiative auf den Plan, die den Grauen den Kampf<br />
ansagte. Weil jedoch Massentötungen durch Tierschutzkreise verhindert wurden, versucht man nun, das Problem<br />
via Empfängnisverhütung bei den Grauhörnchen zu lösen, das heisst mittels einer Immuno-Kontrazeption: Impfung<br />
des Immunsystems mit Antikörpern, die wichtige Proteine an der Oberfläche von Spermien und Ei blockieren und<br />
so deren Verschmelzung verhindern, so dass sich die Grauhörnchen nicht weiter vermehren können.<br />
Doch bis diese Methode reif ist für den Freilandeinsatz, dürften noch Jahre vergehen. In der Zwischenzeit wird die<br />
Natur das Problem auf ihre Weise lösen. HH<br />
ter zieht sich nun zunehmend<br />
zurück und überlässt die Jungen<br />
dem Schicksal. Mit etwa sieben<br />
Monaten sind die Eichkätzchen<br />
erwachsen, und mit acht bis zehn<br />
Monaten sind junge Weibchen bereits<br />
geschlechtsreif, werfen aber<br />
gewöhnlich erst im zweiten Lebensjahr.<br />
Sind die Schuppen<br />
dicht und sauber<br />
über der Spindel<br />
abgenagt, war es<br />
die Maus.<br />
Eichkätzchen<br />
(hier auf dem<br />
Bild bloss wenige<br />
Tage alt) kommen<br />
als Nesthocker<br />
zur Welt,<br />
blind und nackt.<br />
Überleben ist Glückssache<br />
Die scheinbar grosse Nachwuchsrate<br />
der Eichhörnchen ist<br />
notwendig, weil, wie man vermutet,<br />
nur etwa ein Viertel bis<br />
ein Fünftel der Jungen ein Jahr<br />
alt wird und offenbar weniger als<br />
ein Prozent (!) aller Tiere fünf<br />
Lebensjahre erreicht. Ein Hinweis<br />
mehr, wie grausam hart der<br />
Überlebenskampf in der Natur ist,<br />
und wie wenig wir uns eigentlich<br />
dessen bewusst sind – sein wollen.<br />
Noch fehlen genaue Untersuchungen<br />
über die Gründe dieser<br />
hohen Selektion. Als sicher<br />
nimmt man an, dass die klassischen<br />
«Erbfeinde» Baummarder<br />
und Habicht höchstens regulierend,<br />
nicht aber dezimierend eingreifen.<br />
Gravierender wirken sich die<br />
durch den Menschen hervorgerufenen<br />
Umweltveränderungen aus,<br />
Ist der Zapfen<br />
zerhackt und<br />
zerzaust und sind<br />
die Schuppen<br />
ausgedreht, so<br />
stammen die<br />
Spuren aus der<br />
Spechtschmiede.<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong> 4/2012 25<br />
Wildkunde