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OCEAN7 2008-05

Ein großes Porträt der österreichischen Bootsbauerfamilie Schöchl, die am Mattsee die sicheren, schönen und hervorragend segelnden Sunbeam Yachten bauen. Wie alles begann, wie es heute ist!

Ein großes Porträt der österreichischen Bootsbauerfamilie Schöchl, die am Mattsee die sicheren, schönen und hervorragend segelnden Sunbeam Yachten bauen. Wie alles begann, wie es heute ist!

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„Bootsbau<br />

ist ein Lernprozess”<br />

Mit <strong>OCEAN7</strong> SPrAChEN DiE MäNNEr hiNtEr DEM SuNbEAM-bOOM übEr DiE VErStECKtEN MäNGEl MANChEr<br />

YAChtEN, DEN WErt VON KONtiNuität uND trADitiON SOWiE ihrE EiGENE PhilOSOPhiE DES bOOtSbAuS.<br />

<strong>OCEAN7</strong>: Die Sunbeam-Yachten sind weltweit<br />

vor allem durch ihre überragende Verarbeitungsqualität<br />

erfolgreich geworden.<br />

Wie definiert man bei Schöchl Qualität?<br />

Gerhard Schöchl: Wir schätzen in unserem<br />

Unternehmen das Wort Qualität<br />

an sich nicht sehr. Das Wort Qualität ist<br />

das am meisten missbrauchte Wort, und<br />

deshalb wissen die Leute auch schon<br />

gar nicht mehr, was darunter zu verstehen<br />

ist. Unser Level ist ganz eindeutig<br />

vorgegeben: Unsere Boote müssen eine<br />

gewaltige Sicherheit bieten, aber trotzdem<br />

immer noch gut segeln können.<br />

Am Markt geht die Entwicklung derzeit<br />

eindeutig in Richtung sehr, sehr billiger<br />

Boote, im mittleren Preisbereich bleibt<br />

dann nichts mehr übrig.<br />

erfolgsduo. Manfred und Gerhard Schöchl.<br />

<strong>OCEAN7</strong>: Was unterscheidet eine günstigere<br />

Yacht am meisten von einer Sunbeam?<br />

Manfred Schöchl: Am meisten lässt sich<br />

an der Struktur sparen. In der schieren<br />

Substanz des Rumpfes liegen etwa 60<br />

bis 70 Prozent des Gesamtwertes. Wenn<br />

man dort nur ein Drittel oder ein Fünftel<br />

abspeckt, sieht das niemand. Erst<br />

wenn man in solchen Booten nicht mehr<br />

schlafen kann, weil sich der Rumpf derart<br />

bewegt. Oder die Schränke während<br />

des Segelns herausfallen – so etwas gibt<br />

es tatsächlich. Das Problem liegt darin,<br />

dass man diese Qualitätsunterschiede ja<br />

nicht auf den ersten Blick sieht. Wenn<br />

mir einer sagt, Hersteller X baut die<br />

gleiche Qualität wie Schöchl, dann kann<br />

ich auf einer Messe ja nicht einfach zu<br />

dessen Messestand rübergehen und zum<br />

Vergleich den Rumpf anbohren.<br />

<strong>OCEAN7</strong>: Was tut man bei Schöchl, um den<br />

Kunden die Qualität der eigenen Produkte<br />

zu verdeutlichen?<br />

Gerhard Schöchl: Konkret gewähren wir<br />

eine lebenslange Garantie gegen Deck-<br />

Rumpf-Leckagen sowie verlängerte<br />

Garantien gegen Osmose und Delamination<br />

des Rumpfes. Ein Beispiel zum<br />

Thema Nachhaltigkeit: Ein Kunde hat<br />

sich 1967 eine Sunbeam gekauft, und<br />

ein Metallbeschlag ist der einzige Teil,<br />

der verbogen ist – den haben wir jetzt<br />

erneuert. Die Boote sollen ja von der<br />

nächsten Generation weitergeführt<br />

werden.<br />

Man muss natürlich aufpassen, es mit<br />

der Langfristigkeit nicht zu übertreiben,<br />

sonst schneidet man sich selbst vom<br />

Markt ab. Natürlich denken wir stets<br />

daran, wie wir effektiver und rationell<br />

produzieren können. Aber man kann<br />

keine Qualität bauen, für die niemand<br />

mehr bereit ist, zu bezahlen.<br />

<strong>OCEAN7</strong>: Für welche Kunden zahlt sich<br />

der verhältnismäßig höhere Preis der Sunbeam-Yachten<br />

also aus?<br />

Gerhard Schöchl: Im günstigeren Segment<br />

werden generell 25 bis 33 Prozent<br />

weniger Material für die gleiche Länge<br />

verwendet. Das bleibt natürlich nicht<br />

ohne Folgen. Wenn man nicht viel Zeit<br />

hat zu segeln, dann ist es tatsächlich besser,<br />

man kauft sich ein derartiges Boot.<br />

Das ist vollkommen in Ordnung. Man<br />

bezahlt bis zu 50 Prozent weniger als bei<br />

einem hochwertigen Schiff. Man muss<br />

aber auch zur Kenntnis nehmen, dass<br />

man innerhalb der ersten Jahre auch<br />

vom niedrigeren Kaufpreis noch einmal<br />

bis zu 50 Prozent an Wert verliert.<br />

Manfred Schöchl: Im Kreis der Yachtbauer,<br />

die über 50 Exemplare im Jahr<br />

bauen, sind wir im Augenblick der älteste<br />

Serienyachtbauer in Europa. Aus<br />

diesem Grund haben wir auch Erfahrung<br />

mit Booten, die in den 60er-Jahren<br />

gebaut und vor kurzem verkauft<br />

wurden. Und es ist eindeutig so, dass<br />

man teilweise heute wesentlich mehr für<br />

eine gebrauchte Sunbeam bekommt, als<br />

diese damals gekostet hat. Eine 15 Jahre<br />

alte Sunbeam 40 wurde vor kurzem<br />

um 80.000 Euro verkauft – mehr als das<br />

Doppelte des ursprünglichen Preises.<br />

Wir machen unser Geschäft nun seit 30<br />

bzw. 20 Jahren. Ich sage immer, Segeln<br />

ist ein Lernsport – auch Bootsbauen ist<br />

ein Lernprozess.<br />

Interview: Florian T. Mrazek

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