Bremen erleben 2017_Internet
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52 KULTUR UND FREIZEIT<br />
Bretter, die für Unterhaltung<br />
sorgen<br />
Für Theaterfans bietet <strong>Bremen</strong> nahezu alle Bühnenformen.<br />
Im Zentrum steht das Treiben am großen Stadttheater am<br />
Goetheplatz, dem traditionsreichen Theater <strong>Bremen</strong>. Doch<br />
längst gibt es eine Vielzahl an Häusern, die das Passende<br />
für jeden Geschmack auf dem Spielplan haben.<br />
Im Vier-Sparten-Haus am Goetheplatz dreht es sich<br />
in der Saison 2016/17 um Aufklärung, Revolution<br />
und Mut. Man darf gewohnt gespannt sein auf Seitenblicke<br />
und Interpretationsfreude. Wie in jedem<br />
Jahr hat Intendant Michael Börgerding die Inszenierungen<br />
am Theater <strong>Bremen</strong> einem Leitmotto unterstellt.<br />
Große Fragen sind es zweifelsohne, die aufgeworfen<br />
werden – wie sie abgehandelt und unter<br />
die Lupe genommen werden, das lässt sich erst<br />
bekanntlich am Ende der Spielzeit bewerten. Schon<br />
vor dem Saisonstart ist beim Blick in die Programmplanung<br />
deutlich, dass das Theater <strong>Bremen</strong><br />
sich mit seinen geplanten 32 Premieren auf einem<br />
Grat zwischen Provokation, Diskursanregung und<br />
Gefälligkeit bewegen wird.<br />
So bringt das Haus den umstrittenen Roman<br />
„Unterwerfung“ von Michel Houellebecq auf die<br />
Bühne des Kleinen Hauses. Das Stück feiert am<br />
9. Dezember 2016 seine Premiere; inszeniert wird<br />
es von der jungen Regisseurin Leonie Böhm. Houellebecq<br />
erzählt in seinem Politthriller vom Zusammenbruch<br />
der französischen Kultur. Eröffnet wird<br />
die neue Spielzeit am 11. September traditionsgemäß<br />
vom Musiktheater. Mit Richard Wagners<br />
Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ steht ein opulenter<br />
Abend ins Haus. Die Regie hat Marco Štorman<br />
übernommen, der sich mit Generalmusikdirektor<br />
Markus Poschner in dessen letzter Bremer Spielzeit<br />
auf die Suche nach dem Heiligen Gral begibt.<br />
Poschner beendet im Sommer <strong>2017</strong> nach zehn Jahren<br />
sein Engagement in der Hansestadt.<br />
Das Schauspiel wird mit einem Klassiker eröffnet,<br />
den man so noch nie gesehen haben wird: Am 15.<br />
September hebt sich der Vorhang für Georg Büchners<br />
„Dantons Tod“ als postkoloniales Stück unter<br />
der Regie des Duos Gintersdorfer/Klaßen. Neben<br />
der Uraufführung von „Ännie“ von Thomas Helle<br />
(24. November) stehen zwei deutsche Erstaufführungen<br />
an. „Nationalstraße“ von Jaroslav Rudis (9.<br />
Februar <strong>2017</strong>) und „Gas – Plädoyer einer verurteilten<br />
Mutter“ von Tom Lanoye (19. Mai <strong>2017</strong>) werden<br />
gezeigt. Auch an den erfolgreichen Liederabend mit<br />
Klängen aus dem Balkan aus der so eben abgelaufenen<br />
Saison knüpft das Haus an. „Black Wedding –<br />
White Funeral“, so der Titel des neuen Programms<br />
unter der Regie von Selen Kara.<br />
Schwankhalle und Shakespeare<br />
Das Kunst- und Künstlerhaus „Schwankhalle“ in der<br />
Bremer Neustadt ist Spiel- und Produktionsort zugleich<br />
und wird schon einmal als „kleine Schwester“<br />
des Theaters <strong>Bremen</strong> bezeichnet. In dem zum<br />
Kunst- und Kulturzentrum umgebauten Gelände<br />
einer ehemaligen Brauerei am Buntentorsteinweg<br />
stehen Projekte, die von den Künstlern in Eigenregie<br />
entwickelt werden, im Vordergrund. Zumeist<br />
sind es undogmatische Inszenierungen der freien<br />
Szene. In der Schwankhalle wirken zudem lokale<br />
und überregionale Künstler und auch die „Steptext<br />
Dance Company“ von Helge Letonja, die im Herbst<br />
2016 ihr 20-jähriges Bestehen mit einem Tanztheaterprogramm<br />
feiert, ist hier verortet. Gleich gegenüber<br />
der „Schwankhalle“ befindet sich das vorzugsweise<br />
pädagogisch ausgerichtete Schnürschuh-Theater,<br />
das immer wieder mit seinen Produktionen<br />
für Schulklassen zu überzeugen weiß.<br />
Am Leibnizplatz ist im Gebäudekomplex einer<br />
Schule das Theater zu finden, das die Neustadt entscheidend<br />
kulturell prägt: die Bremer Shakespeare<br />
Company. Seit mehr als 30 Jahren widmet sich<br />
das Ensemble Werken des „Hausherrn“ William<br />
Shakespeare – und findet immer wieder neue,<br />
überraschende Ansätze. Die Company ist bis heute<br />
ein basisdemokratisch organisiertes Theaterkollektiv<br />
mit flachen Hierarchien geblieben, in dem jedes<br />
Mitglied gleich bezahlt wird.<br />
Großen Zulauf haben auch die Open-Air-Inszenierungen<br />
des jährlichen Festivals „Shakespeare im<br />
Park“, bei dem die Besucher vor der Kulisse des Bremer<br />
Bürgerparks den Machenschaften aus Liebe,<br />
Leid, Eifersucht und Rache folgen können.<br />
Die Company kooperiert zudem mit dem Bremer<br />
Figurentheater „Mensch, Puppe!“, das in der Schildstraße<br />
residiert und wunderbare Vorstellungen für<br />
Kinder und Erwachsene auf die Bühne zaubert. Hier<br />
sind die Marionetten und Masken los und übernehmen<br />
das Kommando. In der fünften Spielzeit dürfen<br />
sich die Besucher auf eine fulminante Figurenvorstellung<br />
des „Der Hundertjährige, der aus dem<br />
Fenster sprang und verschwand“ freuen.