Restaurierungs- und Konservierungs - Arbeitskreis Nordrhein ...
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62 Ergänzung <strong>und</strong> Retusche von Plakaten<br />
Muster 2: Anlegen von Flächen in Lokalfarben<br />
ohne Rekonstruktion von Details<br />
Bei Muster 2 wurden die Lokalfarben als Flächen angelegt,<br />
ohne jedoch die Schrift oder Feinheiten der<br />
Darstellung zu rekonstruieren (➝ Abb. 7 <strong>und</strong> 8). Die<br />
Farbfl ächen wurden dabei mit einem sehr hohen Imitationsgrad<br />
angelegt. Für große Flächen eignet sich<br />
Airbrush als Technik sehr gut, auch wenn sich die<br />
Technik in Kombination mit dem ausgewählten Papier<br />
als nicht gut erwies. 8<br />
Im Zuge der Mustererstellung wurde versucht,<br />
die Zeiten für die Anfertigung der verschiedenen Ergänzungen<br />
zu vergleichen. Dabei versteht sich von<br />
selbst, dass dies erheblich von der persönlichen Erfahrung<br />
abhängt, jedoch ergibt es eine ungefähre<br />
Vergleichsmöglichkeit.<br />
Der zeitliche Aufwand lag bei der Herstellung der<br />
Ergänzung Muster 2 bei ca. zehn St<strong>und</strong>en. Der Sprühvorgang<br />
dauert nicht lang, es braucht aber eine gewisse<br />
Übung <strong>und</strong> Vorbereitung, bis man den richtigen<br />
Winkel, den richtigen Abstand <strong>und</strong> die geeignete Geschwindigkeit<br />
gef<strong>und</strong>en hat. Das Schablonenschneiden<br />
kann bei aufwändigeren Formen ebenfalls zu einem<br />
höheren Zeitaufwand führen.<br />
Muster 3: Rekonstruktion mit hohem<br />
Imitationsgrad von Form <strong>und</strong> Farbe mittels<br />
Punktretusche<br />
Bei Muster 3 wurde das Schriftfeld <strong>und</strong> das Bildfeld in<br />
allen Feinheiten rekonstruiert. Als Vorlage diente eine<br />
Abbildung eines intakten Exemplars aus einer Privatsammlung<br />
in den USA. Diese wurde auf Originalgröße<br />
hochgezogen <strong>und</strong> die Konturen auf dem Leuchttisch<br />
auf das Ergänzungspapier übertragen.<br />
Die Farbfl ächen wurden mit einer Punktretusche<br />
schichtweise aufgebaut. Abb. 9 <strong>und</strong> 10 zeigen einen<br />
Zwischenzustand, bei dem sich die Ergänzung zusätzlich<br />
zur Struktur auch durch Helligkeit vom Original<br />
absetzt. Es wurden dann weitere Schichten aufgetragen,<br />
bis der Imitationsgrad der Farbe sehr hoch<br />
war (➝ Abb. 11 <strong>und</strong> 12). Die Zeit für die Anfertigung<br />
betrug ca. 50 St<strong>und</strong>en, wobei zu bedenken ist, dass<br />
man kaum mehr als drei St<strong>und</strong>en am Stück daran arbeiten<br />
kann.<br />
Muster 4: Einsetzen eines Digitaldrucks<br />
Die Methode von Muster 4 ist die gleiche wie bei Muster<br />
3: die Rekonstruktion von Schrift- <strong>und</strong> Bildfeld, jedoch<br />
durch eine andere Technik, die Ergänzung mit<br />
einem Digitaldruck (➝ Abb. 13 <strong>und</strong> 14). Durchgeführt<br />
wurde dieser ganze Vorgang bei der Firma LUP AG<br />
aus Köln.<br />
Da nur eine kleinformatige Abbildung als Vorlage<br />
zur Verfügung stand, wurde diese in einem Bildverarbeitungsprogramm<br />
als Schablone hinterlegt <strong>und</strong><br />
nachgezeichnet. Die Farbfl ächen wurden aus beste-<br />
henden Strukturen des eingescannten Originals rekonstruiert<br />
<strong>und</strong> die Farben durch Farbmessungen des<br />
Originals angeglichen. Die letzte Anpassung erfolgte<br />
visuell.<br />
Die Ergänzung wurde mit Pigmenttinte 9 gedruckt,<br />
die durch die Kombination mit einem Papier mit einer<br />
Empfängerschicht 10 sehr stabil gegen Licht, Wasser<br />
<strong>und</strong> mechanische Einwirkungen ist.<br />
Der zeitliche Aufwand betrug ca. 15–20 St<strong>und</strong>en,<br />
wobei es bei der Nutzung eines Ektachroms oder einer<br />
Datei mit hoher Aufl ösung weniger zeitintensiv gewesen<br />
wäre.<br />
Zu der Zeit der Restaurierung war kein dünneres<br />
Papier als 188 g mit einer vergleichbaren Qualität auf<br />
dem Markt. Zur Zeit wird jedoch daran gearbeitet,<br />
ein Japanpapier so auszustatten, dass es in gleicher<br />
Qualität wie die Inkjet-Papiere bedruckt werden kann.<br />
Eine weitere Möglichkeit, die nur kurz erwähnt<br />
werden soll, ist die Digitalretusche. Das bedeutet,<br />
dass nur in der Datei des eingescannten Originals<br />
retuschiert wird <strong>und</strong> diese als Rekonstruktion ausgedruckt<br />
werden kann. Dies ist eine Möglichkeit bei<br />
keiner oder einer nur sehr zurückhaltenden Retusche<br />
am Original, zu zeigen, wie das Blatt zur Zeit seiner<br />
Entstehung ausgesehen hat. Dabei muss jedoch immer<br />
deutlich werden, dass dies kein Original ist <strong>und</strong><br />
somit gr<strong>und</strong>sätzlich kritisch zu betrachten ist. Zu didaktischen<br />
oder begleitenden Aspekten kann es jedoch<br />
nutzen.<br />
Auswahl <strong>und</strong> Diskussion<br />
Das Plakat war von der großen Fehlstelle am oberen<br />
Rand dominiert. Es sollte durch Ergänzung <strong>und</strong> Retusche<br />
ein geschlossener optischer Eindruck entstehen.<br />
Beim näheren Hinsehen sollte die Ergänzung jedoch<br />
als eine solche erkennbar sein. Unter diesem<br />
Aspekt sollen die Ergänzungen miteinander verglichen<br />
werden. 11<br />
Muster 1 erfüllt diese Forderung nicht, die Ergänzung<br />
wirkt als zu eigenständiges Element. Bei<br />
kleineren Fehlstellen wäre diese Methode denkbar<br />
oder auch eventuell bei einem Plakat in gedeckteren<br />
Farben.<br />
Muster 2 zeigt, dass das bloße Anlegen der Farbfl<br />
ächen schon zu einem harmonischen Gesamteindruck<br />
führt. Hätte man keine Vorlage, wäre dies eine<br />
gute Möglichkeit der Ergänzung. Für große Flächen<br />
eignet sich Airbrush sehr gut, es kann jedoch nur auf<br />
bestimmten Papieren gearbeitet werden, um glatte<br />
Konturen zu erhalten.<br />
Muster 3 erfüllt die Forderung nach Geschlossenheit<br />
am besten, auch wenn es mit einem sehr hohen<br />
Zeitaufwand verb<strong>und</strong>en ist. Die Ergänzung hebt sich<br />
beim genauen Hinschauen vom Original durch die<br />
Struktur der Punktretusche ab (Muster 3b), so dass es<br />
nicht nötig ist, die Ergänzung zusätzlich durch Hellig-