Restaurierungs- und Konservierungs - Arbeitskreis Nordrhein ...
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Wieder zum Leben erweckt –<br />
Der Totenbuchpapyrus des<br />
Royal Ontario Museum, Toronto<br />
Ein bislang nicht entrollter Totenbuchpapyrus des Royal<br />
Ontario Museums in Toronto sollte im Mai 2008 innerhalb<br />
von vier Wochen restauriert <strong>und</strong> im Rahmen<br />
einer Sonderausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt<br />
werden. Die Planung <strong>und</strong> Vorbereitung der einzelnen<br />
<strong>Restaurierungs</strong>schritte, nur anhand von Fotografi en<br />
<strong>und</strong> ohne Möglichkeit das Objekt im Vorfeld in Augenschein<br />
nehmen zu können, stellte bei diesem Projekt<br />
eine besondere Herausforderung dar. Dank des<br />
von Anbeginn guten Informationsaustausches mit den<br />
Wissenschaftlern <strong>und</strong> Restauratoren des Museums<br />
erwies sich die aus der Distanz erarbeitete Vorgehensweise<br />
als gut durchführbar. Der schlechte Erhaltungszustand<br />
<strong>und</strong> die starke Beschädigung des Papyrusmaterials<br />
machten jedoch einen zweiten Aufenthalt<br />
von weiteren vier Wochen zur vollständigen Bearbeitung<br />
dieses Manuskripts notwendig. 1<br />
Was ist ein Totenbuch? 2<br />
Unter dem altägyptischen Totenbuch versteht man<br />
eine Sammlung von ca. 200 Sprüchen, die dem Toten<br />
bei seiner Reise durch die Unterwelt, Schutz vor<br />
den dort drohenden Gefahren <strong>und</strong> Hilfestellung bei<br />
zu bewältigenden Aufgaben bieten sollten. Die wirkungsvollen<br />
Totenbuchsprüche geben die altägyptischen<br />
Jenseitsvorstellungen wieder <strong>und</strong> drücken<br />
u. a. den Wunsch nach körperlicher Unversehrtheit<br />
<strong>und</strong> Aufnahme unter die Götter aus. Eine unterschiedliche<br />
Auswahl von Texten fi ndet sich so auf Grab- <strong>und</strong><br />
Tempelwänden, an Särgen <strong>und</strong> verschiedenen Gegenständen<br />
der Grabausstattung, wie Mumienbinden<br />
<strong>und</strong> Leichentüchern. Meist wurden die Sprüche jedoch<br />
– vielfach ergänzt <strong>und</strong> illustriert durch großformatige<br />
Vignetten – auf Papyrusrollen niedergeschrieben<br />
<strong>und</strong> gemeinsam mit dem Verstorbenen bestattet.<br />
Ausstattung <strong>und</strong> Länge der Totenbuchpapyri waren<br />
abhängig von den individuellen Wünschen <strong>und</strong> der<br />
Kaufkraft des Auftraggebers.<br />
‚Entdeckung‘ <strong>und</strong> Bewertung<br />
der Handschrift<br />
31<br />
von Stefanie Behrendt <strong>und</strong> Sabine Güttler<br />
Das Totenbuch-Projekt der Universität Bonn ist eine<br />
von der <strong>Nordrhein</strong>-Westfälischen Akademie der Wissenschaften<br />
fi nanzierte Einrichtung, die sich die Verzeichnung,<br />
Erforschung <strong>und</strong> Publikation von Totenbuchhandschriften<br />
bzw. deren Fragmenten weltweit<br />
zur Aufgabe gemacht hat. In einer Datenbank werden<br />
Informationen zu den in verschiedene Sammlungen<br />
verstreuten Totenbuchmanuskripten <strong>und</strong> deren Fragmente<br />
zusammengetragen <strong>und</strong> ausgewertet.<br />
Erst durch Anfrage dieser Institution bei Museen<br />
mit ägyptischen Sammlungsteilen werden häufi g bis<br />
dahin unbekannte Stücke erfasst bzw. anderen Fragmenten<br />
zugeordnet.<br />
Auf diesem Weg wurde ebenso das hier vorzustellende<br />
Objekt nach ca. 100jährigem, relativ unbeachteten,<br />
Dasein in einem der zahllosen Depots des<br />
Royal Ontario Museums in Toronto als ein nahezu vollständiges,<br />
besonders prachtvoll ausgestattetes Totenbuch<br />
identifi ziert.<br />
Eine erste genauere Begutachtung der in zwei Teile<br />
zerbrochenen Papyrusrolle, die bis dahin in einer<br />
Keksdose auf Watte gebettet aufbewahrt wurde, fand<br />
im Jahr 2005 statt. Als ausgewiesene Expertin nahm<br />
Frau Dr. Irmtraut Munro vom Totenbuchprojekt Bonn<br />
die stark beschädigte Papyrusrolle in Augenschein,<br />
um das Totenbuch sowohl sprachlich zu untersuchen<br />
als auch fotografi sch zu dokumentieren. Aufgr<strong>und</strong><br />
des sehr fragilen Objektzustands war jedoch<br />
nur eine eingeschränkte Sichtung des in viele längliche<br />
Einzelstücke zerbrochenen unteren Rollenteils<br />
des Schriftstücks möglich (➝ Abb. 1). Doch war bereits<br />
zu diesem Zeitpunkt offensichtlich, dass es sich<br />
um ein außergewöhnlich prachtvolles Totenbuch handelt.<br />
Um nun eine ausführliche wissenschaftliche Erforschung<br />
zu ermöglichen, erforderte dies im Vorfeld<br />
unbedingt eine angemessene Restaurierung <strong>und</strong> Konservierung<br />
der Papyrusrolle.