Restaurierungs- und Konservierungs - Arbeitskreis Nordrhein ...
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Abb. 7: Die erforderliche relative Luftfeuchtigkeit von 85 % innerhalb<br />
des Zeltes wurde mit Hilfe eines Ultraschallverneblers <strong>und</strong><br />
eines ‚Preservation Pencils‘ erreicht.<br />
J 5 in Ethanol fi xiert (➝ Abb. 8). Die Testergebnisse an<br />
Papyrusfragmenten im Vorfeld hatten – im Gegensatz<br />
zu Wasser – eine gute Verträglichkeit von Ethanol gezeigt.<br />
Weder eine Quellung noch eine Verdunkelung<br />
waren bei dieser Mischung zu verzeichnen. Die auf<br />
diese Weise gesicherten Abschnitte von meist 30–<br />
40 cm Länge (der längste zusammenhängende Teil<br />
war 1,25 m lang) wurden zwischen Hollytexvlies, Filterkarton<br />
<strong>und</strong> Pappe über mehrere Tage beschwert<br />
trocknen gelassen. Die streifenförmigen Fragmente<br />
des unteren Teils wiesen durch die lange gerollte Lagerung<br />
eine starke Schüsselform auf <strong>und</strong> wurden daher<br />
ebenso in einer kleinen Klimawanne befeuchtet<br />
<strong>und</strong> nachfolgend geglättet.<br />
Zuordnung <strong>und</strong> Zusammensetzen<br />
Im Anschluss daran konnte die Zuordnung der einzelnen<br />
Fragmente der unteren Rollenhälfte an ihre richtige<br />
Position am oberen Rollenteil beginnen, eine Arbeit,<br />
die von Frau Dr. Munro ausgeführt wurde.<br />
Schon während der ersten Untersuchungen des<br />
Papyrus wurde es offensichtlich, dass im Folgenden<br />
eine stabilisierende Kaschierung – auch zur Vermeidung<br />
von weiteren Verlusten – unverzichtbar sein<br />
würde. Voraussetzung hierfür war jedoch eine erste<br />
Stefanie Behrendt <strong>und</strong> Sabine Güttler<br />
35<br />
<strong>und</strong> vor allem exakte Verbindung der einzelnen Fragmente<br />
untereinander, die aufgr<strong>und</strong> der glatten Brüche<br />
bzw. der fehlenden überlappenden Fasern in Form<br />
von kleinen Facing-Streifen geschaffen wurde. Wie<br />
bereits beim Entrollen der oberen Hälfte fanden hier<br />
schmale Japanpapierstreifen <strong>und</strong> Klucel J in Ethanol<br />
Verwendung, die auf die Vorderseite aufgebracht wurden<br />
(➝ Abb. 9). Für ein exaktes Ergebnis der so wiederverb<strong>und</strong>enen<br />
Teile ist ein sehr genauer Blick hinsichtlich<br />
der gezeichneten Linien <strong>und</strong> der Position der<br />
Schriftzeichen notwendig. Eine weitere wichtige Orientierungshilfe<br />
stellt die Richtung <strong>und</strong> individuelle Anordnung<br />
der Papyrusfasern selbst dar. Hierbei erwies<br />
sich das Arbeiten auf einem Leuchttisch als sehr hilfreich,<br />
da sowohl die senkrecht als auch waagerecht<br />
verlaufenden Papyrusfasern gleichzeitig berücksichtigt<br />
werden konnten.<br />
Wann immer sich Fehlstellen ergaben, war es ausgesprochen<br />
wichtig, den möglichst exakten Abstand<br />
zwischen den betroffenen Teilen zu ermitteln, um so<br />
den Sinn des Textes zu erhalten, aber auch um eventuell<br />
nachträglich gef<strong>und</strong>ene Fragmente leichter zuordnen<br />
zu können.<br />
Abb. 8: Beim vorsichtigen Entrollen wurden fragile Bereiche sofort<br />
mit Japanpapierstreifen stabilisiert <strong>und</strong> anschließend beschwert.<br />
Abb. 9: Die losen Fragmente wurden mit Hilfe der Fotorolle dem<br />
oberen Rollenteil zugeordnet, untereinander exakt ausgerichtet<br />
<strong>und</strong> in dieser Position mit kleinen Japanpapierstreifen fi xiert<br />
(Foto: R. Shaw).