Willkommen im Erzgebirge 2012-01 - Page Pro Media GmbH
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Niedlich, frech und mit viel Herz<br />
In der erzgebirgischen Volkskunst-Metropole<br />
Grünhainichen, dem Dorf der Engel, lässt sich<br />
etwas Neues entdecken: traditionelles erzgebirgisches<br />
Kunsthandwerk, versehen mit einem frischen<br />
modernen Design, Witz, Charme und hergestellt<br />
mit viel Liebe zum <strong>Pro</strong>dukt. Das möchte<br />
Dipl.-Designer Dirk Hobler seinen Figuren mitgeben.<br />
Die fröhlichen kleinen Holz-Kerlchen<br />
haben richtig Herz. Und das ist durchaus wörtlich<br />
zu nehmen, denn ein kleines silbernes Herz<br />
am linken Fuß ist das Markenzeichen der Kaninchen<br />
Max & Emma, der Engel Hans & Lotte oder<br />
Oskar & Frieda. Und auch bei der Herstellung<br />
fließt viel Herz mit ein. Jede Figur hat ihre eigene<br />
Persönlichkeit und ist oft ein echtes Familienprodukt.<br />
Jedes Familienmitglied darf seine Ideen<br />
in die Herstellung einbringen. Entwürfe werden<br />
zumeist <strong>im</strong> Familienrat dis kutiert, bevor sie in der<br />
kleinen Manufaktur in <strong>Pro</strong>duktion gehen. Herzallerliebst<br />
ist auch die Idee, dass die Figuren<br />
<strong>im</strong>mer als Pärchen unterwegs sind. Den kleinen<br />
Engeln, Teufelchen und Kaninchen Lebendigkeit,<br />
Bewegung und Witz zu verleihen ist für die kreative<br />
Familie Hobler ein klares Muss. Und wer<br />
möchte, kann sich die Entstehungs-Geschichte<br />
der Figuren direkt be<strong>im</strong> Hersteller erklären und<br />
zeigen lassen .<br />
1 Designer Dirk Hobler mit seinen Engelchen<br />
Hans und Lotte.<br />
Foto: Nicole Fugmann<br />
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MARIENBERG, ZSCHOPAU & UMGEBUNG<br />
1<br />
❱❭ G R Ü N H A I N I C H E N<br />
Holzkunst aus dem Spielzeugland<br />
Grünhainichen gilt als Tor zum Spielzeugland und das mit<br />
Recht. Schon <strong>im</strong> 15. Jahrhundert sollen die Menschen hier<br />
begonnen haben, als Holzhandwerker zu arbeiten. Die reichen<br />
Wälder, welche die bescheidene Siedlung einst<br />
umgaben, lieferten den Rohstoff. Zunächst wurden eher<br />
Gebrauchsgegenstände benötigt, doch schon wenig später<br />
auch Spielwaren und Holzkunst hergestellt. Die <strong>Pro</strong>duktpalette<br />
war vielseitig. Im He<strong>im</strong>atmuseum des Ortes,<br />
der Alten Gewerbeschule, kann man sich heute noch ein<br />
Bild davon machen, wie sich die <strong>Pro</strong>duktion ent wickelte.<br />
So richtig bekannt aber wurde Grünhainichen durch die<br />
kleinen Engelfiguren, die hier hergestellt werden. Neben<br />
den berühmten Faltenrockengeln der Firma Blank sind vor<br />
allem die Figuren von Wendt & Kühn weltberühmt. Als<br />
eines der traditionsreichsten Unternehmen <strong>im</strong> Ort wurde<br />
es 1915 von Grete Wendt zusammen mit ihrer Studienfreundin<br />
Grete Kühn gegründet. Während Grete Kühn nach<br />
ihrer Heirat 1920 aus der Firma ausschied, ließ Grete Wendt<br />
3<br />
mit ihrem neuen, modernen <strong>Pro</strong>duktionskonzept und<br />
einem schier unerschöpflichen Ideenvorrat ihre Firma<br />
gedeihen. Viele der Figuren und Entwürfe von damals<br />
gehören noch heute zum <strong>Pro</strong>duktionsprogramm. Damit<br />
schuf die Gestalterin einen unglaublichen Figurenschatz,<br />
den ihre Nachfahren noch heute wie ein Heiligtum hüten.<br />
Seit über 90 Jahren führt <strong>im</strong> Erdgeschoss des Firmensitzes,<br />
einem liebevoll restaurierten Fachwerkhaus <strong>im</strong> Ortskern,<br />
eine Tür zu einem ganz besonderen Z<strong>im</strong>mer. Das Musterz<strong>im</strong>mer<br />
ist die Schatzkammer des Betriebes. Im historischen<br />
Musterschrank, den Grete Wendt einst bauen ließ,<br />
stehen in Reih und Glied einige hundert <strong>Pro</strong>dukte, die bei<br />
Wendt & Kühn produziert wurden. Auch für interessierte<br />
Besucher öffnen sich die Türen zum Musterz<strong>im</strong>mer mit diesem<br />
Schatzkästchen auf Nachfrage, für Sammler und Fans<br />
der Figuren sicher ein besonderes Erlebnis. So vielfältig<br />
und interessant der Inhalt des Schrankes auch ist, kann<br />
er jedoch nur einen Teil der Figurenwelt zeigen, denn er<br />
ist längst zu klein geworden, um alle Stücke unterzubringen.<br />
In dicken Zeichnungsmappen und <strong>im</strong> Archiv schlummern<br />
zudem noch viele hundert weitere Entwürfe und warten<br />
darauf, eines Tages zu hölzernem Leben erweckt zu<br />
werden. Immer wieder werden heute kleine und größere<br />
Schätzchen aus dem Musterschrank ins <strong>Pro</strong>duktionsprogramm<br />
aufgenommen. Aktuell zwei Wanduhren, die sogar<br />
mit einer persönlichen Botschaft versehen werden können,<br />
und die natürlich auch aus dem Musterschatz von<br />
Grete Wendt stammen.<br />
2 Mitarbeiterin Elke Börner erläutert einer Kundin <strong>im</strong><br />
Rahmen der Reparaturannahme vor dem Musterschrank,<br />
was an ihrer historischen Figur fehlt.<br />
Foto: Nicole Fugmann<br />
3 Diese Uhren können mit einer persönlichen Botschaft<br />
versehen werden.<br />
Foto: Wendt & Kühn<br />
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