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NEU - Schweizer Jäger

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Tierarzt<br />

Foto: naturpix.ch/ch.meier<br />

Wo reife Böcke fehlen, fallen der Räude gehäuft junge, im Bild ein<br />

Vierjähriger, auch gut konditionierte Böcke zum Opfer.<br />

res Äsungsangebot auch zu einer<br />

besseren Konditionierung<br />

der Gams führe, erwähnen sie<br />

ebenso, wie zusätzlich die Tatsache,<br />

dass trotz allem noch<br />

keine wirksame Massnahme<br />

gefunden werden konnte, die<br />

das Einschleppen der Krankheit<br />

aus verseuchten in bisher<br />

seuchenfreie Gebiete verhindern<br />

könne.<br />

Vorbeugen ist besser als<br />

heilen.<br />

Diesem Grundsatz misst<br />

auch die Biologin Schaschl<br />

in ihrem Buch «Gamsräude»<br />

hohe Bedeutung zu und räumt<br />

wie die zuvor erwähnten Autoren<br />

der Wilddichte, dem Geschlechterverhältnis<br />

und der<br />

Sozialstruktur von Gamspopulationen<br />

hohe Priorität ein.<br />

Auch sie vertritt die Auffassung,<br />

dass die Anzahl Tiere<br />

in einem bestimmten Lebensraum<br />

stets dem dort vorhandenen<br />

Äsungsangebot angepasst<br />

werden müsse. Wobei sie weiter<br />

festhält, dass ein tragbarer<br />

Wildbestand auch unter optimalen<br />

Lebensbedingungen<br />

stets an eine Obergrenze stosse,<br />

deren Überschreitung zum<br />

Kümmern des Wildes und zu<br />

einer Absenkung der Widerstandskraft<br />

gegenüber Erkrankungen<br />

führe.<br />

Sie ist sich auch bewusst,<br />

dass diese Grenzwerte für die<br />

tragbare Wilddichte gebiets-<br />

und äsungsabhängig gros sen<br />

Schwankungen unterliegen<br />

und daher keine Allgemeingültigkeit<br />

besitzen. Als Annäherungswert<br />

erwähnt sie aber<br />

5 bis 8 Gams pro 100 Hektar<br />

als angemessen.<br />

62 <strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong> 4/2012<br />

Wie ausschlaggebend die<br />

Wilddichte aber im Zusammenhang<br />

mit einem Seuchengeschehen<br />

wirklich ist, belegt<br />

sie mit dem Hinweis, dass<br />

Seuchen nur in überhöhten<br />

Wildbeständen auftreten, und<br />

dass beim Abklingen einer<br />

Räude-Epidemie die Dichte<br />

von Gamspopulationen noch<br />

1 bis 1,3 Stück pro 100 Hektar<br />

ausmache.<br />

Hohe Priorität besitzt im<br />

Fall der Räude nebst der vorhandenen<br />

Wilddichte auch ein<br />

der Art entsprechendes Geschlechterverhältnis<br />

von 1:1.<br />

Denn nur dadurch lässt sich<br />

eine Abkürzung der Brunft<br />

und damit eine Schonung der<br />

zu diesem Zeitpunkt stark geforderten<br />

Böcke erreichen.<br />

Schaschl erachtet aber ein GV<br />

von 1:1,2 bzw. 1:1,3 noch als<br />

tragbar.<br />

Die Sozialstruktur einer<br />

Gamspopulation sieht sie<br />

dann im Lot, wenn sich diese<br />

am Ende der Schusszeit noch<br />

wie folgt zusammensetzt: Anteil<br />

Tiere der Jugendklasse 45<br />

Prozent und Anteil Vertreter<br />

der Mittel- und Altersklasse<br />

55 Prozent. Wenn der Gamsjäger<br />

diesen Forderungen durch<br />

die Art seiner Jagdausübung<br />

gerecht wird, dann verfügen<br />

die Einzelgams nach Meinung<br />

Schaschls nicht nur über eine<br />

bessere Kondition, sondern<br />

auch über genügend Abwehrkräfte<br />

gegen Krankheiten.<br />

Den Massnahmen zur Räudeabwehr<br />

räumt auch Gressmann<br />

in seiner 2001 an der<br />

Universität Graz verfassten<br />

Dissertation zur Thematik<br />

von «Gamsräude und Gams-<br />

Wo sie in genügender Zahl vorhanden, darf der eine und andere auch erlegt<br />

werden.<br />

blindheit im Gebiet der Steiermark»<br />

viel Platz ein. Übereinstimmend<br />

mit den bisher<br />

genutzten Quellen stehen auch<br />

in seiner Arbeit bezüglich der<br />

Räudevermeidung die Wilddichte,<br />

das Geschlechterverhältnis<br />

und der Altersklassenaufbau<br />

von Gamspopulationen<br />

im Zentrum der Betrachtung.<br />

Mit Hinweis auf die Forschungsergebnisse<br />

von BOCH<br />

u. SCHNEIDAWIND, 1988, KNAUS<br />

u. SCHRÖDER, 1975, PENCE et.<br />

al., 1983, ROSSI et al. 1995,<br />

vertritt auch er die Meinung,<br />

dass sich in vielen Gebieten<br />

(der Steiermark. Verf.) die<br />

Wilddichten an der Obergrenze<br />

der Lebensraumkapazität<br />

oder sogar darüber bewegen.<br />

Schon KNAUS u. SCHRÖDER verwiesen<br />

auf die Tatsache, dass<br />

hohe Gamsbestände nur dann<br />

auf die Dauer gesund erhalten<br />

werden können, wenn durch<br />

eine wirksame Bestandesreduktion<br />

die Lebensbedingungen<br />

für das einzelne Individuum<br />

verbessert werden können.<br />

Ein Ziel, das nur dann erreicht<br />

werden kann, wenn die<br />

Bemühungen nicht an der Reviergrenze<br />

– für die Schweiz<br />

müsste es wohl eher Kantons-<br />

und damit Systemgrenze heissen<br />

– Halt machen. Gressmann<br />

gibt allerdings zu bedenken,<br />

dass zur Dichtebestimmung<br />

aber nicht die Fläche einer<br />

Hegegemeinschaft oder eines<br />

Jagdreviers, sondern nur die<br />

der durch das Gamswild wirklich<br />

genutzten Lebensräume<br />

beigezogen werden dürfe. Wobei<br />

zudem die Unterschiede<br />

zwischen Sommer- und Winterlebensräumen<br />

zu berück-<br />

Foto: naturpix.ch/m.p.stähli<br />

sichtigen wären. Eine Reduktion<br />

der Wilddichten kann<br />

aber nur dann zum Ziel führen,<br />

wenn auch in anzahlmässig<br />

kleinern Populationen deren<br />

Struktur der Biologie der<br />

Art entspricht.<br />

Wie schon NERL 1981 mit<br />

Nachdruck festhält, bringt<br />

daher ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis<br />

von nahezu<br />

1:1 im Zusammenhang<br />

mit dem Räudegeschehen dadurch<br />

Vorteile, dass die Brunft<br />

rasch verläuft und die Böcke<br />

dadurch eher geschont werden.<br />

Ganz abgesehen davon,<br />

dass die Brunft selbst ein hohes<br />

Ansteckungspotenzial in<br />

sich birgt. Sei es durch die<br />

Schwächung der Böcke oder<br />

den engen Kontakt der Tiere<br />

untereinander. Diesen Gefahren<br />

kann dann vorgebeugt<br />

werden, wenn eine genügend<br />

grosse Anzahl reifer Böcke zur<br />

Bildung kleinerer Brunftrudel<br />

führt. Denn nur so wird auch<br />

der Deckerfolg erhöht und die<br />

Brunft nicht dadurch unnötig<br />

verlängert, dass nicht beschlagene<br />

Geissen erneut zyklisch<br />

werden.<br />

Ganz abgesehen davon,<br />

dass sich in kleinern Rudeln<br />

weniger Tiere gegenseitig infizieren,<br />

und die Milben durch<br />

das Verbleiben der Platzböcke<br />

bei diesen Rudeln auch<br />

weniger in andere weiterverschleppt<br />

werden.<br />

Gamswild bleibt auch dann<br />

gesund, wenn nebst dem ausgewogenen<br />

Geschlechterver-<br />

hältnis der Altersklassenaufbau<br />

in den einzelnen Populationen<br />

den natürlichen Gegebenheiten<br />

der Art entspricht.

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