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230 <strong>Die</strong> <strong>einzige</strong> <strong>Weltmacht</strong><br />

kann man die Prognose aufstellen, daß China innerhalb der, grob<br />

gesagt, nächsten zwei Jahrzehnte zu einer <strong>Weltmacht</strong> aufsteigen<br />

wird, etwa gleichauf mit den Vereinigten Staaten und Europa (vorausgesetzt,<br />

es kommt dort zu einer Erweiterung und Einigung).<br />

Bis zu diesem Zeitpunkt könnte China ein Bruttosozialprodukt<br />

erreichen, das über das Japans beträchtlich hinausgeht. Das<br />

russische übersteigt es bereits jetzt erheblich. Angesichts dieser<br />

wirtschaftlichen Dynamik dürfte sich China eine Militärmacht<br />

leisten können, die alle seine Nachbarn einschüchtern wird,<br />

vielleicht sogar jene Widersacher chinesischen Ehrgeizes, die,<br />

geographisch gesehen, weiter weg sind. Mit der Einverleibung<br />

Hongkongs und Macaos und vielleicht auch durch eine am Ende<br />

erfolgende politische Subordination Taiwans zusätzlich gestärkt,<br />

wird ein Großchina entstehen, das nicht nur den Fernen Osten<br />

dominiert, sondern auch eine <strong>Weltmacht</strong> erster Ordnung ist.<br />

Allerdings birgt jede Prognose eines zwangsläufig wiedererstehenden<br />

»Reichs der Mitte« gewisse Fehleinschätzungen,<br />

deren offensichtlichste mit dem unerschütterlichen Vertrauen auf<br />

statistische Voraussagen zu tun haben. Genau diesem Trugschluß<br />

erlagen vor kurzer Zeit jene, die vorhersagten, daß Japan die<br />

USA als weltweit führende Wirtschaftsmacht ablösen würde und<br />

unweigerlich zum neuen Superstaat aufsteigen werde.<br />

<strong>Die</strong>se Sichtweise stellte weder die Verwundbarkeit der japanischen<br />

Wirtschaft noch das Problem politischer Diskontinuität<br />

in Rechnung – und den gleichen Fehler begehen jene, die den<br />

zwangsläufigen Aufstieg Chinas zur <strong>Weltmacht</strong> verkünden und<br />

auch befürchten.<br />

Zunächst einmal ist es alles andere als sicher, ob China<br />

sein explosives Wachstumstempo in den nächsten beiden Jahrzehnten<br />

beibehalten kann. Eine ökonomische Verlangsamung<br />

läßt sich nicht ausschließen, und das allein brächte schon<br />

die gängige Prognose um ihre Glaubwürdigkeit. Um solche<br />

Wachstumsraten über einen langen Zeitraum hinweg auf

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