Bremen erleben 2017_Internet
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18 STADTPORTRÄT<br />
Wohnen in Walle oder am Wasser<br />
<strong>Bremen</strong> als Stadtstaat<br />
hat kaum noch freie<br />
Flächen zur Wohnbebauung.<br />
Darum erlebt<br />
<strong>Bremen</strong> geradezu<br />
einen Boom an neuen<br />
Wohnideen: In den<br />
ehemaligen Hafengebieten<br />
der Überseestadt<br />
entstehen Lofts<br />
und Wohnungen, und<br />
im gesamten Stadtgebiet<br />
wird mit<br />
verschiedenen Wohnprojekten<br />
jeder freie<br />
Quadratmeter effektiv<br />
genutzt.<br />
In Walle tut sich was: Das Gelände der ehemaligen<br />
Union-Brauerei entwickelt sich zu einem attraktiven<br />
Zentrum von Osterfeuerberg. Nachdem die denkmalgeschützten<br />
Gebäude jahrelang brach lagen, hat<br />
Architekt und Investor Lüder Kastens die Pläne für<br />
das 8000 Quadratmeter große Areal in die Hand<br />
genommen. Im Dezember 2015 hat er dort mit der<br />
Union Brauerei <strong>Bremen</strong> GmbH die alte Tradition des<br />
Bierbrauens wieder aufleben lassen: So wurde ein<br />
Sudhaus in vollautomatisierter Edelstahlausführung<br />
eingebaut, es gibt Gär- und Lagertanks, Fass- und<br />
Flaschenabfüllung und zudem können Besucher in<br />
der gläsernen Manufaktur die Produktion der sogenannten<br />
Craft-Biere verfolgen. Die dazugehörige<br />
Gastronomie lockt inzwischen Gäste aus dem ganzen<br />
Stadtgebiet an, auf dem Gelände entstehen<br />
Büros und Wohnungen.<br />
„Theovida“ heißt das Wohnprojekt, das auf dem<br />
Grundstück an der Theodorstraße entsteht: Elf<br />
Wohnungen mit insgesamt rund 810 Quadratmetern<br />
Wohnfläche, alles barrierefrei geplant und<br />
gemäß Energiestandard KfW 55 erstellt. Mit privaten<br />
Investoren wird das Projekt als Wahlnachbarschaft<br />
realisiert, die künftigen Bewohner lernen sich<br />
vorab kennen und gestalten die Gemeinschaftsbereiche<br />
mit.<br />
Das haben die Mieter des Mosaik Wohnprojekts<br />
bereits hinter sich – sie sind im Sommer 2016 in<br />
ihren Neubau in Huckelriede gezogen. Am Niedersachsendamm<br />
haben sie ein Haus für 21 Parteien<br />
mit insgesamt rund 1500 Quadratmetern Wohnfläche<br />
gebaut – ebenfalls barrierefrei und so ökologisch<br />
wie möglich. Alleinstehende, Paare und Familien<br />
haben ihren Traum vom gemeinschaftlichen<br />
Wohnen in die Tat umgesetzt. Die Wohnungen wurden<br />
individuell geplant und gebaut.<br />
Solche und viele weitere Projekte tragen dazu bei,<br />
dass vermeintlich weniger attraktive Stadtteile<br />
inzwischen wieder deutlich beliebter sind. Walle,<br />
Huckelriede oder Hulsberg sind längst kein Geheimtipp<br />
mehr, bezahlbarer Wohnraum wird im<br />
Stadtgebiet tatsächlich knapp.<br />
Der Grundstücksmarktbericht 2015 hatte es gezeigt:<br />
Die Immobilienpreise in <strong>Bremen</strong> sind nicht<br />
nur in den bevorzugten Wohnlagen gestiegen, der<br />
Boom hat sich auf weniger beliebte Stadtteile und<br />
ältere Immobilien ausgedehnt. Als gute bis sehr<br />
gute Wohnlagen gelten nach wie vor Schwachhausen,<br />
Horn-Lehe, die Östliche Vorstadt, Oberneuland,<br />
Mitte, die Überseestadt, Borgfeld, Burglesum,<br />
die Neustadt und Findorff. Zu den eher einfachen<br />
Lagen werden Hemelingen und Osterholz, Huchting<br />
und Gröpelingen sowie Blumenthal und Vegesack<br />
gerechnet.<br />
Bremer Häuser und Großsiedlungen<br />
Es gibt die historische Mitte <strong>Bremen</strong>s und viele<br />
starke Stadtteile mit eigenem Profil, eigenen Wohnqualitäten<br />
und traditionellen Ortskernen. <strong>Bremen</strong><br />
hat zudem einen eigenen Haustypus kreiert, das<br />
Altbremer Haus, besonders im noblen Schwachhausen<br />
und in der quirligen Östlichen Vorstadt zu<br />
finden – hoch begehrt, aber nahezu ausverkauft und<br />
sehr teuer geworden. Altbauimmobilien in den Top-<br />
Lagen kommen selten auf den Markt.<br />
Während in fast allen europäischen Großstädten<br />
früher Mietskasernen mit hässlichen Hinterhöfen<br />
aus dem Boden gestampft wurden, wurde genau<br />
dies in <strong>Bremen</strong> per Bauordnung (1841) untersagt;<br />
die Hanseaten bauten stattdessen das Bremer<br />
Haus, ein Ein-Familien-Reihenhaus mit spezifischem<br />
Charakter in vielerlei Variationen – vom eingeschossigen<br />
Arbeiterhaus bis zum dreieinhalbgeschossigen<br />
Großbürgerhaus. Als Symbol städtischer<br />
Wohnzufriedenheit erlebt das Bremer Haus<br />
eine Renaissance und inspiriert viele Neubauprojekte.<br />
Im Bauboom der Nachkriegsjahre entstanden auch<br />
Großsiedlungen – sprich sozialer Wohnungsbau – in<br />
der Vahr mit dem 65 Meter hohen denkmalgeschützten<br />
Aalto-Hochhaus, in Tenever, Huchting<br />
oder Kattenturm. Jeder siebte Bremer wohnt bei<br />
der Gewoba, die Gesellschaft ist hier der führende<br />
Anbieter von Wohnraum und hat knapp 42 000<br />
eigene Mietwohnungen in ihrem Portfolio. In der<br />
Bestandstatistik verfügt <strong>Bremen</strong> über rund 117 000<br />
Wohngebäude und etwa 290 000 Wohnungen.<br />
Neue Viertel sind im Kommen<br />
Die Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage<br />
nach Wohnraum weiter steigen wird, auch weil in<br />
den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu viel<br />
gebaut worden ist. Der Senat plant über ein Wohnbauförderprogramm<br />
den Bau von 14 000 Wohnungen<br />
bis zum Jahr 2020. Eine Reihe von größeren<br />
Vorhaben ist in jüngster Zeit an den Start gegangen<br />
bzw. wird entwickelt. Genutzt dafür werden vor<br />
allem Baulücken sowie die Überseestadt und der<br />
Stadtwerder.<br />
Zu diesen Neubauvorhaben gehören im Stephaniquartier<br />
zwischen Wall und Weser die „Stadtterrassen“<br />
– 120 Mietwohnungen zentrumsnah, barrierefrei,<br />
altersgerecht und energetisch nach den neuesten<br />
Anforderungen. Im neuen Mühlenviertel, direkt<br />
neben der Horner Mühle auf einer ehemaligen<br />
Gewerbefläche, sollen demnächst 300 Menschen<br />
ein Zuhause finden. In der Östlichen Vorstadt ist auf<br />
einem rund 14 Hektar großen Grundstück auf dem