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Gletscherflüsse durchziehen das Land.<br />
Der große Brachvogel in seinem Revier<br />
Nachtleben der Stadt – und damit<br />
des Landes – statt. Der knappe<br />
Platz der Hauptstadt wird optimal<br />
ausgenutzt, denn was um drei Uhr<br />
morgens cooler Club ist, lädt morgens<br />
um zehn zum Frühstück und<br />
nachmittags zu Kaffee und Kuchen<br />
ein. Auf der Homepage der isländischen<br />
Fluggesellschaft WOW ist zu<br />
lesen: »Am Wochenende ausgehen<br />
und sich hoffnungslos besaufen<br />
macht vielen in Reykjavik mehr<br />
Spaß als anderswo und ist für viele<br />
bei ihrem Islandaufenthalt ein<br />
Muss« und weiter: »Alkohol trinken<br />
ist in Island ab 20 Jahren erlaubt,<br />
aber erwartet nicht, dass die Party<br />
schon vor Mitternacht in vollem<br />
Gange ist, denn es geht meistens<br />
erst in den frühen Morgenstunden<br />
heiß her… Eine nette Atmosphäre<br />
um ein Glas Wein oder Bier zu<br />
trinken, gibt es jeden Abend, bloß<br />
das wilde Partyleben ist den Wochenenden<br />
und den Nächten vor<br />
Feiertagen vorbehalten«. Aha. Der<br />
Grund für die Feierfreude ist wohl<br />
auch, dass es nur in diesem Ort eine<br />
Ballung von Cafés und Kneipen (je<br />
nach Tageszeit) gibt, mehr als 100<br />
an der Zahl.<br />
Gegend ohne Ende<br />
Mittlerweile werden auch irgendwelche<br />
Rave-Veranstaltungen auf<br />
Island organisiert, wo dann für ein<br />
paar Tage die Post rund um die Uhr<br />
abgeht. Aber das alles ist die absolute<br />
Ausnahme. Die Wandervögel<br />
zieht es weit mehr als das Partyvolk<br />
in den hohen Norden. Festes<br />
Schuhwerk und stramme Waden<br />
sind schon am Flughafen Düsseldorf<br />
nichts Ungewöhnliches. Die<br />
allermeisten Besucher zieht es<br />
in die Natur. Und die ist auch per<br />
Auto zu erreichen. Allerdings nicht<br />
immer ganz einfach, denn von den<br />
rund 13.000 Straßenkilometern ist<br />
nur ein gutes Drittel asphaltiert.<br />
Die längste und im Grunde einzige<br />
durchgehende Straße ist die Þjóðvegur,<br />
also die Nationalstraße Nr.<br />
1. Sie führt um die gesamte Insel,<br />
wobei sie die großen Halbinseln<br />
abschneidet. Wer Eis auch im Sommer<br />
sehen möchte, der muss gar<br />
nicht so lange von Reykjavik gen<br />
Osten fahren. Bis auf wenige Kilometer<br />
an die Nationalstraße 1 heran<br />
reicht nämlich der große Bruder<br />
des bekannten Eyjafjallajökull, der<br />
2010 explodierte und den Flugverkehr<br />
lahm legte. Dieser Vulkan<br />
führt den vergleichsweise griffigen<br />
Namen Mýrdalsjökull. Der schätzungsweise<br />
zehnmal größere Vulkan<br />
liegt komplett unter dem Eis,<br />
einer tausend Meter dicken Schicht,<br />
um es genauer zu sagen. Wenn der<br />
einmal explodiert, kann das buchstäblich<br />
die Sonne verdunkeln. Aber<br />
vermutlich wird er das in unserer<br />
Lebenszeit nicht tun. Derweil kann<br />
man – unter der Anleitung von erfahrenen<br />
Bergführern, versteht sich,<br />
durchaus auf dem Gletscher herum<br />
kraxeln. Aber selbst die einheimischen<br />
Führer leinen sich an, denn<br />
überall unter dem Schnee könnten<br />
die Gletscherspalten lauern.<br />
Ewiges Eis<br />
Wenn nicht gerade der Himmel<br />
blau ist, fühlt man sich hier wie in<br />
einem Schwarzweiß-Film, denn die<br />
Vulkanasche und das Eis gehen die<br />
faszinierendsten Verbindungen ein.<br />
<strong>Das</strong> tollste Naturschauspiel bietet<br />
sich im Vatnajökull Nationalpark.<br />
Hier schwimmen die Eisberge, die<br />
von diesem gigantischen Gletscher<br />
kalben, Richtung Meer. Um dorthin<br />
zu gelangen, muss man schon eine<br />
Tagesfahrt von der Hauptstadt aus<br />
einkalkulieren – mehr als 400 Kilometer.<br />
Wer die gesamte Insel umrunden<br />
möchte, sollte dafür rund<br />
2.000 Kilometer veranschlagen. Im<br />
Juli und August sollte man die Unterkünfte<br />
jeweils im Voraus reservieren,<br />
denn es gibt einfach nicht<br />
viele Übernachtungsmöglichkeiten<br />
auf dem Lande. Eine andere Mög-