23.02.2017 Aufrufe

AB Archiv des Badewesens März 2017

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wasseraufbereitung · Bädertechnik | <strong>AB</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>des</strong> <strong>Badewesens</strong> 03/<strong>2017</strong> 154<br />

Desinfektionsnebenprodukte in einem Hallenbad<br />

und deren toxikologisches Gefährdungspotenzial<br />

Ergebnisse aus einem DIN 19 643-konform betriebenen Bad – chemisch-analytische und biotestbasierte<br />

Messungen<br />

Ralf Junek, Dr. Ernst Stottmeister, Kerstin Voigt und Dr. Tamara Grummt, Umweltbun<strong>des</strong>amt, Bad Elster, sowie Jörg Rosbach, BäderBetriebe<br />

Frankfurt GmbH, Frankfurt am Main<br />

Einleitung<br />

Schwimmen ist nicht nur eine der beliebtesten<br />

Freizeitsportarten, sondern<br />

ist zugleich auch eine der effektivsten<br />

Sportarten zur Gesundheitsförderung.<br />

Die Besucherfrequenz in den<br />

Schwimmbädern, aber auch die Nutzungsprofile,<br />

die u. a. vom Kurs für<br />

Babyschwimmen bis hin zum Rehabilitationskurs<br />

reichen, erfordern einen<br />

hohen Hygienestandard für das<br />

Beckenwasser.<br />

Mit der Norm DIN 19 643, „Aufbereitung<br />

von Schwimm- und Badebeckenwasser“,<br />

steht ein technisches<br />

Regelwerk zur Verfügung, um eine<br />

hygienisch einwandfreie Wasserbeschaffenheit<br />

im Sinne <strong>des</strong> Infektionsschutzgesetzes<br />

§ 37 Abs. 2 zu gewährleisten.<br />

Zur hygienischen Sicherheit und zum<br />

Schutz der Badegäste vor mikrobiell<br />

bedingten Krankheiten ist die Desinfektion<br />

<strong>des</strong> Beckenwassers durch<br />

Chlorung unumgänglich.<br />

Durch die Badegäste werden Verschmutzungsstoffe<br />

in das Beckenwasser<br />

eingebracht. Dazu gehören z. B.<br />

Harnstoff und Aminosäuren aus den<br />

Quellen Haut, Schweiß und Urin. Daraus<br />

bilden sich im gechlorten Beckenwasser<br />

immer unerwünschte und möglicherweise<br />

gesundheitlich bedenkliche<br />

Desinfektionsnebenprodukte (DNP),<br />

wie z. B. die Trihalogenmethane (THM)<br />

und das Trichloramin (TCA).<br />

Die wissenschaftliche Diskussion, dass<br />

DNP ursächlich für ein erhöhtes Risiko<br />

sind, an Asthma (TCA) und Blasenkrebs<br />

(THM) zu erkranken, ändert nichts<br />

an dem hygienischen Grundkonsens,<br />

dass Maßnahmen zur Minimierung<br />

langfristiger Gesundheitsschäden nicht<br />

zur Einschränkung der mikrobiologischen<br />

Sicherheit führen dürfen.<br />

Die THM und das TCA sind schlecht<br />

wasserlöslich, leichtflüchtig und gasen<br />

<strong>des</strong>halb aus dem Beckenwasser aus. Sie<br />

können sich bei unzureichender Lüftung<br />

in der Luft von Hallenbädern anreichern.<br />

In einem gut besuchten Hallenbad, <strong>des</strong>sen<br />

Schwimm- und Badebeckenwasser<br />

nach der Norm DIN 19 643 aufbereitet<br />

wird und <strong>des</strong>sen Lüftung nach<br />

der VDI-Richtlinie 2089, „Technische<br />

Gebäudeausrüstung in Schwimmbädern,<br />

Teil 1 Hallenbäder“, erfolgt, wurden<br />

leichtflüchtige DNP im Beckenwasser<br />

und in der Luft bestimmt. Parallel<br />

dazu wurde mittels geeigneter<br />

Testmethoden deren toxikologisches<br />

Gefährdungspotenzial ermittelt.<br />

Die Ergebnisse werden nachfolgend<br />

dargestellt und diskutiert.<br />

Untersuchungsprogramm<br />

Die Untersuchungen erfolgten im Textorbad<br />

der BäderBetriebe Frankfurt<br />

GmbH (BBF). Das Untersuchungsprogramm<br />

orientierte sich an den derzeit<br />

wissenschaftlich diskutierten Gefährdungspotenzialen<br />

in Bezug zum Schwimmen<br />

in gechlortem Beckenwasser.<br />

Für den adversen (schädlichen) Effekt<br />

Asthma wurden entsprechend <strong>des</strong> Expositionspfa<strong>des</strong><br />

Luftproben und für den<br />

adversen Effekt Blasenkrebs entsprechend<br />

<strong>des</strong> Expositionspfa<strong>des</strong> Beckenwasserproben<br />

untersucht.<br />

Beschreibung <strong>des</strong> Versuchsba<strong>des</strong><br />

Das Textorbad ist ein kommunales Hallenbad<br />

und wurde 2009 nach der DIN<br />

19 643 und den einschlägigen Vorschriften<br />

errichtet. Es verfügt über ein<br />

25 x 12,5 x 1,30 m großes Schwimmerbecken<br />

aus Edelstahl. Die Abbildungen<br />

1 und 2 zeigen die Innenansicht<br />

der Schwimmhalle und Teile der Wasseraufbereitungsanlage<br />

mit den Captura-Filtern<br />

zum Zeitpunkt unserer<br />

Untersuchungen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!