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AB Archiv des Badewesens März 2017

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Wasseraufbereitung · Bädertechnik | <strong>AB</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>des</strong> <strong>Badewesens</strong> 03/<strong>2017</strong> 156<br />

Die Hallenbadluft wurde auf den Gehalt<br />

an THM und TCA analysiert. Parallel<br />

dazu wurde die Wirkung der Hallenbadluft<br />

auf Lungenzellen untersucht.<br />

Die Redox-Spannung wurde nicht bestimmt,<br />

sondern – wie in der DIN<br />

19 643-1 vorgegeben – aus der betrieblichen<br />

Messwertanzeige abgelesen.<br />

Da die leichtflüchtigen DNP THM und<br />

TCA in der Hallenbadluft ihren Ursprung<br />

im Beckenwasser haben, wurden<br />

die THM parallel zur Luftanalytik<br />

auch im Beckenwasser analysiert. Zur<br />

einfachen selektiven Bestimmung von<br />

TCA im Beckenwasser existierte zum<br />

Zeitpunkt unserer Untersuchungen<br />

noch keine Analysenmethode. Erst seit<br />

dem vergangenen Jahr steht eine auf<br />

Extraktion basierende, kolorimetrische<br />

Analysenmethode zur Bestimmung von<br />

TCA im Beckenwasser zur Verfügung,<br />

die kostengünstig und einfach anwendbar<br />

ist. 1) TCA gehört zu den Verbindungen,<br />

die summarisch unter dem<br />

Hygiene-Hilfsparameter „gebundenes<br />

Chlor“ zusammengefasst werden. Das<br />

gebundene Chlor ist definiert als Summe<br />

folgender Verbindungen: Derivate<br />

(Abkömmlinge) <strong>des</strong> Ammoniaks (NH 3 ),<br />

bei denen ein, zwei oder drei Wasserstoffatome<br />

durch Chloratome ersetzt<br />

wurden (Monochloramin, NH 2 Cl, Dichloramin,<br />

NHCl 2 , Trichloramin, NCl 3 ), und<br />

alle chlorierten Derivate von Harnstoff<br />

und organischen Stickstoffverbindungen,<br />

wie z. B. Kreatinin und Aminosäuren.<br />

Für gebundenes Chlor existiert<br />

kein direktes Analysenverfahren. Es<br />

muss aus der Differenz zwischen dem<br />

Gesamtchlor und dem freien Chlor berechnet<br />

werden. Beide Parameter wurden<br />

mit der DPD-Methode (Oxidation<br />

von N.N-diethyl-1.4-phenylendiamin<br />

(DPD) zur Bestimmung von Gesamtchlor<br />

und freiem Chlor) vor Ort bestimmt<br />

und daraus der Wert für das gebundene<br />

Chlor berechnet.<br />

Der von den Badegästen eingetragene<br />

Harnstoff (Quellen: Haut, Schweiß,<br />

Urin) ist im Beckenwasser eine bedeutsame<br />

Ausgangssubstanz für die TCA-Bildung.<br />

Deshalb wurde Harnstoff, der in<br />

der DIN 19 643 nicht aufgeführt ist, als<br />

wichtiger Parameter für die Bewertung<br />

der TCA-Konzentration in der Hallenbadluft<br />

gemessen.<br />

Analytische Bestimmung von<br />

THM und TCA in der Hallenbadluft<br />

Bestimmung von THM<br />

Für die THM-Analyse wurden 30 l Hallenbadluft<br />

mit einer Durchflussrate von<br />

1,5 l/min durch ein spezielles, mit Aktivkohle<br />

gefülltes Probenahmeröhrchen<br />

gesaugt. Die in der Luft enthaltenen<br />

THM wurden dabei quantitativ<br />

an der Kohle adsorbiert. Das Aktivkohleröhrchen<br />

wurde unmittelbar nach<br />

der Probenahme verschlossen und bis<br />

zur Analyse mittels Gaschromatographie<br />

(GC) mit anschließender Massenspektrometrie<br />

(MS) im GC/MS-Labor<br />

<strong>des</strong> Umweltbun<strong>des</strong>amtes, Bad Elster,<br />

kühl gelagert.<br />

Die Aktivkohle wurde im Labor aus<br />

dem Sammelröhrchen in ein Probenahmefläschchen<br />

und zur Desorption<br />

der adsorbierten THM mit 1 ml Schwefelkohlenstoff<br />

versetzt. Nach 30-minütiger<br />

Kontaktzeit wurde der Schwefelkohlenstoffextrakt<br />

abgetrennt und<br />

mittels GC/MS der THM-Gehalt bestimmt.<br />

Der ermittelte THM-Gehalt wurde<br />

auf den THM-Gehalt in 1 m 3 Hallenbadluft<br />

umgerechnet.<br />

Bestimmung von TCA<br />

Zur Untersuchung <strong>des</strong> TCA-Gehaltes<br />

in der Luft <strong>des</strong> Hallenba<strong>des</strong> wurde eine<br />

Probenahmekartusche, bestehend<br />

aus einem Vorfilter (mit Amidosulfonsäure<br />

imprägniertes Kieselgel) und einem<br />

TCA-Sammelfilter (Glasfaserfilter<br />

beschichtet mit Arsen(III)oxid und Natriumcarbonat),<br />

verwendet. Der Vorfilter<br />

hat die Aufgabe, Störstoffe/<br />

Aerosole abzutrennen. Auf dem TCA-<br />

Sammelfilter erfolgen die selektive Anreicherung<br />

von TCA und <strong>des</strong>sen chemische<br />

Umwandlung in Chlorid (Cl - ).<br />

Die Probenahmedauer betrug 3 h bei<br />

einem Volumenstrom von 1000 ml/<br />

min. Die Probenahmekartusche wurde<br />

nach erfolgter Probenahme bis zur<br />

Analyse verschlossen. Im Labor wurde<br />

der Sammelfilter entnommen und<br />

das Chlorid auf dem Filter mit Reinstwasser<br />

ausgewaschen. Anschließend<br />

wurde der Chlorid-Gehalt im Reinstwasser<br />

ionenchromatographisch bestimmt.<br />

Aus dem Chlorid-Gehalt wurde<br />

der TCA-Gehalt in 1 m 3 Luft berechnet.<br />

Das Prinzip <strong>des</strong> Messverfahrens gibt<br />

folgen<strong>des</strong> Fließschema wieder:<br />

Hallenbadluft<br />

(mit NCl 3 , NH 2 Cl, HOCI etc.)<br />

Abtrennung von Störstoffen und<br />

Aerosolen<br />

Selektive Anreicherung von NCl 3<br />

und chemische Umwandlung in<br />

Chlorid<br />

(in der Probenahmekartusche)<br />

Bestimmung <strong>des</strong> aus NCl 3<br />

resultierenden Chlorids<br />

(mittels Ionenchromatographie)<br />

Umrechnung:<br />

Chlorid-Konzentration<br />

pro Probevolumen<br />

NCl 3 -Konzentration pro m 3 Luft<br />

Toxikologisches Messprogramm<br />

Zur Erfassung möglicher Gefährdungspotenziale<br />

in Bezug zum Endpunkt Blasenkrebs<br />

wurden die Badebeckenwasserproben<br />

auf Zytotoxizität und Gentoxizität<br />

als ursächliche Effekte im<br />

Prozess der Kanzerogenese untersucht.<br />

Zytotoxizität kann zum einen in komplexen<br />

Proben gentoxische Effekte<br />

maskieren und zum anderen über die<br />

Zeit zur sog. sekundären Gentoxizität<br />

führen. Die Testung auf Zytotoxizität<br />

erfolgte mittels <strong>des</strong> Nachweises auf den

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