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194 <strong>Die</strong> <strong>einzige</strong> <strong>Weltmacht</strong><br />

limen bevölkert sind, haben ihre politischen Eliten – großenteils<br />

Produkte der Sowjetära – fast durchweg nichts mit Religion<br />

im Sinn und die Staaten eine weltliche Verfassung. Es<br />

ist jedoch anzunehmen, daß ihre Bevölkerungen ebenso, wie<br />

sie die traditionellen Sippen- und Stammesbindungen durch<br />

ein modernes Nationalbewußtsein ersetzen, verstärkt ein<br />

islamisches Bewußtsein entwickeln werden. Eine islamische<br />

Wiedererweckung, die bereits von außen her vom Iran, aber<br />

auch von Saudi-Arabien Unterstützung erfährt, wird wahrscheinlich<br />

aggressive Nationalismen beflügeln, die jeglicher<br />

Reintegration unter russischer – und mithin ungläubiger<br />

– Herrschaft entschiedenen Widerstand entgegensetzen.<br />

Genauer gesagt, dürfte der Prozeß der Islamisierung auch<br />

die innerhalb Rußlands verbliebenen Muslime anstecken. Ihre<br />

Zahl beläuft sich auf etwa 20 Millionen und übersteigt jene der<br />

nunmehr unter fremder Herrschaft in den unabhängigen zentralasiatischen<br />

Staaten lebenden Russen (circa 9,5 Millionen)<br />

um das Doppelte. <strong>Die</strong> russischen Muslime machen mithin etwa<br />

13 Prozent der russischen Bevölkerung aus, und es ist beinahe<br />

unvermeidlich, daß sie ihre Rechte auf eine eigenständige religiöse<br />

und politische Identität selbstbewußter einklagen werden.<br />

Auch wenn dieser Anspruch nicht die Form einer Forderung<br />

nach absoluter Unabhängigkeit, wie in Tschetschenien annimmt,<br />

wird er sich mit den unlösbaren Problemen überschneiden,<br />

denen sich Rußland, angesichts seines jüngsten<br />

Großmachtabenteuers und der russischen Minoritäten in den<br />

neuen Staaten in dieser Region weiterhin wird stellen müssen.<br />

Der Umstand, daß zwei der größeren angrenzenden Nationalstaaten<br />

– die Türkei und der Iran – jeder mit einem<br />

historisch gewachsenen imperialen, kulturellen, religiösen<br />

und ökonomischen Interesse an der Region, in ihrer geopolitischen<br />

Orientierung unberechenbar sind und zudem selbst<br />

mit internen Problemen zu schaffen haben, verstärkt die In-

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