Restaurierungs- und Konservierungs - Arbeitskreis Nordrhein ...
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Die Einwirkung von Feuchtigkeit kann theoretisch<br />
zu einer Schädigung in Form von Rissen in der Bindemittelschicht<br />
führen, denn diese verhält sich gegenüber<br />
Wasser hydrophob, wogegen die Barytage <strong>und</strong><br />
der Papierträger hydrophil reagieren. Daneben können<br />
vorhandene Risse Feuchtigkeit absorbieren <strong>und</strong><br />
dadurch dunkler erscheinen.<br />
Lösemittel – Test auf historischen<br />
Dummies 7<br />
Ziel der folgenden Testreihen war es, ein Lösemittel<br />
zu fi nden, das keine negativen Reaktionen mit den jeweiligen<br />
Bindemittelschichten hervorruft. Es wurden<br />
Lösemittel mit verschiedenen Polaritäten <strong>und</strong> Eigenschaften<br />
ausgewählt, die auf den Oberfl ächen historischer<br />
Kollodium- <strong>und</strong> Albuminpapieren auf ihre prinzipielle<br />
Anwendbarkeit getestet werden sollten.<br />
Insgesamt wurden jeweils 10 Testfelder angelegt,<br />
<strong>und</strong> die Lösemittel wurden mittels eines Wattestäbchens<br />
appliziert; die Reinigungsdauer wurde auf 20<br />
Sek<strong>und</strong>en festgelegt.<br />
Durch die beiden Versuchsreihen stellte sich heraus,<br />
dass neben demineralisiertem Wasser auch<br />
das Lösemittel Hexan problemlos auf Kollodium- wie<br />
auch Albuminoberfl ächen verwendet werden kann.<br />
Der Speichel 8 , der zwar ein gleich gutes Ergebnis wie<br />
das Wasser aufwies, sollte jedoch auf Gr<strong>und</strong> seiner<br />
Inhaltsstoffe eher nicht verwendet werden. Neben seiner<br />
chemischen Zusammensetzung, die nicht konstant<br />
ist, können außerdem organische Rückstände<br />
auf dem Objekt verbleiben, die den Befall von Mikroorganismen<br />
begünstigen können.<br />
Bis auf die zuvor genannten Reagenzien, führten<br />
alle anderen Lösemittel zu einer unerwünschten Anlösung<br />
der Bindemittelschicht oder einer Randbildung.<br />
Da Hexan auf Gr<strong>und</strong> seines unpolaren Charakters<br />
nicht mit Wasser mischbar ist, sollten die Lösemittel<br />
bei Bedarf nacheinander verwendet werden. Neben<br />
wasserlöslichen Verschmutzungen lassen sich durch<br />
das Hexan zusätzlich auch fettige oder ölige Substanzen<br />
entfernen. (➝ Abb. 16 <strong>und</strong> 17, Tab. 2)<br />
Lösemittel Ergebnis<br />
Albumin<br />
Imke Henningsen<br />
55<br />
Ergebnis<br />
Kollodium<br />
1. demin. Wasser 0 0<br />
2. Speichel 0 0<br />
3. Ethanol + – +<br />
4. n-Butanol ++ +<br />
5. n-Hexan 0 0<br />
6. Toluol ++ + –<br />
7. Chloroform + – +<br />
8. Ethylacetat ++ ++<br />
9. Aceton ++ ++<br />
10. Diethylether + – + –<br />
Tab. 2: Ergebnisse der Lösemitteltests. (++ = sehr starke Lösung /<br />
sehr starke Randbildung; + = starke Lösung / mittelstarke Randbildung;<br />
+ – = schwache Lösung / schwache Randbildung;<br />
0 = keine Lösung / keine Veränderung)<br />
<strong>Restaurierungs</strong>maßnahmen 9<br />
Nach dem Abschluss der Voruntersuchungen wurde<br />
deutlich, dass die Bitumenfl ecken wie auch störende<br />
Wachsstiftstriche auf den Fotografi en entfernt werden<br />
sollten. Neben der optischen Beeinträchtigung handelt<br />
es sich bei Bitumen um Verbindungen, die in der<br />
Lage sind, in poröse Schichten zu wandern <strong>und</strong> daher<br />
auf jeden Fall entfernt werden müssen.<br />
Beide Substanzen konnten mittels Hexan gelöst<br />
<strong>und</strong> anschließend abgenommen werden, ohne das<br />
dabei die empfi ndliche Bindemittelschicht der Fotografi<br />
en geschädigt wurde. Die Applikation erfolgte mit<br />
einem feinen, lösemittelgetränkten Ziegenhaarpinsel,<br />
wobei der benetzte Bereich mit einem Filterpapier zügig<br />
abgetupft wurde. (➝ Abb. 18, 19, 20 <strong>und</strong> 21)<br />
Die optisch störenden Verschwärzungen des Bleiweißes<br />
können durch eine Wasserstoffperoxid-Ether-<br />
Bleiche in ein weißes Produkt umgewandelt werden.<br />
Das schwarze Bleisulfi d wird bei diesem Vorgang<br />
Abb. 16: Lösemitteltest auf der Oberfl äche eines Albuminpapiers. Abb. 17: Lösemitteltest auf der Oberfl äche eines<br />
Kollodiumpapiers.