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190 <strong>Die</strong> <strong>einzige</strong> <strong>Weltmacht</strong><br />

neuen kasachischen Machthabern – die selbst immer nationalistischere<br />

Töne anschlagen, aber nur knapp die Hälfte der gesamten<br />

Bevölkerung des Landes vertreten – erschwert hat, ihren<br />

Staat auf der Basis von Volkstum und Sprache aufzubauen.<br />

<strong>Die</strong> in dem neuen Staat lebenden Russen sind natürlich<br />

der kasachischen Führung nicht wohlgesonnen. Als die ehemaligen<br />

Kolonialherren gehören sie zu der gebildeteren und<br />

besser situierten Schicht und fürchten um ihre Privilegien.<br />

Außerdem blicken sie auf den neuen kasachischen Nationalismus<br />

mit kaum verhüllter, aus kulturellem Dünkel gespeister<br />

Verachtung herab. Da die russischen Kolonisten in den nordwestlichen<br />

wie auch in den nordöstlichen Teilen Kasachstans<br />

eindeutig in der Überzahl sind, drohte Kasachstan im Falle einer<br />

tiefgehenden Verschlechterung der kasachischrussischen<br />

Beziehungen die territoriale Spaltung. Zugleich leben mehrere<br />

hunderttausend Kasachen auf der russischen Seite der<br />

Staatsgrenze und im Nordosten Usbekistans, dem Land,<br />

das die Kasachen als ihren Hauptrivalen um die Führung in<br />

Zentralasien betrachten.<br />

Usbekistan ist durchaus ernsthafter Kandidat. Es ist zwar<br />

kleiner und weniger mit Bodenschätzen gesegnet als Kasachstan,<br />

hat aber eine größere Bevölkerung (fast 25 Millionen)<br />

und, viel wichtiger noch, eine wesentlich homogenere Bevölkerung<br />

als Kasachstan aufzuweisen. Angesichts der höheren<br />

Geburtenrate unter den Einheimischen und des allmählichen<br />

Exodus der Russen werden bald etwa drei Viertel des Volkes<br />

Usbeken sein mit einer vor allem in Taschkent, der Hauptstadt<br />

des Landes, ansässigen bedeutungslosen russischen<br />

Minderheit.<br />

Geschickt führt die politische Elite des Landes den neuen<br />

Staat bewußt und unmittelbar auf das im Mittelalter bestehende<br />

riesige Reich Tamerlans (1336–1404) zurück, dessen<br />

Hauptstadt Samarkand das berühmte regionale Zentrum für

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