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Restaurierungs- und Konservierungs - Arbeitskreis Nordrhein ...

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Nachfettung verändert. Querschnitte der unbehandelten<br />

Referenzprobe <strong>und</strong> der nachgefetteten Lederproben<br />

sollen verglichen werden 7 .<br />

Auswertung<br />

Die unbehandelte Referenz wies wesentlich größere<br />

Abstände der einzelnen Faserbündel auf (➝ Abb. 1).<br />

Sie hatte im Bereich der Papillarschicht ein lockeres<br />

Fasergefüge.<br />

Bei allen nachgefetteten Proben war dieses Fasergefüge<br />

wesentlich dichter. Am deutlichsten zeigten<br />

die verkleinerten Faserbündelzwischenräume die<br />

Lederproben, die mit Dressing nach Fuchs <strong>und</strong> mit<br />

der Creme nach Larsen behandelt wurden. Die mit<br />

Holländischer Emulsion <strong>und</strong> Cire 213 nachgefetteten<br />

Lederproben hatten hingegen ein lockereres Fasergefüge.<br />

Trotzdem war auch durch sie ein sichtbar<br />

dichteres Materialgefüge im Vergleich zur Referenz<br />

entstanden (➝ Abb. 1).<br />

Eine Erklärung für die verkleinerten Faserbündelabstände<br />

könnte in der fehlenden mechanischen Einwirkung<br />

während <strong>und</strong> nach der Nachfettung liegen. Bei<br />

der Lederherstellung wird nach der Fettung massive<br />

mechanische Einwirkung auf das Leder ausgeübt,<br />

damit sich das Fasergefüge wieder aufl ockern kann 8 .<br />

In Folge von Nachfettungsbehandlungen tritt als<br />

Schadensbild an historischen Ledern oft ein Abplatzen<br />

der Narbenschicht auf. Durch das dichtere<br />

Fasergefüge im Bereich des Narbens <strong>und</strong> der Papillarschicht<br />

könnte mehr Reibung <strong>und</strong> Spannung zwischen<br />

einzelnen Faserbündeln stattfi nden <strong>und</strong> es deswegen<br />

leichter zum Abplatzen der Narbenschicht in<br />

mechanisch beanspruchten Bereichen, zum Beispiel<br />

an Buchgelenken <strong>und</strong> Buchrücken, kommen.<br />

Penetrationsverhalten von<br />

Lederpfl egemitteln<br />

Die in der Rasterelektronenmikroskopie beobachteten<br />

kleineren Faserzwischenräume sollen näher untersucht<br />

werden. Es stellte sich die Frage, ob sich die<br />

Faserbündelzwischenräume durch mechanische Einwirkung<br />

wieder vergrößern <strong>und</strong> wie tief die verschiedenen<br />

Lederpfl egemittel die Ledermatrix penetrieren.<br />

Methode<br />

Das Probenleder wurde 65 St<strong>und</strong>en im Lösemittel Dichlormethan<br />

entfettet. Darauffolgend wurde der Fettgehalt<br />

der Proben um 3,5 % erhöht. Anschließend<br />

wurden die nachgefetteten Lederproben halbiert <strong>und</strong><br />

die eine Hälfte der Proben massiv mechanisch behandelt.<br />

Die mechanische Einwirkung wurde durch 20maliges<br />

Ziehen über eine scharfe Kante jeweils von Narben-<br />

<strong>und</strong> Fleischseite ausgeübt. Die Proben wurden<br />

auf dem Gefriermikrotom geschnitten, angefärbt <strong>und</strong><br />

miteinander verglichen 9 .<br />

Auswertung<br />

Kristina Blaschke<br />

11<br />

Alle mechanisch behandelten Proben (➝ Abb. 2,<br />

rechte Spalte) zeigten ein wesentlich lockereres Fasergefüge<br />

als die nicht mechanisch behandelten<br />

(➝ Abb. 2, linke Spalte). Dieses lockere Fasergefüge<br />

ist wichtig für die Flexibilität von Leder.<br />

Vermutlich kann im Rahmen einer Nachfettung eines<br />

historischen Leders die erneute Fasertrennung<br />

nicht mehr erreicht werden, denn historische Leder<br />

sind meist so brüchig, dass auf sie nicht stark mechanisch<br />

eingewirkt werden kann. Mechanische Einwirkung<br />

wäre aber nötig, um wieder ein lockeres <strong>und</strong><br />

fl exibles Fasergefüge herzustellen, wie auch in der Lederherstellung<br />

nach der Fettung.<br />

Weiterhin war bei allen nachgefetteten Proben besonders<br />

auf dem Narben <strong>und</strong> in der Papillarschicht<br />

durch die Anfärbung ein dunklerer Bereich zu erkennen,<br />

der auf eine höhere Fettkonzentration an diesen<br />

Stellen hinwies. Demnach penetrierte kein Lederpfl egemittel<br />

das Leder homogen.<br />

Gaschromatographische<br />

Massenspektrometrie<br />

Mit Hilfe der Gaschromatographischen (GC)-Massenspektrometrie<br />

(MS) soll untersucht werden, welches<br />

Lederpfl egemittel chemisch am stabilsten ist. Durch<br />

die Kombination von GC <strong>und</strong> MS werden Stofftrennung,<br />

Identifi kation, sowie die Möglichkeit der Quantifi<br />

zierung miteinander verb<strong>und</strong>en.<br />

Allgemeine Anmerkungen<br />

Die vorliegende Analyse wurde ausschließlich auf bestimmte<br />

Fettsäuren standardisiert (➝ Tab. 5). Besonders<br />

ungesättigte Fettsäuren können leicht oxidieren<br />

<strong>und</strong> sind nicht alterungsstabil 10 .<br />

Seifen oder Emulgatoren in Lederpfl egemitteln,<br />

meist sind dies Fettsäure-Anionen, werden bei diesen<br />

Untersuchungen ebenfalls mit erfasst. Sie sind<br />

nicht von den in Tabelle 5 genannten Fettsäuren zu<br />

unterscheiden.<br />

Fettsäure Struktur (Kettenlänge,<br />

Doppelbindungen)<br />

Palmitinsäure C 16, gesättigt<br />

Stearinsäure C 18, gesättigt<br />

Linolsäure C 18-2, doppelt ungesättigt<br />

Ölsäure C 18-1, einfach ungesättigt<br />

Ölsäure-Isomer C 18-1, einfach ungesättigt,<br />

verzweigtkettig<br />

Tab. 5: Fettsäuren, die bei den vorliegenden GC-MS-Analysen<br />

quantifi ziert wurden

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