Zürcher Denkmalpflege, 8. Bericht 1975/1976 (PDF ... - Kanton Zürich
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objekten, ging es doch primär darum, die betreffenden Weiler<br />
und Dörfer erst einmal zu würdigen und deren kulturhistorischen<br />
Wert vor allem für die eigene Bevölkerung sichtbar<br />
werden zu lassen.<br />
– Für Weissenbach (Gemeinde Mettmenstetten) wurde ein<br />
genereller Sanierungsplan für die Wiederherstellung des<br />
Äusseren der vielen Wohn- und Ökonomiebauten und<br />
deren Erhaltenswürdigkeit und Dienstbarmachung für<br />
den heutigen Lebensstandard ausgeführt.<br />
– In Undalen (Gemeinde Bauma) konnte sich kein einziger<br />
Hauseigentümer zu einer Renovation entschliessen. Der<br />
Staat liess aber von sämtlichen Flarzhäusern unter der<br />
Leitung von Architekt A. Ott, Winterthur, Bauaufnahmen<br />
anfertigen. Grundriss und Schnitte wurden angefertigt<br />
von den Objekten Vers. Nr. 500–524 und 526–531<br />
sowie 1010. Von den nachstehenden Häusern wurden zudem<br />
noch die Fassaden gezeichnet: Vers. Nr. 500–511,<br />
513–524, 526–528, 530 und 531 sowie 1010.<br />
– Rudolfingen (Gemeinde Trüllikon) hat erneut gezeigt, wie<br />
wertvoll ein vom Verkehr etwas abgerücktes Dorf mit<br />
prächtigen Bauernhäusern in unserem hektischen Zeitalter<br />
ist. Von 41 Hauseigentümern haben sich 25 dank<br />
einer intensiven Bauberatung durch einen vom <strong>Kanton</strong><br />
honorierten Architekten zu Renovationen und Sanierungen<br />
entschlossen. Durch die revidierte Ortsplanung wurde<br />
eine unkontrollierbare Entwicklung verhindert (siehe<br />
<strong>Bericht</strong> S. 186 f.).<br />
– Otelfingen hat vom 26. bis 2<strong>8.</strong> September <strong>1975</strong> zusammen<br />
mit der <strong>Zürcher</strong>ischen Vereinigung für Heimatschutz<br />
(ZVH) ein grosses Dorffest veranstaltet. Die dreitägige<br />
Veranstaltung hat auch viel Volk aus nah und fern angezogen<br />
und bewusst werden lassen, was ein eigenständiges<br />
<strong>Zürcher</strong> Dorf uns Heutigen zu bieten hat. Ausser der<br />
«Untermühle» wurden seit <strong>1975</strong> recht viele Bauern- und<br />
Wohnhäuser des 17. und 1<strong>8.</strong> Jh. renoviert. Eine <strong>1976</strong> gebaute<br />
Umfahrungsstrasse entlastet das Dorf merklich von<br />
Verkehrsimmissionen.<br />
– Richterswil hat als grösste Ortschaft unter den Ensembles<br />
die grössten Probleme. In erster Linie soll der Ortskern<br />
vom rollenden Durchgangsverkehr entlastet werden.<br />
Durch eine Revision der Ortsplanung soll auch hier die<br />
kulturhistorisch wertvolle Bausubstanz gesichert werden.<br />
Im Jahre <strong>1975</strong> geplant, konnte die Aussenrestaurierung<br />
des prachtvollen Riegelbaues «Alter Bären»<br />
<strong>1976</strong>/77 durchgeführt werden (siehe <strong>Bericht</strong> S. 169 ff.).<br />
Winterthur<br />
In Winterthur wurden im Rahmen des Europäischen Jahres<br />
für <strong>Denkmalpflege</strong> und Heimatschutz das Reformierte<br />
Kirchgemeindehaus an der Liebestrasse 5 restauriert, ein<br />
Gusseisen-Pavillon restauriert und in den Park des Museums<br />
«Lindengut» versetzt sowie die ehemalige Reismühle in<br />
Hegi restauriert und deren Wassersäge wieder betriebsfähig<br />
gemacht. Zudem fanden folgende Sonderveranstaltungen<br />
statt: eine Präsentation der <strong>Denkmalpflege</strong>-Plakate der <strong>Zürcher</strong><br />
Bahnhofstrasse-Ausstellung in Schaufenstern der Altstadt<br />
sowie – organisiert von der Heimatschutzgesellschaft<br />
Winterthur – die von einem Katalog begleitete Ausstellung<br />
«Winterthur und seine Gärten» im Gewerbemuseum Winterthur.<br />
Ferner wurde erstmals der «Emch-Preis für Erhaltung<br />
oder Verschönerung des Winterthurer Stadtbildes»<br />
verliehen: einerseits an die Heimatschutzgesellschaft Winterthur<br />
für die Erhaltung des Gusseisenpavillons, anderseits<br />
an die Bauherrschaft der «Adlerapotheke» für die vorbildliche<br />
Fassadenrestaurierung unter Verzicht auf Schaufensterausbrüche.<br />
Stadt <strong>Zürich</strong><br />
Grundidee der Aktivitäten im Jahr <strong>1975</strong> war, möglichst das<br />
ganze Spektrum denkmalpflegerischer Tätigkeit darzustellen.<br />
Schwerpunkt sollte das in weiten Kreisen immer noch<br />
missverstandene 19. Jahrhundert sein. Den Auftakt bildete<br />
die Herausgabe des Planes von Johann Müller aus dem Jahre<br />
1795 in einer Faksimile-Edition von halber Grösse im Verlag<br />
E. Matthieu. Anschliessend folgte die kleine Schau des<br />
Büros für <strong>Denkmalpflege</strong> «In <strong>Zürich</strong> unter Denkmalschutz».<br />
Die praktische Tätigkeit konnte an ein paar Musterbeispielen<br />
gezeigt werden:<br />
– Neumarkt 4 «Unteres Rech»<br />
– Basteiplatz «Bärengasshäuser» mit dem Museum der <strong>Zürcher</strong><br />
Wohnkultur des 17. und 1<strong>8.</strong> Jh.<br />
– Hirschengraben 20: der stuckierte Musiksaal von Valentin<br />
Sonnenschein aus dem Jahre 1775 und<br />
– die Wohnkolonie «Im Birkenhof» von 1926.<br />
Das Hauptereignis aber war die Ausstellung im Helmhaus<br />
«Gang dur Züri». Hier wurde auf die Darstellung der praktischen<br />
Arbeit der <strong>Denkmalpflege</strong> völlig verzichtet und dafür<br />
grundlegende Fragestellungen ausgelotet. Der Besucher<br />
sollte nicht mit dem fertigen Produkt «<strong>Denkmalpflege</strong>»<br />
konfrontiert werden, sondern auf Grund der gebotenen Informationen<br />
nachvollziehen können, dass <strong>Denkmalpflege</strong><br />
nur möglich ist, wenn sich alle Bewohner der Stadt in ihrer<br />
Gesamtheit engagieren. (Über Inhalt und Katalog berichtete<br />
Georg Germann ausführlich in «Unsere Kunstdenkmäler»<br />
<strong>1975</strong>, 4, S. 327).<br />
Mit der Ausstellung waren vier markierte Rundgänge durch<br />
die Stadt verbunden, mit täglichen Führungen in der Mittagszeit.<br />
Drei grosse Baukomplexe des 19. Jh. konnten photogrammetrisch<br />
aufgenommen werden: der <strong>Zürcher</strong> Hauptbahnhof,<br />
das Opernhaus von Fellner und Helmer sowie das Häusergeviert<br />
Sihlfeld/Bertastrasse.<br />
Erfreuliches Resultat aller Bemühungen bedeutete die<br />
Wiedereröffnung der Konditorei Schober. Das sogenannte Biedermeier-Café<br />
konnte trotz Besitzerwechsel sein unvergleichliches<br />
Ambiente beibehalten. Es ist vergleichbar mit Demel<br />
in Wien oder mit Vörösmarty in Budapest.<br />
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