Restaurierungs- und Konservierungs - Arbeitskreis Nordrhein ...
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36 Wieder zum Leben erweckt – Der Totenbuchpapyrus des Royal Ontario Museum, Toronto<br />
Es dauerte mehr als zwei Wochen, um neben all<br />
den größeren Stücken auch die h<strong>und</strong>erte von kleinen<br />
<strong>und</strong> teilweise winzigen Fragmente zuzuordnen.<br />
Je weiter die Arbeiten in Richtung Rollenbeginn, <strong>und</strong><br />
somit der äußeren Bereiche fortschritten, desto fragmentarischer<br />
wurden die zusammenhängenden Teilstücke.<br />
Knapp 6 m konnten inhaltlich mehr oder weniger<br />
geschlossen aneinander montiert werden. Übrig<br />
blieben sechs Tabletts mit größeren Fragmenten – darunter<br />
die Reste von zwei farbig ausgeführten Vignetten<br />
– <strong>und</strong> wirklich kleinen Papyrusstücken, für die<br />
auch zukünftig kaum Hoffnung auf endgültige Zuordnung<br />
besteht.<br />
Dokumentation<br />
Im Anschluss an die Zuordnung der Fragmente wurde<br />
eine ausführliche schriftliche <strong>und</strong> fotografi sche Dokumentation<br />
zusammen mit einer exakten Schadenskartierung<br />
angefertigt. Sie ermöglicht es, alte bereits vorhandene<br />
Schäden, von eventuellen Veränderungen in<br />
der Zukunft zu unterscheiden (➝ Abb. 10).<br />
Im gleichen Arbeitsschritt wurden auch die Dimensionen<br />
der einzelnen Abschnitte sowie der einzelnen<br />
Papyrusblätter ermittelt, die Faserdichte untersucht<br />
<strong>und</strong> die Art der Blattklebung festgehalten.<br />
Kaschieren<br />
Abb. 10: Neben einer Schadenskartierung wurden materialspezifi -<br />
sche Charakteristika <strong>und</strong> Verarbeitungsmerkmale erfasst.<br />
Im Anschluss an die Dokumentation wurden die einzelnen<br />
kleineren Sektionen zu insgesamt sechs größeren<br />
Teilen zusammengesetzt. In Abstimmung mit<br />
den Kuratoren <strong>und</strong> Restauratoren vor Ort wurde beschlossen,<br />
das Totenbuch in Abschnitte von bis zu<br />
1,30 m Länge unter Berücksichtigung der bereits vorliegenden<br />
Brüche <strong>und</strong> inhaltlicher Sinnzusammenhänge<br />
zusammenzuführen. Somit ergaben sich sechs<br />
Teilstücke mit Längen von ca. 73 cm bis hin zu dem<br />
längsten Teilstück von 1,23 m.<br />
Diese sechs Teilstücke erhielten in ihrer gesamten<br />
Länge anschließend eine rückseitige Kaschierung<br />
mit RK 0 6 , um auf diese Weise die größeren, kleinen<br />
<strong>und</strong> kleinsten Fragmente nicht nur auf Dauer sicher<br />
miteinander zu verbinden sondern den Fragmenten<br />
auch in sich mehr Stabilität zu verleihen. Als Klebstoff<br />
fand für diese Arbeit eine 2,5%ige, ethanolische<br />
Lösung von Klucel J Verwendung. Die anfängliche<br />
Überlegung, einen geringen Anteil an wässriger Methylcellulose<br />
7 zuzugeben, um eine entsprechend längere<br />
offene Zeit zu bewirken, wurde nach der probeweisen<br />
Kaschierung eines 20 cm langen Teilstücks<br />
wieder verworfen. Dieses zeigte trotz der nur geringen<br />
Beimengung im Verhältnis von 1:10 deutlich stärkere<br />
Spannungen <strong>und</strong> eine relativ starke Tendenz des<br />
Zusammenrollens.<br />
Um die Oberfl äche des empfi ndlichen Papyrus zu<br />
schonen <strong>und</strong> keinerlei Abklatsche der Tuschen <strong>und</strong><br />
Farbmittel zu provozieren, wurden die kaschierten<br />
Teilstücke zwischen Hollytex-Vliesen auf einem weichen<br />
Filterkarton abgelegt <strong>und</strong> mit sehr locker gewirkten,<br />
weichen Wollfi lzen bedeckt. Leicht beschwert<br />
konnten die Abschnitte mehrere Tage trocknen.<br />
Ablösen der Sicherungsstreifen<br />
Im Anschluss daran konnten die zahlreichen kleinen<br />
Japanpapierstreifen mit etwas Alkohol rückstandsfrei<br />
wieder von der Papyrusoberfl äche abgenommen werden.<br />
Wie bereits das Aufbringen der Streifen, nahm<br />
deren Abnahme erneut zwei Wochen in Anspruch.<br />
Vor dem Montieren wurden die an einigen kolorierten<br />
Bereichen anhaftenden Papyrusfasern mit Hilfe<br />
eines Wasser-Ethanol-Gemischs (1:1) angelöst <strong>und</strong><br />
schließlich mit Pinzette oder Skalpell vorsichtig abgehoben.<br />
Die betroffenen Miniaturen wirken nun nicht<br />
mehr so verunklart <strong>und</strong> sind wieder deutlich besser<br />
lesbar.<br />
Montieren auf Wabenkarton<br />
Jetzt konnte der Papyrus auf eine Wabenkartonplatte<br />
von 1,2 cm Stärke montiert werden. Dieses säurefreie<br />
<strong>und</strong> alterungsbeständige Material zeichnet sich durch<br />
seine Leichtigkeit <strong>und</strong> Biegesteifi gkeit aus, besitzt jedoch<br />
eine strahlend weiße Farbe. Um den Papyrus<br />
auch optisch ansprechend zu präsentieren, wurde der<br />
Karton mit einem dickeren, naturfarbenen Japanpapier<br />
(Kozo ca. 35 g/m²) bezogen, das sich im Farbton<br />
dem Originalmaterial besser anpasst.<br />
Für die endgültige Montierung der sechs Stücke<br />
wurde das rückwärtig aufkaschierte Japanpapiertissue<br />
entlang der Kanten bis auf einen Überstand von<br />
einem halben Zentimeter eingekürzt. Die Ränder wurden<br />
hierbei jedoch nicht glatt abgeschnitten sondern<br />
mit dem Skalpell ausgerissen, um später einen op-