Restaurierungs- und Konservierungs - Arbeitskreis Nordrhein ...
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Mit Wasserdampf kleben?<br />
Erfahrungen mit der Gore-Tex ® Kompresse<br />
Einleitung<br />
Wasser ist aus der Schriftgutrestaurierung nicht wegzudenken.<br />
Es kommt in vielfältiger Weise zum Einsatz,<br />
sei es in Form von Badbehandlungen verschiedenster<br />
Art oder als Lösemittel für Klebstoffzubereitungen<br />
<strong>und</strong> andere Behandlungslösungen.<br />
Welche Möglichkeiten bleiben, wenn es gilt, ein<br />
Objekt zu behandeln, das aufgr<strong>und</strong> seiner Materialeigenschaften<br />
oder seines Schadensbildes extrem<br />
wasserempfi ndlich ist? Will man ganz auf Wasser verzichten,<br />
gibt es als Alternative eine Anzahl von Lösemitteln<br />
<strong>und</strong> synthetischen Produkten, deren Verwendung<br />
jedoch vielfach neue Probleme aufwerfen.<br />
Wasserempfi ndliche Schreibstoffe etwa reagieren teilweise<br />
auf Alkohole wie Methanol oder Ethanol ebenso<br />
empfi ndlich. Die Vielzahl der angebotenen synthetischen<br />
Klebstoffe ist in den allermeisten Fällen nicht<br />
oder nur durch den Einsatz von Lösemitteln wieder zu<br />
entfernen. Außerdem ist ihre Alterungsbeständigkeit<br />
<strong>und</strong> dauerhafte Unschädlichkeit für das Objekt vielfach<br />
noch nicht ausreichend erwiesen.<br />
Bei der im Folgenden vorgestellten Restaurierung<br />
einer Pergamenturk<strong>und</strong>e wird daher nicht auf wasserfreie<br />
Behandlungen <strong>und</strong> Produkte gesetzt, sondern<br />
es werden Techniken <strong>und</strong> Klebemittel verwendet, die<br />
mit einer sehr geringen Wasser- bzw. Feuchtigkeitsmenge<br />
auskommen.<br />
Abb. 1: Gesamtansicht der Urk<strong>und</strong>e Düsseldorf – Jesuiten Nr. 12<br />
vor der Restaurierung, recto.<br />
85<br />
von Susanne Henze<br />
Beschreibung der Urk<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> ihres Schadensbildes<br />
Es handelt sich um eine Pergamenturk<strong>und</strong>e des 15.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts aus dem Bestand Düsseldorf – Jesuiten<br />
im Besitz des Landesarchivs <strong>Nordrhein</strong>-Westfalen,<br />
Abteilung Rheinland. Die Urk<strong>und</strong>e trägt die Signatur<br />
LAV NRW Abt. R, Düsseldorf – Jesuiten Nr. 12. Es<br />
ist eine sogenannte Vorurk<strong>und</strong>e, die Eigentumsrechte<br />
von Ländereien dokumentiert, die später in den Besitz<br />
des 1534 gegründeten Jesuitenordens bzw. seiner<br />
Düsseldorfer Niederlassung (seit 1619) gelangten.<br />
Die Urk<strong>und</strong>e misst an ihrer höchsten bzw. breitesten<br />
Stelle 27 × 40,7 cm. Aufgr<strong>und</strong> der drei Einschnitte<br />
in der Plica kann man von ursprünglich drei angehängten<br />
Siegeln ausgehen, von denen jedoch nur<br />
noch zwei Pergamentpressel <strong>und</strong> ein loses Wachssiegel<br />
erhalten sind (➝ Abb. 1). Die Urk<strong>und</strong>e ist bis zur<br />
Plica beschrieben, lediglich oben <strong>und</strong> links gibt es einen<br />
3 bzw. 5 cm breiten unbeschriebenen Rand. Zum<br />
Schreiben wurde eine graubraune Tinte verwendet.<br />
Auf der Rückseite befi ndet sich eine zu einem späteren<br />
Zeitpunkt entstandene, mit dunkelbrauner Tinte<br />
geschriebene Erläuterung zum Inhalt der Urk<strong>und</strong>e<br />
(Dorsualvermerk). Außerdem fi ndet sich dort ein violetter<br />
Besitzstempel des Hauptstaatsarchivs Düsseldorf<br />
(➝ Abb. 2).<br />
Die Urk<strong>und</strong>e hat einen Wasserschaden erlitten,<br />
durch den die Tinte zum Teil gelöst <strong>und</strong> ausgespült<br />
wurde. Die sich in den Knicken der gefaltet aufbe-<br />
Abb. 2: Gesamtansicht der Urk<strong>und</strong>e vor der Restaurierung, verso.