19.10.2016 Aufrufe

Die-einzige-Weltmacht evtl doppel

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der Fernöstliche Anker 255<br />

gewiesen ist. Ohne das amerikanisch-japanische<br />

Sicherheitsabkommen, ja sogar schon durch seine allmähliche<br />

Verwässerung würde Japan augenblicklich gegenüber<br />

jeder ernsthaften regionalen oder internationalen Krise störungsanfällig.<br />

<strong>Die</strong> <strong>einzige</strong> Alternative wäre dann, entweder<br />

Chinas regionale Vormachtstellung zu akzeptieren oder<br />

ein massives – ebenso kostspieliges wie sehr gefährliches<br />

– Wiederaufrüstungsprogramm durchzuziehen.<br />

Verständlicherweise halten viele Japaner die gegenwärtige<br />

Position ihres Landes – eine Quasi-<strong>Weltmacht</strong> und zugleich eine<br />

Schutzzone – für abnorm. Aber zugkräftige und realisierbare<br />

Alternativen zu den bestehenden Regelungen bieten sich nicht<br />

an. Wenn Chinas nationale Ziele als einigermaßen klar und die<br />

regionale Stoßrichtung seiner geopolitischen Ambitionen als relativ<br />

vorhersehbar gelten kann, so ist die geostrategische Vision<br />

Japans eher verschwommen und die öffentliche Stimmung im<br />

Lande viel uneinheitlicher.<br />

Den meisten Japanern ist klar, daß eine strategisch bedeutsame<br />

und abrupte Richtungsänderung Gefahren in sich birgt.<br />

Kann Japan eine regionale Macht in einer Region werden, in<br />

der es noch immer Unmut auf sich zieht und China sich als<br />

regional vorherrschende Macht zu etablieren beginnt? Doch<br />

sollte sich Japan einfach mit einer solchen Rolle Chinas abfinden?<br />

Kann Japan eine wirklich umfassende <strong>Weltmacht</strong> (in all<br />

ihren Dimensionen) werden, ohne amerikanische Unterstützung<br />

aufs Spiel zu setzen und die Feindseligkeit, die ihm in der<br />

Region entgegenschlägt, zu schüren? Vorausgesetzt, die USA<br />

werden in jedem Fall in Asien bleiben, wie wird sich dann ihre<br />

Reaktion auf Chinas wachsenden Einfluß auf die Beziehungen<br />

zu Japan auswirken, das bisher Priorität genoß? In der Zeit des<br />

Kalten Krieges waren solche Fragen so gut wie kein Thema.<br />

Heute bestimmen sie die strategische Diskussion und haben<br />

in Japan eine zunehmend lebhaftere Debatte in Gang gesetzt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!