Bremen erleben 2017_Internet
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118 WIRTSCHAFT UND ARBEIT<br />
Drehscheibe für den<br />
Außenhandel<br />
Dank modernster Technik gehören die bremischen<br />
Häfen zu den schnellsten der Welt. Zusammengenommen<br />
bilden sie den zweitgrößten Seehafen<br />
Deutschlands und machen das Land <strong>Bremen</strong> zu<br />
Deutschlands Außenhandelsstandort Nummer zwei.<br />
Otto Gildemeister prägte Ende des 19. Jahrhunderts<br />
den in <strong>Bremen</strong> so beliebten Spruch: „buten<br />
un binnen, wagen un winnen“ (draußen und drinnen,<br />
wagen und gewinnen). Dieser steht über dem<br />
Eingang des Hauses Schütting, dem Sitz der Handelskammer<br />
<strong>Bremen</strong>, und spiegelt nach wie vor,<br />
wie wichtig der Handel und insbesondere der<br />
Außenhandel für <strong>Bremen</strong> ist. Weltoffenheit und<br />
Innovationswille, Unternehmergeist und Handelskunst<br />
prägen seit jenen Tagen, als Weserkahn und<br />
Hansekogge anfingen, in die Welt hinauszusegeln,<br />
die Stadt und seine Menschen. Die Bremer Fernhändler<br />
fuhren als eine der ersten über Nord- und<br />
Ostsee und verkauften Fisch, Getreide oder Bier<br />
nach England, Norwegen oder Flandern. Durch die<br />
Hanse konnte <strong>Bremen</strong> seine Bedeutung weiter<br />
steigern. Im 16. und 17. Jahrhundert kam der Kolonialwarenhandel<br />
hinzu und <strong>Bremen</strong> erlebte eine<br />
Blütezeit in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.<br />
Goldenes Zeitalter des Bremer Handels<br />
Mit der amerikanischen Unabhängigkeit Ende des<br />
18. Jahrhunderts brach ein goldenes Zeitalter des<br />
Bremer Handels an. Bremische Überseekaufleute<br />
traten auf den Plan, steuerten Ziele in Amerika,<br />
Afrika, der Karibik an, handelten mit exotischen Produkten<br />
wie Tabak, Tropenholz, Rohrzucker, Kaffee,<br />
Baumwolle. Sie haben <strong>Bremen</strong> reich gemacht; mit<br />
ihren globalen Handelsimperien haben sie viel Geld<br />
verdient und ihr Kapital in den Schiffbau, in Industrien,<br />
aber auch in die Kunst und Kultur gesteckt.<br />
Ein Übriges bewirkte der Geniestreich des Johann<br />
Smidt, der 1826/1827 den Hannoveranern 500<br />
Morgen Land an der Mündung der Geeste abtrotzte,<br />
um hier ziemlich weit weg von <strong>Bremen</strong> einen<br />
Hafen zu bauen.<br />
So bilden <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven heute den<br />
zweitgrößten Seehafen Deutschlands und machen<br />
das Land <strong>Bremen</strong> zu Deutschlands Außenhandelsstandort<br />
Nummer zwei. Bremerhaven hat die größte<br />
zusammenhängende Containerumschlaganlage<br />
Europas und ist der weltgrößte Umschlagplatz für<br />
Automobile. Die Häfen sind technisch hochmodern<br />
und rasant schnell – damit fraglos eines der bremischen<br />
Assets, wenn man bedenkt, dass Deutschland<br />
95 Prozent seines Außenhandels über den<br />
Seeweg abwickelt.<br />
Waren und Produkte für alle Teile der Welt werden<br />
von <strong>Bremen</strong> und Bremerhaven aus auf den Weg<br />
gebracht, Massengüter und Stückgut, aber vor<br />
allem jährlich mehr als zwei Millionen Automobile<br />
und rund sechs Millionen Standardcontainer. Die<br />
meisten Waren, die in <strong>Bremen</strong> umgeschlagen werden,<br />
kommen aus oder gehen in die Mitgliedstaaten<br />
der Europäischen Union. Der Anteil liegt zwischen<br />
45,5 Prozent (Importe) und 57 Prozent<br />
(Exporte). Asien und der amerikanische Kontinent<br />
stehen an zweiter bzw. dritter Stelle. Insgesamt<br />
betrug das Außenhandelsaufkommen des Landes<br />
<strong>Bremen</strong> im Jahr 2015 fast 31,2 Milliarden Euro.<br />
Industrie mit höchster Exportquote<br />
Wie stark <strong>Bremen</strong> in die Weltwirtschaft eingebunden<br />
ist, verdeutlicht auch diese Zahl. Fast 2000<br />
Unternehmen aus der Industrie, der Logistik, dem<br />
Außenhandel und anderen Dienstleistungen sind<br />
laut Handelskammer im Geschäft mit dem Ausland<br />
aktiv. Die Bremer Industriebetriebe – <strong>Bremen</strong> ist<br />
der siebtgrößte Industriestandort in Deutschland –<br />
erwirtschaften den größten Teil ihres Umsatzes im<br />
Ausland, nämlich 59 Prozent. Diese Exportquote ist<br />
beispiellos in Deutschland.<br />
<strong>Bremen</strong>s Schnittstellenlage „bietet dem produzierenden<br />
Gewerbe ideale Bedingungen“, sagt Handelskammer-Vizepräses<br />
Otto Lamotte. „Was hier<br />
produziert wird, kann direkt in die internationalen<br />
Transportrouten eingespeist werden.“ So ist <strong>Bremen</strong><br />
Modellregion für Elektromobilität, baut seine<br />
Kompetenz in der Offshore-Windenergie aus und<br />
ist weltweit führend in der Luft- und Raumfahrt.<br />
„All dies sind Leistungen und Produkte, die international<br />
gefragt sind“, so Lamotte. „Und international<br />
tätige Unternehmen – nicht nur die klassischen<br />
Außenhändler, sondern auch Industriebetriebe und<br />
Technologieentwickler – brauchen zuverlässige<br />
Partner im Geschäft mit dem Ausland. Wie kaum<br />
ein anderer Standort stellt <strong>Bremen</strong> mit Kreditinstituten<br />
wie der Sparkasse <strong>Bremen</strong> einen Finanzplatz<br />
dar, an dem die gesamte Palette der Auslandsfinanzdienstleistungen<br />
angeboten wird.“<br />
Ausdruck der Internationalität<br />
Traditionelle Handelskontakte, die Häfen und die<br />
geografische Lage, die Kompetenzen in der maritimen<br />
Logistik, starke industrielle Produkte, eine<br />
durch wissenschaftliche Exzellenz beförderte Inno-