Restaurierungs- und Konservierungs - Arbeitskreis Nordrhein ...
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32 Wieder zum Leben erweckt – Der Totenbuchpapyrus des Royal Ontario Museum, Toronto<br />
Abb. 1: Fotografi sche Erfassung des in viele längliche Einzelstücke<br />
zerbrochenen unteren Rollenteils (Foto: I. Munro).<br />
Erste Erkenntnisse<br />
Zurück gekehrt in Deutschland wurden die Fotografi<br />
en im Maßstab 1:1 ausbelichtet <strong>und</strong> Frau Dr. Munro<br />
montierte die unzähligen Fragmente in der richtigen<br />
Reihenfolge zusammen (➝ Abb. 2). Die so entstandene<br />
Rolle des unteren Teils umfasste eine Länge von<br />
nahezu 7 Metern, die bereits eine Fülle von Informationen<br />
preisgab:<br />
Das Totenbuch wurde in hieratischer Schrift abgefasst,<br />
bei der es sich um eine vereinfachte, linksläufi<br />
ge Schreibschrift der Hieroglyphen handelt. Vor<br />
allem die Art <strong>und</strong> Ausführung dieser Schrift lässt<br />
Rückschlüsse auf die Herkunft <strong>und</strong> Datierung zu. So<br />
ist eine Entstehungszeit um 320 v. Chr. wahrscheinlich,<br />
das dieses Manuskript der ptolemäischen Periode<br />
zuordnet. Der genaue Herkunftsort kann nicht<br />
eindeutig ermittelt werden. Allerdings deutet eine<br />
Vielzahl von Indizien auf eine Lokalisierung auf das<br />
Gebiet um Theben hin. Bei dem Besitzer des Totenbuchs<br />
handelt es sich um einen gewissen Amun-emhat<br />
dessen Titel zwar ebenfalls erwähnt wird, aber<br />
dessen Bedeutung bislang nicht bekannt ist. Auch<br />
die Namen der Mutter (Udja-Schu) <strong>und</strong> des Vaters<br />
(Cha-Hep) werden zwar genannt, waren aber ebenso<br />
wie der Name des Eigentümers zu der Zeit weit<br />
verbreitet, so dass auch hierüber keine nähere Identifi<br />
kation möglich ist. Des Weiteren wurden die jeweils<br />
unteren Teile von wenigstens drei großformatigen<br />
Illus trationen sichtbar, die in ihrer Farbigkeit, dem Detailreichtum<br />
<strong>und</strong> der üppigen Verwendung von Blattgold<br />
ihresgleichen suchen!<br />
<strong>Restaurierungs</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Konservierungs</strong>konzept<br />
Ziel war es, den Papyrus wissenschaftlich zugänglich<br />
<strong>und</strong> nach Möglichkeit ausstellungsfähig zu machen.<br />
Hierzu war der obere Teil des Schriftstücks zunächst<br />
Abb. 2: Ein wichtiges Hilfsmittel für die spätere Restaurierung des<br />
Papyrus stellte die fast 7 m lange Rolle der zusammengesetzten<br />
Einzelfotos dar (Foto: R. Shaw).<br />
zu entrollen <strong>und</strong> die einzelnen Fragmente des unteren<br />
Teils zusammenzufügen, um beide Teilstücke im Anschluss<br />
daran wieder miteinander zu verbinden. Ob<br />
eine zusätzliche Stabilisierung des Papyrusmaterials<br />
durch eine rückwärtige Kaschierung erforderlich sein<br />
würde, sollte erst vor Ort, nach Inaugenscheinnahme<br />
des Objektes entschieden werden.<br />
Von der sonst üblichen Montierung zwischen zwei<br />
Glasscheiben wurde im vorliegenden Fall abgesehen,<br />
da durch die einseitige Beschriftung des Papyrus zum<br />
Einen keine wissenschaftliche Notwendigkeit einer<br />
beidseitigen Betrachtungsmöglichkeit besteht <strong>und</strong><br />
diese Methode zum Anderen bei solch großformatigen<br />
Glasscheiben stets ein hohes Beschädigungsrisiko<br />
in sich birgt.<br />
Vielmehr wurde die Montierung auf einen stabilen<br />
Wabenkarton angestrebt, der zudem eine enorme Gewichtsersparnis<br />
für die einzelnen Abschnitte bedeutete.<br />
Zum Schutz des empfi ndlichen Materials wurde<br />
eine Abdeckung mit UV-Schutzglas unter Verwendung<br />
von Abstandhaltern an der jeweils oberen <strong>und</strong><br />
unteren Kante empfohlen. Dieses ‚Sandwich‘ sollte<br />
mit nassklebendem Gewebeband an den Kanten<br />
ringsum verschlossen werden.<br />
Objektzustand<br />
Das mehr als 2000 Jahre alte <strong>und</strong> nur 0,2 mm dünne<br />
Cellulosematerial war stark verbräunt <strong>und</strong> wies eine<br />
enorme Sprödigkeit mit angebrochenen Kanten <strong>und</strong><br />
abstehenden Faserenden auf, so dass jede Handhabung<br />
stets die Gefahr weiterer Verluste in sich barg.<br />
Den offensichtlich größten Schaden stellte der horizontale<br />
Bruch dar, der den Papyrus in nahezu zwei<br />
gleich große Teile trennte. Der untere Rollenteil <strong>und</strong><br />
die Fragmente des oberen Anfangs waren zusätzlich<br />
aufgr<strong>und</strong> von mechanischer Beanspruchung in zahlreiche<br />
streifenförmige Stücke zerbrochen.