Restaurierungs- und Konservierungs - Arbeitskreis Nordrhein ...
Restaurierungs- und Konservierungs - Arbeitskreis Nordrhein ...
Restaurierungs- und Konservierungs - Arbeitskreis Nordrhein ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
18 Die Goldledertapete von Schloss Augustusburg in Brühl<br />
Maltechnischer Aufbau<br />
Betrachtet man den maltechnischen Aufbau, so fi ndet<br />
sich als unterste Schicht der Bildträger.<br />
Bei dem Bildträger handelt es sich vermutlich um<br />
vegetabilisch gegerbtes Kalbsleder. Die durchschnittliche<br />
Größe eines Carrets beträgt ca. 73,5 × 61 cm.<br />
Zum Teil wurde der Nutzen mit dünn ausgeschärftem<br />
Leder auf ein rechteckiges Maß ergänzt. Die Lederergänzungen<br />
wurden vor dem Einpassen von der<br />
Narbenseite ganzfl ächig mit Klebstoff, vermutlich Glutinleim,<br />
eingestrichen, worauf ihre dunklere Färbung<br />
zurückzuführen ist. (➝ Abb. 4)<br />
Stellenweise befi nden sich auf der Fleischseite<br />
des Leders in den Ecken kleine Buchstaben. Ihre ursprüngliche<br />
Funktion ist heute nicht mehr deutlich.<br />
Eventuell handelt es sich um Markierungen, die der<br />
besseren Orientierung beim Zusammennähen dienen<br />
sollten. (➝ Abb. 5)<br />
Möglicherweise waren es bei der Serienfertigung<br />
solcher Carrets auch die Ausführenden, die nach<br />
Beendigung ihres Arbeitsganges „ihr Kürzel“ auf der<br />
Fleischseite des Leders vermerkten.<br />
Auf dem Leder wurde ein Anlegemittel, vermutlich<br />
ein Glutinleim aufgetragen. Darauf liegt fl ächig Blattmetall,<br />
offenbar Blattsilber. Auf die versilberte Fläche<br />
wurde dünn der so genannte Goldlack aufgetragen,<br />
eine Öl-Harz-Verkochung mit färbendem Bestandteil.<br />
Nach der Prägung erfolgte dann die farbige Fassung<br />
des Leders. Im äußeren Fond wurde auf den Goldlack<br />
ein transparenter grüner Lüster aufgetragen, auf<br />
den inneren Fond hellblaue bis weiße, offenbar ölhaltige<br />
deckende Farbe. Zudem wurden die Früchte <strong>und</strong><br />
Blüten noch farbig akzentuiert.<br />
Auf den grünen Fond wurde ein Überzug aufgetragen.<br />
Unter UV-Anregung zeigt er eine helle, weißgrünliche<br />
Fluoreszenz, welche auf die Verwendung<br />
eines natürlichen Harzes deutet. (➝ Abb. 6) Da sich<br />
dieser Firnis auch auf den für die Nähte umgeschlagenen<br />
Außenkanten der Goldlederpaneele befi ndet,<br />
ist anzunehmen, dass es sich um einen Originalüberzug<br />
handelt. Ein solcher wird allerdings quellenschriftlich<br />
zur Goldlederherstellung allgemein weder partiell<br />
noch ganzfl ächig erwähnt. 1<br />
Vorgef<strong>und</strong>ener Zustand<br />
Der vorgef<strong>und</strong>ene Zustand ist durch nachträgliche<br />
Eingriffe, Schäden, sowie systemimmanente Veränderungen<br />
(Frühschw<strong>und</strong>craquelé, Borkenbildung,<br />
Alterssprungnetz) gekennzeichnet. Häufi g ist es so,<br />
dass die Schäden als Folge der nachträglichen Eingriffe<br />
entstanden sind.<br />
Der Zustand der Goldledertapete wurde sowohl<br />
von der Vorder- als auch von der Rückseite in einer<br />
Kartierung festgehalten. Hierbei wurde Carret für Carret<br />
kartiert, wobei versucht wurde, eine möglichst genaue<br />
Kartierung zu entwickeln, die letztendlich auf<br />
Abb. 3: Für die oberen Friescarrets wurde offensichtlich ein<br />
Paneel einer anderen Goldledertapete auseinander geschnitten.<br />
Abb. 4: Der Nutzen wurde im Herstellungsprozess des Goldleders<br />
mit dünn ausgeschärftem Leder (hier: das dunklere Leder) auf ein<br />
rechteckiges Maß ergänzt.