Restaurierungs- und Konservierungs - Arbeitskreis Nordrhein ...
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Ergänzung <strong>und</strong> Retusche von Plakaten<br />
Restaurierung der Farblithographie Sechstes Sokolfest<br />
von Alfons Mucha<br />
Retusche <strong>und</strong> Fehlstellenergänzung gehörten schon<br />
immer zu den schwierigsten <strong>und</strong> besonders kontrovers<br />
diskutierten Themen in der Restaurierung, da sie<br />
ein Eingriff sind, die das Objekt stark sichtbar verändern<br />
jedoch keine direkt konservierende Wirkung haben.<br />
Weiterhin stehen Rezeption, Wahrnehmung <strong>und</strong><br />
das Verständnis von Authentizität im Vordergr<strong>und</strong> –<br />
Gesichtspunkte, die oft sehr verschiedene Meinungen<br />
hervorrufen.<br />
Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit<br />
dem Thema Ergänzung <strong>und</strong> Retusche war eine große<br />
Fehlstelle in dem Plakat Sechstes Sokolfest von<br />
Alfons Mucha aus dem Deutschen Plakatmuseum<br />
Essen. Bei der Konzeptfi ndung im Rahmen der Konservierung<br />
<strong>und</strong> Restaurierung dieser Farblithographie<br />
stellt sich die Frage, ob dieser bereits zu einem früheren<br />
Zeitpunkt unsachgemäß restaurierte Bereich neu<br />
ergänzt werden soll <strong>und</strong> wenn ja, mit welcher Methode<br />
<strong>und</strong> Technik dies geschehen soll. Die unterschiedlichen<br />
Lösungsansätze wurden anhand von Mustern<br />
praktisch umgesetzt. Dabei wurde auch das Einsetzen<br />
eines Digitaldrucks diskutiert.<br />
Das Objekt<br />
Das Plakat Sechstes Sokolfest von Alfons Mucha<br />
(1860 –1939) aus dem Besitz des Deutschen Plakatmuseums<br />
in Essen stammt aus dem Jahr 1911. Somit<br />
zählt es zum Spätwerk Muchas, der vor allem durch<br />
seine Plakate der Pariser Zeit um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende<br />
berühmt wurde. 1910 kehrte er in seine Heimat<br />
in Tschechien zurück <strong>und</strong> widmete sich vor allem<br />
patriotischen Themen.<br />
So auch bei diesem Plakat, das für das Sokolfest<br />
1912 in Prag wirbt. Die Sokolbewegung wurde als<br />
Turnverein gegründet, war jedoch zugleich eine patriotische<br />
Bewegung, die unter der österreichisch-ungarischen<br />
Monarchie nach Unabhängigkeit strebte.<br />
Alle vier Jahre fanden Sokolfeste statt, bei denen es<br />
Massenturnvorführungen gab (➝ Abb. 2), aber auch<br />
ein Folkloreprogramm, das der nationalen Ermutigung<br />
dienen sollte.<br />
Dargestellt ist eine junge Frau, welche eine Personifi<br />
kation der Stadt Prag darstellt: Die Krone erinnert<br />
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von Verena Grande<br />
Abb. 1: Plakat Sechstes Sokolfest von Alfons Mucha, 1911.<br />
Gesamtansicht vor der Restaurierung.<br />
an die Stadtbefestigung, der Stab in ihrer Hand trägt<br />
das Wappen der Stadt <strong>und</strong> mit der Linde als Nationalbaum<br />
der Tschechen erscheint ein weiteres nationales<br />
Symbol. Im Hintergr<strong>und</strong> ist eine Allegorie des Vater-