Restaurierungs- und Konservierungs - Arbeitskreis Nordrhein ...
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68 Diazotypien <strong>und</strong> andere Reproduktionstechniken in den Beständen des Landesarchivs NRW<br />
Abb. 2: Schäden an Photostat-Kopien. a) Verbräunung durch schlecht ausgewaschene Chemikalien; b) Ausbildung eines Silberspiegels.<br />
Eisensalz-Verfahren: Cyanotypie<br />
In den 1840er Jahren wurde die Lichtempfi ndlichkeit<br />
von Eisensalzen entdeckt. 5 Daraus entwickelte sich<br />
das Cyanotypieverfahren, welches in der ersten Hälfte<br />
des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts schließlich große Bedeutung<br />
zur Vervielfältigung von Architekturplänen erlangte. 6<br />
Vor allem in USA wurde das Verfahren sehr häufi g <strong>und</strong><br />
bis in die 1960er Jahre angewendet. 7 Die Cyanotypie<br />
ist aufgr<strong>und</strong> ihrer leuchtend blauen Farbe einfach zu<br />
erkennen <strong>und</strong> von anderen Verfahren zu unterscheiden<br />
(➝ Abb. 3).<br />
Die lichtempfi ndliche Schicht des Cyanotypiepapiers<br />
besteht aus Eisen(III)salz <strong>und</strong> Kalium hexa cyanoferrat(III),<br />
rotem Blutlaugensalz. Durch die Belichtung<br />
wird das Eisen(III)salz zu Eisen(II)salz reduziert, ebenso<br />
das Blutlaugensalz (von Kaliumhexacyanoferrat(III) zu<br />
Kaliumhexacyanoferrat(II)). Im anschließenden Wasserbad<br />
wird die nicht belichtete Schicht ausgewaschen<br />
<strong>und</strong> das verbliebene Eisen(II)salz reagiert mit<br />
dem Blutlaugensalz zu Berliner Blau, einem leuchtend<br />
blauen Farbmittel. 8 Mit dem Verfahren wird ein<br />
Negativabbild der Vorlage produziert. Damit ergeben<br />
Abb. 3: Cyanotypie.<br />
sich – bei einer Vorlage mit dunklen Linien auf hellem<br />
Gr<strong>und</strong> – weiße Linien auf leuchtend blauem Gr<strong>und</strong>.<br />
Da die lichtempfi ndliche Schicht nur auf der Vorderseite<br />
des Papiers aufgetragen ist, sind Cyanotypien<br />
auf der Rückseite immer hell (Farbton des Papiers).<br />
Ein ähnlicher Prozess ist der Pellet-Druck (auch:<br />
Gummieisen-Verfahren 9 ) (1842 – ca. 1930). Hier wird<br />
zusätzlich noch mit Gummi Arabicum gearbeitet. Es<br />
wird ein Positiv-Abbild der Vorlage wiedergegeben,<br />
sprich blaue Linien auf klarem, weißem Gr<strong>und</strong>. Im Gegensatz<br />
zu Diazotypien, bei denen viele verschiedene<br />
Blautöne bis hin zu Violett <strong>und</strong> Schwarz möglich sind,<br />
ist das Blau des Pellet-Drucks wie bei der Cyanotypie<br />
immer Berliner Blau. Daneben gibt es noch weitere<br />
Eisensalz-Verfahren, die braune bis schwarze Farbtöne<br />
produzieren, wie etwa den Ferrogallic Print (1861 –<br />
ca. 1930) oder auch der Vandyke Druck (1889 – ca.<br />
1930), bei dem Eisensalze <strong>und</strong> Silbersalze zur Anwendung<br />
kommen. Sie lassen sich meist nur schwer<br />
von Diazotypien unterscheiden. Bisweilen kann man<br />
sie an einem leicht metallischen Glänzen in den farbigen<br />
Bereichen identifi zieren. Sie haben keinen wolkigen<br />
Hintergr<strong>und</strong> wie die Diazotypien. 10<br />
Die für das Cyanotypieverfahren häufi g verwendete<br />
Bezeichnung Blaudruck – im Englischen blueprint –<br />
sollte mit Vorsicht verwendet werden, da dieser Begriff<br />
auf das später erf<strong>und</strong>ene Verfahren der Diazotypie<br />
übertragen wurde <strong>und</strong> so nicht eindeutig die<br />
Technik identifi ziert.<br />
Diazofarbstoffe als Farbmittel:<br />
Diazotypie<br />
Nach ersten Versuchen <strong>und</strong> Patenten in den 1880er<br />
<strong>und</strong>–90er Jahren gelang es 1917, mit Hilfe lichtempfi<br />
ndlicher Diazoverbindungen auf Papier ein Verfahren<br />
zur Wiedergabe von Vorlagen zu schaffen. Mit dem