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Die-einzige-Weltmacht evtl doppel

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Das Schwarze Loch 169<br />

sten ganz allgemein. Infolgedessen wurde die postsowjetische<br />

Krise festgeschrieben und eine notwendige Modernisierung<br />

und Verwestlichung der russischen Gesellschaft – wie Kemal<br />

Atatürk sie nach dem Zusammenbruch des Osmanischen<br />

Reiches in die Wege geleitet hatte – verzögert. <strong>Die</strong> Option<br />

»nahes Ausland« bescherte Rußland keine politische Lösung,<br />

sondern eine geopolitische Illusion.<br />

Wenn aber kein Kondominat mit Amerika und ebensowenig<br />

das nahe Ausland – welche andere geostrategische Option<br />

stand Rußland dann noch offen? Da die Westorientierung<br />

für ein demokratisches Rußland nicht zu der ersehnten globalen<br />

Gleichstellung mit Amerika führte, die ohnehin mehr<br />

Schlagwortcharakter hatte, als daß sie der Realität entsprochen<br />

hätte, machte sich unter den Demokraten Enttäuschung<br />

breit. Hingegen verleitete die widerwillige Einsicht, daß eine<br />

Reintegration des alten Imperiums bestenfalls eine ferne<br />

Möglichkeit sei, einige russische Geopolitiker dazu, mit dem<br />

Gedanken irgendeiner Gegenallianz zu spielen, die sich gegen<br />

die Vormachtstellung der USA in Eurasien richten sollte.<br />

Anfang 1996 ersetzte Präsident Jelzin seinen westlich orientierten<br />

Außenminister Kosyrew durch den erfahreneren,<br />

aber zu Sowjetzeiten linientreu kommunistischen Fachmann<br />

für internationale Beziehungen Jewgenij Primakow, dessen<br />

Interesse seit langem schon dem Iran und China galt. Einige<br />

russische Kommentatoren stellten bereits die Vermutung an,<br />

daß es unter Primakow schneller zu einer neuen antihegemonialen<br />

Koalition jener drei Mächte kommen werde, die an<br />

einer Schwächung der amerikanischen Position das größte<br />

geopolitische Interesse haben. Bestärkt wurde dieser Eindruck<br />

durch die ersten Reisen, die Primakow als neuer Außenminister<br />

unternahm, sowie einige seiner anfänglichen Äußerungen.<br />

Zudem schienen die chinesischiranische Verbindung im<br />

Waffenhandel wie auch die Neigung Rußlands, dem Iran grö-

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