Bremen erleben 2017_Internet
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92 BILDUNG UND WISSENSCHAFT<br />
Es tut sich was im Bremer<br />
Bildungssystem<br />
Vorreiter bei der Inklusion und Spitzenwerte in der<br />
beruflichen Bildung: Das Bremer Bildungssystem macht<br />
Fortschritte. Die Zwei-Säulen-Struktur aus Oberschulen<br />
und Gymnasien hat die Schule außerdem dazu motiviert,<br />
ihre Profile zu schärfen.<br />
Im Schuljahr 2009/2010 hat <strong>Bremen</strong> hat als erstes<br />
Bundesland mit der Inklusion begonnen: Schüler<br />
mit und ohne Behinderung sollen gemeinsam<br />
unterrichtet werden. „Alle Kinder haben ein Recht<br />
darauf, gemeinsam zur Schule zu gehen“, ist die<br />
politische Losung. Beim Übergang von Klasse 4<br />
nach Klasse 5 werden grundsätzlich alle Schüler mit<br />
sonderpädagogischem Förderbedarf in Regelschulen<br />
aufgenommen. Die Statistik kann sich durchaus<br />
sehen lassen: Im Schuljahr 2008/2009 wurden in<br />
<strong>Bremen</strong> nur 39 Prozent aller Kinder mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf an Regelschulen<br />
unterrichtet. Im Schuljahr 2013/2014 waren es<br />
69 Prozent und im Schuljahr 2015/2016 sogar schon<br />
87 Prozent.<br />
So weit die Zahlen. In der Praxis stellt der gemeinsame<br />
Unterricht die Schulen jedoch vor große Herausforderungen,<br />
insbesondere der Lehrermangel<br />
macht ihnen zu schaffen. Dabei hatte die Bildungsbehörde<br />
für 2016 und <strong>2017</strong> weitere Stellen für<br />
Sonderpädagogik zugesagt – das Problem ist aber,<br />
dass viele Stellen an Bremer Schulen gar nicht besetzt<br />
werden können, weil es keine Fachkräfte<br />
dafür gibt. So müssen weiterhin beispielsweise<br />
Sonderpädagogen als Vertretung einspringen,<br />
wenn Lehrer an der Schule krank sind.<br />
Bildungsmonitor 2016<br />
Doch insgesamt macht das Bremer Bildungssystem<br />
Fortschritte. Jedes Jahr gibt es den „Bildungsmonitor“,<br />
eine Vergleichsstudie über die Bildungssysteme<br />
aller Bundesländer. Diese Studie wird seit<br />
2004 vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />
(IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft<br />
(INSM) erstellt. Beim Bildungsmonitor<br />
2016 landete <strong>Bremen</strong> auf Rang 12. Deutlich besser<br />
mutet jedoch ein anderes Ergebnis der Studie an:<br />
<strong>Bremen</strong> verbesserte sich zwischen 2013 und 2016<br />
und belegt damit im Dynamik-Ranking Platz 5. Was<br />
so viel heißt: In den vergangenen drei Jahren ist<br />
einiges getan worden.<br />
Demnach weist <strong>Bremen</strong> in den Handlungsfeldern<br />
Hochschule/MINT und berufliche Bildung Stärken<br />
auf: Vergleichsweise viele Absolventen gemessen<br />
an der Zahl der Studierenden, auch der Anteil der<br />
MINT-Wissenschaftler (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften,<br />
Technik) gemessen am wissenschaftlichen<br />
Personal ist bundesweit am höchsten.<br />
Auch hatte <strong>Bremen</strong> 2015 (gemessen an der Einwohnerzahl<br />
im entsprechenden Alter) die höchste<br />
Zahl an verfügbaren betrieblichen Ausbildungsplätzen.<br />
Das Bremer Bildungssystem ist also auf einem<br />
guten Weg. Die PISA-Studien haben das Land aufgerüttelt<br />
und viele Reformen angestoßen. Die Weichen<br />
hat der Bremer Bildungskonsens des Jahres<br />
2008 gestellt, auf den sich alle Parteien verständigt<br />
haben. Es war ein radikaler Neustart. Nach dem<br />
Schulgesetz von 2009 gibt es im Bereich der allgemeinbildenden<br />
Schulen nach der Grundschule nur<br />
noch zwei Schultypen: die Oberschule und das<br />
Gymnasium. An beiden sind alle Schulabschlüsse<br />
möglich – von der Berufsbildungsreife über den<br />
Mittleren Schulabschluss bis zum Abitur nach dem<br />
12. oder 13. Jahrgang. Diese Regelung darf zehn<br />
Jahre lang, also bis 2018, nicht angetastet werden.<br />
Die Zwei-Säulen-Struktur<br />
Oberschule und Gymnasium – die beiden Säulen<br />
des Systems – führen parallel und auf je eigenen<br />
Wegen zum Ziel. Die Einfache Berufsbildungsreife<br />
entspricht dem Hauptschulabschluss und wird am<br />
Ende der 9. Klasse vergeben; am Ende der 10. Klasse<br />
wird die erweiterte Berufsbildungsreife (entspricht<br />
dem erweiterten Hauptschulabschluss) erreicht.<br />
Der mittlere Schulabschluss entspricht dem<br />
Realschulabschluss, wie ihn andere Bundesländer<br />
kennen. Er kann am Ende der 10. Klasse erworben<br />
werden. Das Abitur kann nach 12 oder 13 Jahren<br />
sowohl an einer Oberschule mit gymnasialer Oberstufe<br />
oder an einem Gymnasium abgelegt werden.