STEINZEUG Information 2004 - Fachverband Steinzeugindustrie eV
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38<br />
Forschung + Technik<br />
Innovation durch Technik<br />
20 Jahre Microtunneling in Berlin –<br />
20 Jahre Berliner Bauweise<br />
Technik ist Anstrengung, um<br />
Anstrengungen zu ersparen<br />
Ortega y Gasset<br />
Am 7. Juni 1984 leiteten die<br />
damaligen Berliner Entwässerungswerke,<br />
jetzt Berliner<br />
Wasserbetriebe, mit dem Startschuss<br />
für den weltweit ersten vollautomatisch<br />
gesteuerten Rohrvortrieb<br />
der Nennweite 250 mm<br />
eine Entwicklung ein, die heute im<br />
Kanal- und Rohrleitungsbau zur<br />
Standardbauweise gehört.<br />
■ Jahr 1984: Baustellenschild der<br />
Berliner Entwässerungswerke zum<br />
1. vollautomatischen Rohrvortrieb in<br />
der Berliner Marlenestraße.<br />
<strong>STEINZEUG</strong>-<strong>Information</strong> <strong>2004</strong><br />
Für den Bau begehbarer Kanäle wurden Tunnelbauweisen schon jahrelang<br />
mit wirtschaftlichem Erfolg praktiziert. Für nicht begehbare Rohrquerschnitte<br />
hatte sich bis dahin die Veränderung im Kanalbau im Wesentlichen<br />
auf die Mechanisierung des Baustellenbetriebes, des Bodenaushubs und<br />
der Einführung neuer Verbaumethoden beschränkt.<br />
Anfang der achtziger Jahre setzten Entwicklungen ein, die die grabenlose<br />
Herstellung nicht begehbarer Kanäle (≤ DN 800) mit ferngesteuert arbeitendem<br />
Bohrkopf zum Ziel hatten. So wurden zum Beispiel in Hamburg<br />
mit Fördermitteln des damaligen Bundesministeriums für Forschung und<br />
Technologie (BMFT) japanische Vortriebsmaschinen erprobt; die Wirth<br />
GmbH entwickelte in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen eine Vortriebsmaschine<br />
für nicht begehbare Querschnitte [1], [2], [3].<br />
Nachteile dieser Maschinen waren zum einen die relativ großen Abmessungen<br />
der Start- und Zielbaugruben, die die Wirtschaftlichkeit einschränkten<br />
und zum anderen der durch diese Maschinen abgedeckte Nennweitenbereich.<br />
In West-Berlin lagen 1984 rd. 74 % der Kanäle im Nennweitenbereich<br />
≤ 400 mm, und man konnte davon ausgehen, dass sich auch bei künftigen<br />
Kanalbauvorhaben die Nennweitenverteilung weiter so entwickeln wird.<br />
Hiermit wird sofort deutlich, dass das Hauptanwendungsgebiet für geschlossene<br />
Bauweisen im Nennweitenbereich bis 400 mm liegen würde<br />
[3].<br />
Diese Anforderungen wurden von der erstmalig eingesetzten Rohrvortriebsanlage<br />
RVS 100 A, die von der Dr.-Ing. Soltau GmbH entwickelt wurde,<br />
erfüllt. Diese Anlage war für Rohrvortriebe der Nennweiten DN 250 bis<br />
DN 400 ausgelegt und so konstruiert, dass sie den Rohrvortrieb aus<br />
Schächten von lediglich 2.000 mm Innendurchmesser zuließ.<br />
Es wäre verfehlt, an dieser Stelle auf weitere Einzelheiten einzugehen, da<br />
jeder Interessierte die technische Entwicklung von Beginn bis heute in den<br />
zahlreichen Veröffentlichungen nachlesen kann [3] bis [19].<br />
Mit dem ersten vollautomatisch gesteuerten Rohrvortrieb DN 250 wurde<br />
von Berlin ausgehend eine Entwicklung in Gang gesetzt, die den Kanalbau<br />
revolutionierte. Diese innovative Technik konnte sich jedoch am Markt nur<br />
so schnell durchsetzen, weil die Berliner Wasserbetriebe den Weg ohne jegliche<br />
Subventionen beschritten haben. Die geschlossene Bauweise musste