60 „Meeresschildkröten haben schon zu Zeiten der Dinosaurier den Ozean bevölkert. Heute sind wir dabei, diesem langen Erdendasein ein Ende zu bereiten.“ Frisch geschlüpFT. Junge Schildkröten sind nur wenige Zentimeter groß, wenn sie aus den Eiern schlüpfen. Diese Baby-Suppenschildkröte hat noch einen weichen Panzer. Mancherorts werden sie eingesammelt, in Becken großgezogen und erst dann in die Freiheit entlassen. Theoretischer positiver Effekt: es fallen weniger Schlüpflinge Fressfeinden zum Opfer. Praktischer negativer Effekt: massiver Eingriff in die Entwicklungsbiologie dieser Tiere mit Auswirkungen auf Schwimmverhalten, Orientierungsleistung und Ernährungsphysiologie. Systematik: Klasse: Reptilien, Reptilia Ordnung: Schildkröten, Chelonia Familie: Cheloniidae Suppenschildkröte, Chelonia mydas Unechte Karettschildkröte, Caretta caretta Echte Karettschildkröte, Eretmochelys imbricata Bastardschildkröten, Lepidochelys olivacea und Lepidochelys kempi Wallriffschildkröte, Natador depressus Familie: Dermochelyidae Lederschildkröte, Dermochelys coriacea Literatur: SPOTILA, J.R. (2004). Sea Turtles: A Complete Guide to their Biology, Behavior, and Conservation. Johns Hopkins University Press, 240pp. ISBN 0-8018-8007-6 www.archelon.gr www.seaturtle.org www.turtles.org www.turtle-foundation.org Es haben zwar auch Schlangen, Krokodile und diverse Echsen ihre Liebhaber, aber das ist eine Minderheit. Die Mehrheit möchte mit diesem Getier weder daheim noch im Urlaub zu tun haben. Mit Meeresschildkröten ist es anders, sie zählen zu den „Großen Fünf“ der Unterwasser-Hitliste. Zusammen mit Mantas, Haien, Delfinen und Napoleonfischen stehen sie ganz oben auf der Wunschliste der Taucher und Schnorchler. Warum das so ist, können wir verstehen oder auch ganz einfach fühlen, wenn wir das Glück haben, ihnen zu begegnen. Kurzer Steckbrief. Meeresschildkröten haben sich aus Landschildkröten entwickelt, die vor etwa 200 Millionen Jahren in das Meer eingewandert sind. Heute sind 2 Familien mit insgesamt 7 Arten von Meeresschildkröten bekannt. Sie kommen in tropischen und subtropischen Meeren vor und legen auf ihren Wanderungen weite Strecken zurück. Ihr stromlinienförmiger Panzer und die paddelförmigen Extremitäten machen sie zu guten und ausdauernden Schwimmern. Sie können tief und lange tauchen, müssen als Lungenatmer aber von Zeit zu Zeit an der Wasseroberfläche Luft holen. Im Gegensatz zu Landschildkröten können sie ihren Kopf nicht in den schützenden Panzer zurückziehen. Ihre Nahrung besteht aus großen Planktern wie Medusen, aus verschiedenen bodenlebenden Meerestieren wie Schwämmen und Seeanemonen, und auch Seegras steht auf ihrem Speisezettel. Die verschiedenen Arten der Meeresschildkröten bevorzugen ein durchaus unterschiedliches Menü. 01 TischgemeinschaFT. Ein Schwamm wurde von der Karettschildkröte aus dem Riff herausgebrochen. Das interessiert auch den Blaukopf-Kaiserfisch (Pomacanthus xanthometopon). Auch auf seinem Speiseplan stehen Schwämme und er nützt die Gelegenheit zu einem gemeinsamen Mahl. 02 Tischmanieren. Bei größeren Futterstücken werden geschickt die paddelförmigen Vorderextremitäten zu Hilfe genommen. Die Delikatesse wird gehalten, einzelne Stücke werden abgebissen und verzehrt. 03 speiseplan. Die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) ernährt sich hauptsächlich von Organismen des Korallenriffs. Hier weidet sie Scheibenanemonen (Corallimorpharia) ab, die flächenhaft Teile des Riffs überwachsen. Entwicklung. Zur Fortpflanzung treffen sich die einzelgängerischen Meeresschildkröten in Küstennähe, die Paarung erfolgt im Meer. Wenn die Weibchen zur Eiablage bereit sind, kriechen sie an flachen Sandstränden an Land. Jedes Weibchen hebt eine 30-50 cm tiefe Nistgrube aus und legt etwa 80-120 tischtennisballgroße Eier in dieses Nest. Danach wird die Nistgrube zugeschüttet und der mühsame Rückweg zum Meer angetreten. Das alles erfolgt in der Nacht. Die Wärme der Sonnenstrahlen brütet die Eier aus, wobei höhere Temperaturen hauptsächlich Weibchen, niedrigere Temperaturen vermehrt Männchen zur Entwicklung bringen. Nach 2 bis 3 Monaten ist es dann so weit: Die Jungen schlüpfen aus den Eiern, graben sich nach oben an die Sandoberfläche, orientieren sich und wandern über den Strand Richtung Meer. Sobald sie von den ersten Wellen umspült werden, beginnen sie zu schwimmen, weg von der Küste, hinaus auf das offene Meer. Was folgt, sind die so genannten „verlorenen Jahre“: ein Zeitraum, über den die Wissenschaft wenig weiß. Vermutlich driften
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