Vorlesungsverzeichnis - Hochschule für Bildende Künste Dresden
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Mi … 12.30–14 Uhr<br />
Nein zu... toten, weißen Männern! Geschichte und Theorie der Polychromie<br />
Beginn … 17.10.2012<br />
1764 schwärmte Johann Joachim Winckelmann in seiner Geschichte der<br />
Güntzstraße, Hörsaal 222<br />
Kunst des Altertums: »Die Farbe trägt zur Schönheit bei, aber sie ist nicht<br />
die Schönheit selbst (…). Da nun die weiße Farbe diejenige ist, welche die<br />
Das Tier und wir. Ein Bestiarium der Kunst<br />
mehrsten Lichtstrahlen zurückschickt, folglich sich empfindlicher macht, so<br />
»Nichts hätte mir jemals so sehr diese absolute Andersheit des Nachbarn<br />
wird auch ein schöner Körper desto schöner sein, je weißer er ist.« Mit die-<br />
oder des Nächsten zu denken gegeben, wie die Momente, in denen ich mich ser Lehre wurde die moderne Kunstgeschichte begründet und eine »weiße<br />
nackt unter dem Blick einer Katze sehe«, notiert der Philosoph Jacques<br />
Antike« zum Dogma der europäischen Kunst. Die idealistische Ästhetik<br />
Derrida über die Verunsicherung, die das Zusammenleben mit einem Tier<br />
hielt lange, obwohl seit dem 18. Jahrhundert durch zahlreiche antike<br />
hervorrufen kann. Schon die Kunst vor der Kunst ist eine der Tiere. In den<br />
Schriftquellen bekannt war, dass antike Skulpturen und Architektur eine<br />
frühsten Höhlenmalereien und Bildwerken werden komplexe Verhältnisse<br />
farbige Fassung aufwiesen, an dieser klassizistischen Programmatik der<br />
und Mischformen von Menschen und Tieren figuriert: Bis heute ist diese Be- »Einfachheit« und »Reinheit« fest. 1811 brachten Ausgrabungen am<br />
ziehung ambivalent, vielschichtig und voller Widersprüche. Besonders viru- Aphaia-Tempel auf Ägina, einer Insel vor Athen, farbige Skulpturen zu<br />
lent wird die Frage des Mensch-Tier-Verhältnisses durch die Animal Studies, Tage. Es folgte geradezu ein Wettstreit der Erforschung und vor allem der<br />
welche Tiere als Akteure von Kultur und Gesellschaft verstehen und ernst<br />
Rekonstruktion dieser Farbigkeit – dabei spielte <strong>Dresden</strong> mit Gottfried<br />
nehmen. Das Seminar setzt sich zudem mit dem von Gilles Deleuze und<br />
Semper und Georg Treu eine entscheidende Rolle. Inmitten dieser Debatten<br />
Félix Guattari entwickelten Begriff vom »Tier-Werden«, den Überlegungen begannen zahlreiche Künstler mit ihren Bildwerken gegen die normative<br />
von Jacques Derrida zum »Animot« oder den Theorien von Giorgio Agam-<br />
Ästhetik einer »reinen« und »weißen« Antike zu rebellieren, indem sie<br />
ben und Donna Haraway auseinander: Soll die die Differenz zwischen Men- polychrome Tempel malten und polylithe Skulpturen schufen. Zudem wurschen<br />
und Tieren aufgehoben oder vervielfacht werden, ist sogar ein Gesellden von Seiten der ästhetischen Theorie gezielt zeitgenössische farbige<br />
schaftsvertrag neu auszuhandeln? Doch was bedeutet das Verlassen des<br />
Skulpturen, etwa von Charles Cordier, Jean-Léon Gérôme, Georg Diez oder<br />
anthropozentrischen Standpunktes <strong>für</strong> die Kunst, wenn die gesetzten Gren- Max Klinger, gefördert. Das Seminar will die hitzigen Debatten anhand von<br />
zen zwischen Mensch und Tier aufgehoben und ein »Gemeinsam-Werden« Quellen rekonstruieren und polychrome Bildwerke des langen 19. Jahrhun-<br />
nicht nur auf die Tierwelt, sondern sogar auf die unbelebte Natur ausgederts<br />
einer eingehenden Analyse unterziehen. Dabei soll auch die eurozendehnt<br />
werden?<br />
trische, vermeintlich farblose Norm – das Weiß-Sein – kritisch beleuchtet<br />
Literatur: Steve Baker: The Postmodern Animal, London 2000; Petra Lange- und hinterfragt werden.<br />
Berndt: Animal Art. Präparierte Tiere in der Kunst 1850–2000, München<br />
Literatur: Ausst.-Kat. The Colour of Sculpture. 1840–1910, Van-Gogh-<br />
2009; Donna Haraway: The Companion Species Manifesto: Dogs, People,<br />
Museum, Amsterdam 1996; Zichard Dyer: White. Essays on Race and<br />
and Significant Otherness, Chicago 2007<br />
Culture, London 1997; Karina Türr: Farbe und Naturalismus in der Skulptur<br />
Module: Fakultät I, 4 / 8 (<strong>Bildende</strong> Kunst); Fakultät II, 11 (Bühne); T2 /<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts, Mainz 1994<br />
T3 (FHS); M8A/B / M13 (Restaurierung)<br />
Module: Fakultät I, 4 / 8 (<strong>Bildende</strong> Kunst); Fakultät II, 11 (Bühne); T2 /<br />
Seminar<br />
T3 (FHS); M8A/B / M13 (Restaurierung)<br />
Di … 14–15.30 Uhr<br />
Seminar<br />
Beginn: 16.10.2012<br />
Di … 10–11.30 Uhr<br />
Güntzstraße, Raum 228<br />
Beginn 16.10.2012<br />
104 Brühlsche Terrasse, Aktsaal<br />
105<br />
Theorie<br />
Theorie