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Von Katharina Rutz<br />
In diesen Tagen streifen die<br />
Luchse besonders häufig und<br />
weiträumig umher. Es ist Ranzzeit<br />
und die sonst einzelgängerisch<br />
lebenden Tiere begeben sich<br />
auf die Suche nach einem Partner.<br />
Dabei unternehmen sie ausgedehnte<br />
Streifzüge. Dies möchte<br />
Andreas Ryser, Projektkoordinator<br />
der Nordostschweizer Luchse<br />
bei Kora (koordiniert Forschungsprojekte<br />
zur Erhaltung und zum<br />
Management der Raubtiere der<br />
Schweiz), ausnutzen, um mittels<br />
Fotofallen zu neuen Erkenntnissen<br />
zu gelangen. Das Monitoring<br />
führt Kora in Zusammenarbeit<br />
mit den kantonalen Jagdbehörden<br />
aus. Das überwachte Gebiet umfasst<br />
Teile beider Appenzell und<br />
Zürichs sowie im Kanton St. Gallen<br />
vor allem die Regionen Toggenburg,<br />
Werdenberg, Seeztal sowie<br />
See und Gaster.<br />
52 Fallen mit Blitzlicht<br />
Insgesamt wurden an 52 Standorten<br />
Fotofallen aufgestellt. Die<br />
Geräte werden einmal wöchentlich<br />
durch Mitarbeiter der Kora<br />
oder einen Wildhüter gewartet.<br />
Sie bleiben bis zum 20. April<br />
stehen und werden dann wieder<br />
entfernt. Andreas Ryser und sein<br />
Team hoffen, noch unbekannte<br />
Luchse zu entdecken sowie die<br />
bereits bekannten systematisch<br />
nachweisen zu können. Deshalb<br />
umfasst das Monitoring, das 2009<br />
das letzte Mal durchgeführt wurde,<br />
immer die gleichen Gebiete.<br />
Der Kanton Thurgau, wo in den<br />
letzten Jahren immer mal wieder<br />
ein Luchs umherstreifte, wird<br />
ausgelassen.<br />
17 der 52 Fotofallenstandorte<br />
des Monitorings befinden sich<br />
im Aufsichtsgebiet des Obertoggenburger<br />
Wildhüters Urs Büchler.<br />
Die Kameras sind an Plätzen<br />
aufgestellt, wo die Fachleute beliebte<br />
Luchswege vermuten. «Einerseits<br />
sind dies Stellen, wo wir<br />
schon öfter mit den Fotofallen erfolgreich<br />
Tiere ablichten konnten»,<br />
erklärt Urs Büchler. Andererseits<br />
würden sie an Engpässen<br />
aufgestellt, wo Luchse – kommen<br />
sie durch dieses Gebiet – zwangsläufig<br />
durch müssen. Ausserdem<br />
benutzen Luchse im Winter gerne<br />
bequem die ausgetretenen Wege<br />
und Waldstrassen auf ihren Streifzügen.<br />
Dennoch ist es eine Suche<br />
auf gut Glück. Etwas effizienter<br />
ist das Aufstellen einer Fotofalle<br />
bei einem Riss. «Deshalb ist<br />
es sehr wichtig, dass frisch gefundene<br />
tote Rehe und Gämsen<br />
umgehend der Wildhut gemeldet<br />
werden», betont Urs Büchler.<br />
So konnte er im November einige<br />
Nachweise der relativ gut bekannten<br />
Toggenburger Luchse erbringen.<br />
Dazu gehören seit einigen<br />
Jahren die Luchsweibchen Noja<br />
und Alma, die auch letztes Jahr<br />
mit Jungen fotografiert wurden.<br />
Ausserdem konnte das Männchen<br />
B112 nachgewiesen werden.<br />
Ein nicht identifizierter<br />
Luchs konnte ausserdem auf der<br />
Schwäg alp beobachtet werden<br />
und zehn Tage später ein Nachkomme<br />
von Alma aus dem Jahr<br />
2009 im Raum Krummenau. «Im<br />
Gebiet Krummenau-Schwägalp<br />
waren dies die ersten Nachweise<br />
seit mehreren Jahren», so Büchler.<br />
Dies bestätigt ihn in seiner<br />
Einschätzung, dass der Toggenburger<br />
Luchsbestand sogar leicht<br />
steigend sein könnte und sich<br />
eher ausdehnt. Urs Büchler, selber<br />
ein leidenschaftlicher <strong>Jäger</strong>,<br />
freut sich dennoch über jeden<br />
Nachweis. «Den letzten Luchs<br />
sah ich in natura im Jahr 2010.»<br />
Diskussionen haben sich gelegt<br />
In der Bevölkerung scheint<br />
die Akzeptanz für den Luchs gestiegen<br />
zu sein. «Dass <strong>Jäger</strong> oder<br />
Wanderer gerissene Rehe melden,<br />
hat sich etabliert», sagt Urs<br />
Büchler. Die Diskussionen inner-<br />
2009 war man vorsichtig optimistisch<br />
Beim letzten Monitoring beurteilte Andreas Ryser die Situation im<br />
Churfirsten- und Alpsteingebiet als «vorsichtig optimistisch». Die<br />
zwei weiblichen Luchse Alma und Noja führten mehrmals Junge und<br />
das Männchen B112 konnte regelmässig nachgewiesen werden. Im<br />
Alpstein sind zudem noch zwei weitere Luchse fotografisch dokumentiert.<br />
Im Tössstockgebiet sah die Situation weniger gut aus. Das Männchen<br />
Wero ist an Staupe verendet. Das Männchen B174 konnte zwar<br />
nachrücken, jedoch hat es nach Meinung der Fachleute keinen Zugang<br />
zu Weibchen. In letzter Zeit fehlen Nachweise vom Verbleib<br />
dieses Männchens ganz. Auch darüber soll das Monitoring nun Klarheit<br />
schaffen. (kru)<br />
Mittels Fotofallen<br />
können Luchse<br />
nachgewiesen<br />
und anhand der<br />
Fellzeichnung<br />
unterschieden<br />
werden.<br />
halb der <strong>Jäger</strong> haben sich gelegt.<br />
«Der Luchs wird als Tatsache akzeptiert,<br />
obwohl diese Tatsache<br />
nicht von allen sonderlich geliebt<br />
wird», umschreibt der Wildhüter.<br />
Die Jagdstrecke zeigt in der Tat lokale<br />
Schwankungen, wenn sich ein<br />
Luchs im Gebiet aufhält. Für Wildhüter<br />
Urs Büchler ist klar, dass die<br />
Raubkatze den Reh- und Gämsbestand<br />
beeinflusst und somit auch<br />
die jagdliche Nutzung. «Die Gefahr<br />
einer Ausrottung besteht aber<br />
sicherlich nicht.» Zudem erhalten<br />
Jagdreviere, wo ein Luchs nachgewiesen<br />
werden konnte, Pachtzinsreduktion<br />
vom St. Galler Amt für<br />
Natur, Jagd und Fischerei.<br />
Bei den Landwirten wird der<br />
Luchs einzig zum Thema, wenn<br />
Nutztiere tot aufgefunden werden<br />
oder verschwinden. Meist gilt der<br />
erste Gedanke dann dem Luchs.<br />
«Oft ist es aber nicht nachweisbar,<br />
dass die Nutztiere von Luchsen<br />
gerissen werden. Dabei haben<br />
wir von der Wildhut kein<br />
Interesse daran, einem Tierhalter<br />
die Entschädigung vorzuenthalten»,<br />
so Büchler. Doch werden<br />
Risse nach klaren Kriterien beurteilt.<br />
Dazu gehören Spuren rund<br />
um den Kadaver, die Nutzung des<br />
Kadavers oder ein Nachweis mit<br />
der Fotofalle. ■<br />
Foto: Urs Büchler<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong> 4/2012 43<br />
Lebensraum