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OCEAN7 2008-05

Ein großes Porträt der österreichischen Bootsbauerfamilie Schöchl, die am Mattsee die sicheren, schönen und hervorragend segelnden Sunbeam Yachten bauen. Wie alles begann, wie es heute ist!

Ein großes Porträt der österreichischen Bootsbauerfamilie Schöchl, die am Mattsee die sicheren, schönen und hervorragend segelnden Sunbeam Yachten bauen. Wie alles begann, wie es heute ist!

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people<br />

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sein Wissen weitergeben. „Jemand, der<br />

in eine Segelschule geht, will ja in der<br />

Regel etwas lernen. Den allermeisten<br />

geht es um eine gute Seemannschaft,<br />

um die Sicherheit an Bord. Leider gibt<br />

es dann auch noch wenige andere, die<br />

das Ganze nur machen, um einen Schein<br />

in der Hand zu halten. Hier muss man<br />

ansetzen. Es kann nicht sein, dass z.B.<br />

jemand beim Ecker-Cup tagelang seekrank<br />

in der Koje liegt und sich dann<br />

vom Skipper die Bordtage und Nachtfahrten<br />

bestätigen lässt. Er war mit dem<br />

Schiffshandling, der Yachtführung nicht<br />

befasst. Das ist nicht der Sinn eines Praxisnachweises.“<br />

Zwei Seiten<br />

Prüfer ist Wolfgang Becker schließlich<br />

geworden, um auch die „andere Seite“<br />

kennenzulernen. Da muss er auch gleich<br />

eine Lanze für seine Prüferkollegen<br />

brechen: „Das große Geld ist bei Prüfungen<br />

garantiert nicht zu verdienen,<br />

im Gegenteil, die Prüfer sind als Sachverständige<br />

ehrenamtlich tätig und erhalten<br />

lediglich einen Kostenersatz und<br />

Tagesdiäten. Außerdem ist diese Tätigkeit<br />

sehr zeit- und arbeitsintensiv. Viele,<br />

vor allem jüngere, Kollegen führen Prüfungen<br />

in ihrer Freizeit durch, nehmen<br />

sich dafür sogar noch extra Urlaub. Da<br />

musst du dann schon ein großer Idealist<br />

sein.“<br />

Ein Problem ist derzeit sicherlich das oft<br />

unterschiedliche Vorgehen der Prüferkollegen.<br />

„Ich stelle mir einen Prüfungskatalog<br />

vor, eine Checkliste mit Pflichtprogramm<br />

zur Objektivierung der<br />

Prüfung, das jeder Kandidat zu absolvieren<br />

hat.“ So will Becker zeitraubende<br />

und unrealistische in strukturierte, realen<br />

Situationen angepasste Prüfungen<br />

verwandeln. „Ich halte nichts davon,<br />

den Kandidaten noch zusätzlich unter<br />

Druck zu setzen. Die Prüfungssituation<br />

ist an sich schon zusätzlicher Stress genug.<br />

Die Prüfer sollten eher beruhigend<br />

ril08.FH10 Thu Apr 24 14:14:34 <strong>2008</strong> Seite 4<br />

auf den Kandidaten einwirken.“<br />

Veränderungen<br />

Vom OeSV Präsidium hat Wolfgang<br />

Becker folgende Vorgaben zu einer neuen<br />

Prüfungsordnung erhalten:<br />

- einfachere administrative Abwicklung<br />

der Prüfungen<br />

- sachgerechte Kürzung der Prüfungsinhalte<br />

für den FB 2<br />

- weniger Theorie-, mehr Praxisbezug<br />

- Ergänzungsprüfungen zur Erlangung<br />

des Befähigungsausweises für den FB 3<br />

Zusätzlich kam nun auch ein FB 1<br />

Schein ins Gespräch, der die küstennahe<br />

Fahrt abdecken soll. Das alles hört sich<br />

leicht an, erfordert in der Umsetzung<br />

aber ein sehr großes Maß an Umsicht.<br />

Immer neue Fragen tauchen auf, die<br />

berücksichtigt werden wollen. Hier nur<br />

einige davon:<br />

Was muss man im FB 1 und FB 2 Fahrtgebiet<br />

nicht wissen, was man nicht auch<br />

im FB 3 Fahrtgebiet benötigt? Ganz im<br />

Gegenteil ist es doch so, dass vor allem<br />

küstennahe Fahrt (Gezeiten, Navigation,<br />

An- und Ablegen …) einiges an<br />

seemännischem Wissen und Können<br />

verlangt.<br />

Wie geht man mit den in den letzten<br />

Jahren aufgekommenen Technologien<br />

um? Wie weit soll man zum Beispiel<br />

elektronische Navigation, Funk- und<br />

Radarkenntnisse in die Prüfungen integrieren?<br />

Wie kann nun wirklich die seemännische<br />

Erfahrung eines Kandidaten nachgewiesen<br />

werden? „Bordtage“ bedeuten nicht<br />

unbedingt, dass der zu Prüfende in das<br />

Bordleben integriert war.<br />

Damit und mit immer neuen Fragen<br />

und Details beschäftigt sich derzeit<br />

Wolfgang Becker. Er hat sich dafür aber<br />

Unterstützung geholt, bespricht sich mit<br />

seinen Kollegen im Prüfungsausschuss,<br />

ist in ständigem Kontakt mit Ausbildnern<br />

und Prüfern und startete sogar eine<br />

Diskussionsrunde unter Seglern. Dieser<br />

Demokratieprozess bringt zwar auf der<br />

einen Seite recht viel zusätzliche Arbeit,<br />

auf der anderen Seite aber täglich neue<br />

Einsichten und Ideen.<br />

Die Uhr tickt<br />

Viel Zeit hat der neue Prüfungsreferent<br />

nicht. Schon im Frühsommer möchten<br />

Wolfgang Becker und seine Kollegen<br />

eine erste Fassung der Prüfungsordnung<br />

vorlegen und zur Diskussion stellen.<br />

Im Sommer soll sie dann im OeSV<br />

Präsidium zur Abstimmung eingebracht<br />

werden. Das ist wichtig, denn so haben<br />

die Ausbildungsstätten die Möglichkeit,<br />

sich auf die nächste Saison unter einer<br />

neuen Prüfungsordnung entsprechend<br />

vorzubereiten und auch ihre Kunden<br />

zeitgerecht (zum Beispiel auf der Vienna<br />

Boat Show) beraten zu können.<br />

Wichtige Punkte in einer neuen Prüfungsordnung<br />

und den damit betroffenen Themen, kurz von<br />

Ing. Wolfgang Becker zusammengefasst:<br />

- Eine neue Prüfungsordnung sollte so einfach wie<br />

möglich und leicht verständlich sein<br />

- Sie sollte weitestgehend in Abstimmung mit dem<br />

MSVÖ erstellt werden<br />

- FB 1 (Ja oder Nein), Strukturierung der Ausbildungsziele<br />

für die einzelnen Fahrtenbereiche in Theorie und<br />

Praxis<br />

- Objektivierung der Prüfungen durch Checklisten,<br />

einheitliche Schwierigkeitsgrade und durch Information<br />

und Schulung der Prüfer<br />

- Neue Fragenkataloge, neue Kartenbeispiele<br />

- Die Fragen und die Kartenbeispiele werden mit den<br />

Lösungen zur Information ins Internet gestellt<br />

- Upgradeprüfungen von FB 2 auf FB 3

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