Restaurierungs- und Konservierungs - Arbeitskreis Nordrhein ...
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20 Die Goldledertapete von Schloss Augustusburg in Brühl<br />
Abb. 9: Beispiel einer Kartierung der Rückseite eines Feldcarrets. Abb. 10: Detailaufnahme des Randes eines Goldledercarrets.<br />
Deutlich sind die zahlreichen Nagellöcher früherer Montierungen<br />
neben der heutigen Nagelung erkennbar.<br />
alle anderen Carrets der Tapete im gesamten Rittersaal<br />
angewendet werden kann. (➝ Abb. 7, 8 <strong>und</strong> 9)<br />
Anordnung der einzelnen Carrets <strong>und</strong><br />
ihre Montage an der Wand<br />
Bei der heutigen Zusammenstellung der Einzelcarrets<br />
handelt es sich vermutlich nicht mehr um die Originale<br />
2 . Der ansonsten übliche Aufbau einer Wandbekleidung<br />
wäre vier Feldcarrets mit einem Friescarret<br />
als oberem Abschluss. Bei der Südwand des Rittersaales<br />
wurden die vier Feldcarrets oben nicht mit einem<br />
Friescarret abgeschlossen, sondern mit einer<br />
Hälfte von offenbar entzwei geschnittenen weiteren<br />
Goldlederpaneelen mit anderem Motiv. Dabei war offensichtlich<br />
nebensächlich, ob das Muster auf dem<br />
Kopf steht oder richtig herum. Beide Anordnungen<br />
sind vorhanden. Den unteren Abschluss bilden jeweils<br />
schmale Streifen, die offenbar von weiteren Paneelen<br />
mit dem Hauptmotiv in senkrechter Richtung abgeschnitten<br />
wurden. Das Muster wurde hier um 90° gedreht<br />
angesetzt. Intarsien in der Fläche stammen von<br />
weiteren, für die Ausstattung des Rittersaales nicht<br />
mehr benötigten Goldlederpaneelen. Offenbar wurde<br />
die gesamte Tapete mit diesen Anstückungen auf ein<br />
dem Rittersaal angepasstes Maß gebracht.<br />
An den Außenrändern der Goldledertapete befi nden<br />
sich neben den Löchern der vorgef<strong>und</strong>enen Nagelung<br />
zahlreiche weitere Nagellöcher, die auf frühere<br />
Montierungen deuten. (➝ Abb. 10)<br />
Doublierung von der Rückseite<br />
Ganze Paneele <strong>und</strong> zum Teil nur die Ränder wurden<br />
auf der Fleischseite mit einem in Köperbindung gewobenen,<br />
zweifarbigen festen Textil beklebt. (➝ Abb. 11)<br />
Offenbar handelt es sich bei dem Stoff um ehemaligen<br />
Matratzenbezug. Das verwendete Klebemittel ist stellenweise<br />
tropfenförmig zusammengelaufen oder unter<br />
dem Matratzenbezug seitlich herausgequetscht. Stellenweise<br />
ist es dünn ausgestrichen <strong>und</strong> glatt, stellenweise<br />
fast schaumig.<br />
Untersuchungen zeigten, dass es sich hier um ein<br />
Polyvinylacetat handelt, dem als Füllstoff Gips zugegeben<br />
wurde 3 . Möglicherweise handelt es sich um<br />
einen handelsüblichen Kaltleim. An den Stellen, wo<br />
der Matratzenbezug aufgeklebt wurde, ist das Leder<br />
ausgesprochen starr. Vor allem die Nahtkanten<br />
sind in diesen Bereichen hart, unelastisch <strong>und</strong> spröde,<br />
sodass das Leder hier bereits feine Risse zeigt.<br />
Zudem kommt es zu Spannungen durch unterschiedliche<br />
Materialien