12 Lederpfl egemittel auf vegetabil gegerbtem Leder Abb. 2: Linke Reihe: Anfärbungen des nachgefetteten Probenleders, vor der Nachfettung entfettet; rechte Reihe: zusätzlich mechanisch behandelte Proben (Aufl icht, 50fache Vergrößerung)
Anteil (%) 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Klauenöl In neuem <strong>und</strong> altem Klauenöl war mit 10 –15 % wesentlich mehr Linolsäure, eine doppelt ungesättigte C18-2 Fettsäure, enthalten als in der Literatur mit 3 % angegeben (➝ Abb. 3). Zudem war es nicht möglich, neues <strong>und</strong> altes Klauenöl, was nicht aus derselben Produktionsreihe stammt, zu vergleichen, denn es handelt sich bei Klauenöl um ein tierisches, ständig in der Zusammensetzung variierendes Produkt (➝ Abb. 3). Cire 213 Klauenöl, 2008 gekauft Einzig das Produkt Cire 213 scheint, 1999 sowie 2008 beschafft, vergleichbar, weil es sich um ein defi niertes Produkt handelt. Qualitativ waren die Fettsäuren betreffend keine Unterschiede zwischen beiden Cire Produkten feststellbar. Quantitativ hat der Anteil ungesättigter Fettsäuren der beiden Produkte während der natürlichen Alterung merklich abgenommen (➝ Abb. 4). Das kann als Indiz für eine Oxidation der ungesättigten Fettsäuren aufgefasst werden. Weiterhin wurde in Cire 213 von 1999 Butylhydroxytoluol (BHT) als Antioxidans nachgewiesen, in neuem Cire 213 von 2008 nicht. Dieses wiederum enthält das Fungizid Orthophenylphenol (OPP). Ebenfalls konnte eine schwefelhaltige Verbindung, Ethan,1,2bis(methylthio), in beiden Cire Produkten nachgewiesen werden. Über die enthaltene Menge von BHT, OPP <strong>und</strong> der schwefelhaltigen Verbindung lässt sich keine Aussage treffen, da die Messmethode auf Fettsäuren kalibriert wurde. Lederpfl egemittel auf Leder g Klauenöl, 1996 gekauft Palmitinsäure (C 16 Stearinsäure (C 18 Ölsäure (C 18-1 Ölsäure Iso. (C 18-1 Linolsäure (C 18-2 Die Lederproben wurden mit massiver Licht- <strong>und</strong> Wärmeeinwirkung behandelt, um die Lederpfl egemittel vor <strong>und</strong> nach dieser Behandlung miteinander vergleichen zu können. Die Lederproben wurden halbiert <strong>und</strong> eine Probenhälfte für 100 St<strong>und</strong>en in der Klimakammer unter Sauerstoffzufuhr folgenden Bedingungen ausgesetzt: 40 % Relative Feuchte, 65 °C Temperatur <strong>und</strong> Beleuchtung ab 320 nm, mit einer Leistung von 80 w/qm. Nach der klimati- Anteil (%) 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Kristina Blaschke 13 schen Behandlung zeigten die Proben bereits deutliche Farbveränderungen. Qualitativ war die Fettsäuren betreffend kein Unterschied zu den klimatisch gestressten Proben nachweisbar. Quantitativ konnte jedoch ein Unterschied gemessen werden. Die ungesättigten Verbindungen der Fette nahmen von klimatisch ungestresst zu klimatisch gestresst hin ab, die gesättigten Verbindungen jedoch zu (➝ Abb. 5). Dieses Phänomen trat bei allen Lederpfl egemitteln auf <strong>und</strong> konnte teilweise auch in einer zweiten Messung bestätigt werden. Eine zufriedenstellende Erklärung für dieses Phänomen konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht gef<strong>und</strong>en werden. Abbildung 5: Chemische Veränderungen von Lederpfl egemitteln auf Leder; klimatisch ungestresste <strong>und</strong> gestresste Lederproben im Vergleich (Resultate einer Messung; es wurden wiederum nur folgende Verbindungen berücksichtigt: C16, C18, C18-1, C18- 1-Isomer, C18-2) Resultate Cire 213, 2008 gekauft Cire 213, 1999 gekauft Veränderungen von Leder durch Lederpfl egemittel – REM Die nachgefetteten Lederquerschnitte zeigten im Vergleich zur unbehandelten Referenz kleinere Faserzwischenräume (➝ Abb. 1). Dies war ausschließlich im Bereich des Narbens <strong>und</strong> in der Papillarschicht zu beobachten. Es wäre denkbar, dass der gesamte Faserverb<strong>und</strong> durch die kleineren Zwischenräume unfl exibler ist. Starke mechanische Einwirkung wäre notwendig, um das Materialgefüge zu lockern. Das ist bei historischen Ledern nicht durchführbar, da die Leder viel zu fragil sind. Zudem kann vermutet werden, dass das Schadensbild des Abplatzens der Narbenschicht besonders in mechanisch beanspruchten Bereichen von Ledereinbänden, zum Beispiel dem festen Rücken oder den Gelenken, auf dieses Phänomen zurückzuführen ist. Durch das Verengen der Faserbündelzwischenräume im Bereich der Narben- <strong>und</strong> Papillarschicht wäre denkbar, dass sich eine Art „Sollbruchstelle“ zwi- g Palmitinsäure (C 16) Stearinsäure (C 18) Ölsäure (C 18-1) Ölsäure Iso. (C 18-1) Linolsäure (C 18-2) Abb. 3: Fettsäureverteilung in Klauenöl von 2008 <strong>und</strong> 1996 Abb. 4: Fettsäureverteilung in Cire 213 von 2008 <strong>und</strong> 1999