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Bremen erleben 2017_Internet

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182 BREMERHAVEN – MEER ERLEBEN<br />

Bremerhaven punktet mit maritimer<br />

Wirtschaft und Logistik<br />

Schiffbau, Containerumschlag,<br />

Logistik,<br />

Fischverarbeitung:<br />

Die Bremerhavener<br />

Wirtschaft dreht sich<br />

schwerpunktmäßig<br />

um das Wasser. Trotz<br />

einiger Rückschläge<br />

arbeitet die Stadt<br />

munter weiter am<br />

Strukturwandel.<br />

Es hätte alles so schön sein können: Nach der Übernahme<br />

der Lloyd Werft Bremerhaven GmbH durch<br />

die malaysische Genting Group Anfang 2016 standen<br />

die Zeichen auf Expansion und Weiterentwicklung.<br />

Die drei Reedereien der Gruppe brauchen<br />

moderne Kreuzfahrtschiffe für Flüsse und Meere,<br />

und einige davon sollten in Bremerhaven gebaut<br />

werden. Doch im Juli 2016 kündigte die Genting<br />

Group an, die Schiffe komplett auf drei Werften in<br />

Mecklenburg-Vorpommern bauen zu lassen, die<br />

ebenfalls zur Gruppe gehören. Für die Lloyd Werft<br />

blieben demnach nur Reparaturen, Umbau und<br />

Yachtbau.<br />

Ein Schock für den Bremerhavener Schiffbau. Statt<br />

endlich mal wieder Kreuzfahrtschiffe zu bauen,<br />

muss sich die Lloyd Werft wieder umorientieren<br />

und sich – wie vor der Übernahme – auf Schiffsreparatur,<br />

Schiffsumbau, Schiffsverlängerungen und<br />

andere Nischen konzentrieren. Im Nischengeschäft<br />

haben sich auch andere Bremerhavener Schiffbauunternehmen<br />

eingerichtet. Das aus zwei Traditionsfirmen<br />

hervorgegangene Unternehmen German<br />

Dry Docks mit seinen sechs großen Docks verdient<br />

mit der Strategie „Wir reparieren alles, was sich auf<br />

dem Wasser bewegt“ gutes Geld. Auch die Bremerhavener<br />

Dock GmbH und das Columbus Cruise<br />

Center agieren erfolgreich auf dem Markt.<br />

„Hafen des Jahres“ 2016<br />

Die Lage an der „Waterkant“ machte Bremerhaven<br />

schon immer zu einem Standort, in dem „meeresgebundene“<br />

Wirtschaftszweige den Ton angeben.<br />

Neben dem Schiffbau ist es die Logistik: Bremerhaven<br />

ist einer der bekanntesten Umschlagplätze der<br />

Welt. Güter aller Art gehen über Bremerhaven in<br />

die Welt oder kommen von dort hinein. Täglich werden<br />

tausende Tonnen Waren umgeschlagen. Bremerhaven<br />

ist der wachstumsstärkste deutsche<br />

Hafen. Nach einer Erhebung des Hamburger Statistikamts<br />

Nord hat der Güterumschlag in der Seestadt<br />

zwischen 1995 und 2013 um 261 Prozent<br />

zugelegt. Der Hafen ist international bei Seeleuten<br />

beliebt: deren Vereinigung wählte ihn im Juni 2016<br />

zum „Hafen des Jahres“.<br />

Mit fast fünf Kilometern Länge hat Bremerhaven<br />

eines der größten zusammenhängenden Containerterminals<br />

der Welt. Aus 163 Häfen gelangten im<br />

April 2016 Importe an die Stromkaje, die Exporte<br />

gingen in 145 Häfen. Die Stellflächen an der Kaje<br />

haben eine Größe von 360 Fußballfeldern. Die größten<br />

Unternehmen unter den Betreibern der Hafenanlagen<br />

sind die weltweit agierenden Firmen<br />

EUROGATE und NTB North Sea Terminal.<br />

Was kommt und geht nicht alles über Bremerhaven.<br />

Autos beispielsweise: Mehr als zwei Millionen<br />

Fahrzeuge werden hier jedes Jahr ein- oder ausgeführt.<br />

Bremerhaven ist der größte Autohafen Europas.<br />

Weil die Fahrzeuge oft noch gewaschen, entkonserviert,<br />

mit Sonderausstattung versehen oder<br />

sogar umlackiert werden müssen, hat die BLG<br />

LOGISTICS GROUP in Bremerhaven eine der größten<br />

Autowerkstätten des Kontinents gebaut. Dazu<br />

kommen Stellplätze für fast 100 000 Autos.<br />

Millionen für die Hinterlandanbindung<br />

Den Trend zu immer größeren Schiffen auf den<br />

Weltmeeren spürt auch Bremerhaven. Bis zu 400<br />

Meter lange Containerschiffe und Autotransporter<br />

laufen das North Sea Terminal, den Kaiserhafen und<br />

den Nordhafen an. Um die XXL-Automobiltransporter<br />

aufnehmen zu können, wurde vor einigen Jahren<br />

die Kaiserschleuse – das Bremerhavener „Jahrhundertbauwerk“<br />

– mit einer Investition von 250<br />

Millionen Euro vergrößert.<br />

Etwa 7500 Meter Gleise, 19 Weichen und rund<br />

zwei Dutzend Signale – das sind die Zahlen einer<br />

Großbaustelle im Überseehafen Bremerhaven. Bis<br />

Mitte <strong>2017</strong> lässt bremenports den Hafenbahnhof<br />

Imsumer Deich für knapp 30 Millionen Euro erweitern.<br />

Die EU fördert das Projekt mit etwa 3,3 Millionen<br />

Euro. Bisher standen den Bahnunternehmen<br />

neben dem Container-Terminal acht parallele Gleise<br />

zur Verfügung, bald werden es 16 sein. In der<br />

ersten Jahreshälfte 2016 wurde der Überseehafen<br />

von durchschnittlich 550 Güterzügen, in der Spitze<br />

sogar von 660 Zügen pro Woche bedient. In den<br />

kommenden Jahren wird mit bis zu 770 Güterzügen<br />

wöchentlich gerechnet.<br />

Das sind positive Zeichen für Bremerhaven. Fischerei<br />

und Schiffbau waren vor Jahrzehnten in die Krise<br />

gekommen, viele alteingesessene Unternehmen<br />

mussten schließen. Doch die einzige deutsche<br />

Großstadt, die direkt am Meer liegt, gab nicht auf<br />

und schaffte einen Strukturwandel. Neuen Schwung<br />

und neue Arbeitsplätze brachte beispielsweise die<br />

Windkraftbranche. Die von der Politik eingeleitete<br />

Energiewende machte die Seestadt für die Offshore-Windenergiebranche<br />

attraktiv. Das Bundesland<br />

<strong>Bremen</strong> und die Stadt Bremerhaven pumpten<br />

Millionen in die notwendige Infrastruktur. Etwa für<br />

den Ausbau der Luneplate im Süden der Stadt zu<br />

einem Industriegebiet speziell für die Windkraftbranche<br />

– mitsamt des in der Planung befindlichen<br />

Offshore-Terminal Bremerhaven (OTB), von dem<br />

aus die Großbauteile für die Windparks auf See verschifft<br />

werden sollen.<br />

In diesem Bereich gab es zuletzt allerdings Dämpfer.<br />

Die Energiewende wurde zum Energieslalom;<br />

Unternehmen hielten Investitionen zurück oder siedelten<br />

sich plötzlich im nahen Cuxhaven an. Ein

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