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Und dazu gehören wie zuvor<br />
erwähnt eine genügende Anzahl<br />
reifer Böcke. Fehlen sie,<br />
nehmen zu junge Böcke an<br />
der Brunft teil und erleiden<br />
auf Grund ihres «wilden Treibens»<br />
zu grosse Gewichtseinbussen,<br />
was sie nicht nur<br />
völlig ausgelaugt in den Bergwinter<br />
starten lässt, sondern<br />
auch weniger widerstandsfähig<br />
gegenüber Krankheiten<br />
macht.<br />
Zu den jungen Böcken zählt<br />
Nerl, und das mag viele erstaunen,<br />
auch noch die fünfjährigen.<br />
Auf der andern Seite<br />
kann bei Krewer, 1998, nachgelesen<br />
werden, dass in natürlich<br />
zusammengesetzten und<br />
unbejagten Gamspopulationen<br />
der Abruzzen Böcke erst<br />
mit acht und neun Jahren aktiv<br />
am Brunftgeschehen teilnehmen.<br />
Gressmann selbst konnte<br />
in seinen Untersuchungen<br />
nachweisen, dass es sich in<br />
Räudegebieten beim überwiegenden<br />
Teil der erlegten oder<br />
als Fallwild gefundenen Böcke<br />
um vierjährige Gams handelte,<br />
die sich während der Brunft<br />
infiziert hatten. Er vermutet,<br />
dass eine vergleichende Auswertung<br />
sämtlicher im ganzen<br />
Gebiet der Steiermark erhobenen<br />
Fallwildfunde, auch<br />
solcher aus räudefreien Regionen,<br />
zu ähnlichen Ergebnissen<br />
führen müsste. Das heisst,<br />
zum Fehlen einer genügend<br />
grossen Anzahl reifer Böcke.<br />
Dass ausgewogene Geschlechterverhältnisse<br />
und<br />
vor allem das Vorhandensein<br />
reifer Böcke eminent wichtig<br />
sind, um langfristige, nachteilige<br />
Folgen für einen Gamsbestand,<br />
z.B. unsynchronisierte<br />
Setzzeiten, Veränderungen in<br />
der Überlebenswahrscheinlichkeit<br />
und den Körpergewichten<br />
von Böcken und<br />
Geis sen, zeigt auch MILLER<br />
in ihrem 2009 erschienenen<br />
«Das Gamsbuch» deutlich<br />
auf. Sie verweist etwa auf die<br />
zeitgleichen Ovulationen (Eisprünge)<br />
zwischen den Geissen<br />
eines Rudels, die zudem<br />
innerhalb eines schmalen Zeitfensters<br />
erfolgen. Fehlen zu<br />
diesem Zeitpunkt die zu ihrer<br />
Befruchtung notwendigen Böcke<br />
(da zu früh abgeschossen.<br />
Verf.), bleiben viele Geissen<br />
«leer», das heisst unbefruchtet.<br />
Und dies, weil entweder<br />
kein reifer Bock als Auslöser<br />
der Ovulation vorhanden<br />
ist, oder ein einzelner Bock<br />
die gleichzeitig ovulierenden<br />
Geis sen nicht alle rechtzeitig<br />
beschlagen kann. Durch die<br />
sich dadurch in der Regel nach<br />
drei Wochen wiederholenden<br />
Brunftzyklen wird die Brunft<br />
selbst unnötig in die Länge<br />
gezogen und desynchronisiert<br />
(Miller), was sich Wochen<br />
später auch auf die Setzzeit<br />
auswirkt. Dies wiederum führt<br />
dazu, dass spät gesetzte Kitze<br />
dadurch eher geringere Überlebenschancen<br />
besitzen, weil<br />
ihre Mütter zu wenig oder zu<br />
gehaltsarme Milch produzieren<br />
oder weil deren Kitze ganz<br />
einfach zu wenig Reserven für<br />
den kommenden Winter auf-<br />
Führende Geissen sollen unbedingt alt werden dürfen. Sie geben nicht nur<br />
ihre Erfahrungen an jüngere Rudelmitglieder weiter, sondern bringen meist<br />
auch starke Kitze durch die Fährnisse ihres ersten Lebensjahres.<br />
Foto: naturpix.ch/m.p.stähli<br />
bauen können und dann eingehen.<br />
Alte noch führende und gut<br />
konditionierte Geissen sollten<br />
nach Gressmann unbedingt<br />
geschont werden, da sie ihr<br />
hohes Alter vor allem deshalb<br />
erreichten, weil sie auf Grund<br />
ihrer Erfahrungen in den besten<br />
Wintereinständen überlebten<br />
und dieses «Wissen» auch<br />
weitergeben. Möglichst frühzeitig<br />
sollten aber auch in räudefreien<br />
Gebieten alte Geissen<br />
ohne Kitz – es brauchen<br />
nicht immer Geltgeissen zu<br />
sein – erlegt werden. Sie sind<br />
nach Nerl, 1981, meist lange<br />
brunftig und lassen sich von<br />
vielen und dazu auch jungen<br />
Böcken beschlagen, was gerade<br />
in Räudegebieten einer<br />
raschen Parasitenverbreitung<br />
Vorschub leistet.<br />
Und die Rolle der Jagd?<br />
Dazu Gressmann wörtlich:<br />
«Über die Jagd besteht die<br />
Möglichkeit, in relativ kurzer<br />
Zeit flächendeckend in Populationen<br />
einzugreifen. Diese<br />
Tatsache kann in der Prävention<br />
von Räude eine grosse<br />
Rolle spielen und sollte genutzt<br />
werden. Solange die Jagd<br />
aber vielerorts noch immer<br />
sehr stark vom Wunschdenken<br />
der <strong>Jäger</strong> geformt und starke<br />
Trophäen sowie hohe Jagdstrecken<br />
angestrebt werden,<br />
wird es schwer sein, die nachfolgend<br />
angeführten Massnahmen<br />
und Vorschläge in die<br />
Praxis umzusetzen. BYLOFF<br />
ist bereits 1927 der Meinung,<br />
dass der modern orientierte<br />
Weidmann heute bezüglich<br />
neuer Methoden zugänglicher<br />
sein dürfte, und wenn<br />
nicht, wird eben eine Milbe<br />
oder Laus die Auslese schaffen.<br />
Der <strong>Jäger</strong> soll und darf<br />
sich am erlegten Stück freuen.<br />
Aber viele müssten wieder lernen,<br />
sich an jedem richtig angesprochenen<br />
Stück freuen zu<br />
können und nicht nur an kapitalen<br />
Trophäen.» (Zitatende)<br />
Darauf und vor allem die<br />
Bejagung von Gamspopulationen<br />
in Räudegebieten, den<br />
Umgang mit dort erlegten<br />
Gams und ihre Verwendbarkeit<br />
als Wildbret werde ich in<br />
einer abschliessenden Folge<br />
ausführlich eingehen.<br />
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