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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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notwendig erklärt werden. 13<br />

Im Zentrum dieser Entwicklung steht immer der Markt. Er verdrängt die Politik. Bisher<br />

staatliche Leistungen werden privatisiert <strong>und</strong> marktgängig gemacht. Gleichzeitig bietet der<br />

Markt bei entsprechender Nachfrage zunehmend auch Güter <strong>und</strong> Dienstleistungen an, die<br />

illegalen Ursprungs sind. Insbesondere seit dem Zusammenbruch des sowjetischen Reiches<br />

sind Strukturen entstanden, die kaum mehr durchschaubar sind. In der globalisierten<br />

Wirtschaft <strong>mit</strong> ihren schnell umlaufenden Gütern, Dienstleistungen <strong>und</strong> Kapitalien kann das<br />

Eindringen illegaler Geldflüsse in hoch regulierte <strong>und</strong> auf Legalität ausgerichtete Staaten nicht<br />

verhindert werden. Es sei denn, an der Eingangspforte steht ein Geldwäscher, der die so<br />

genannt illegalen Vermögen <strong>und</strong> Kapitalflüsse in legale umwandelt oder sie auf parallelen<br />

Finanzmärkten verschwinden lässt. 14<br />

Diese Funktion der Geldwäscher ist aber auch angesichts der höheren staatlichen<br />

Regulierungsdichte <strong>und</strong> der gleichzeitig abnehmenden staatlichen Durchsetzungskraft in den<br />

hoch regulierten Staaten wichtig. Denn verschiedene Bereiche illegalen Handelns <strong>und</strong><br />

Wirtschaftens erleben in jüngster Zeit ein dynamisches Wachstum. Dies trifft beispielsweise<br />

auf die Schattenwirtschaft zu 15 dürfte vermutlich aber auch andere Bereiche illegalen<br />

Handelns wie den Drogenmarkt, Schutzgeldzahlungen <strong>und</strong> Erpressungen sowie Prostitution,<br />

Kinder- <strong>und</strong> Frauenhandel umfassen. Die Steuerflucht hingegen dürfte eher an relativer<br />

Bedeutung verlieren, da in diesem Bereich kreative, legale Lösungen gef<strong>und</strong>en wurden. 16<br />

Wachsen die illegalen Märkte, nimmt auch die <strong>Geldwäscherei</strong> zu. Sie erfüllt hier eine zentrale<br />

Funktion. Sie schafft Legalität <strong>und</strong> verbindet die legalen <strong>und</strong> illegalen Sektoren einer<br />

Wirtschaft <strong>mit</strong>einander. Beide Sektoren werden so stabilisiert. Allerdings müssten hier noch<br />

13 Adam S<strong>mit</strong>h beschreibt diesen Widerspruch in seinem berühmten Werk „Wealth of Nations“ anhand eines<br />

Schmugglers: „A person who though no doubt highly blameable for violating the laws of natural justice, and would<br />

have been, in every respect, an excellent citizen, had not the laws of his country made that a crime which nature<br />

never intended to be so ... Not many people are scrupulous about smuggling when, without perjury, they can find<br />

any easy and safe opportunity of doing so. To pretend to have any scruple about buying smuggled goods, though a<br />

manifest encouragement to the violation of the revenue laws, and to the perjury which almost always attends it,<br />

would in most countries be regarded as one of those pedantic pieces of hypocrisy which, instead of gaining credit<br />

with anybody, serve only to expose the person who affects to practice them, to the suspicion of being a greater<br />

knave than most of his fellows.“ Adam S<strong>mit</strong>h: Wealth of Nations, vol. II, 1776, zit nach: Phyllis Deane: The First<br />

Industrial Revolution, Cambridge 1969<br />

14 Kürzlich hat eine EJPD-Arbeitsgruppe festgestellt, r<strong>und</strong> 40% der russischen Wirtschaftsorganisationen seien <strong>von</strong><br />

kriminellen Organisationen beeinflusst (zit. in: Arzt in Trechsel, S. 31). Gleichzeitig haben die Schweizer<br />

Grossbanken in Russland Milliardeninvestitionen getätigt. Bei diesen Grössenverhältnissen ist anzunehmen, dass sie<br />

in irgendeiner Form ebenfalls in den Prozess der <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong>einbezogen worden sind.<br />

15 Vgl. dazu NZZ vom 10. Feburar 1999: „Deutsche Arbeitsmärkte wachsen im Schatten“,<br />

16 Bis jetzt standen als Finanzdienstleistungen für Steuerflüchtige vor allem Off-Shore-Lösungen wie Luxemburg <strong>und</strong><br />

Liechtenstein im Vordergr<strong>und</strong>. Neuerdings beginnen sich aber im für reiche Privatk<strong>und</strong>en gedachten „Private-<br />

Banking“ als Reaktion auf das zunehmend harschere Vorgehen der Steuerfahnder Veränderungen abzuzeichnen, die<br />

für den Komplex „Legal“-„illegal“ sowie den da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>enen Legiti<strong>mit</strong>ätsnachweis <strong>von</strong> grosser Bedeutung sind:<br />

Die modernen Finanzdienstleistungsunternehmen haben den Bedarf ihrer K<strong>und</strong>en nach einer Optimierung der<br />

Steueraufwendungen in ihr Angebot integriert, das heisst, die Dienstleistungsunternehmen übernehmen für ihre<br />

K<strong>und</strong>en die Garantie für eine steuerrechtlich konforme Lösung <strong>und</strong> machen diese Lösungen marktgängig. Anstatt vor<br />

dem Steuerzwang zu flüchten, wird der marktkonforme Deregulierungsdruck als Instrument gegen als überhöht<br />

wahrgenommene Steuern eingesetzt. „Performance after tax“ ist zum Schlagwort modernen Private-Bankings<br />

geworden. Privatvermögen können dabei immer noch legal in steuergünstigen „Offshore“-Plätzen angelegt werden; für<br />

die Legalität dieser Anlagen haftet aber die Bank, bei der das Geld eingezahlt wurde. Anderseits können moderne<br />

derivativbestückte Finanztechniken so eingesetzt werden, dass ein allfälliges Gefälle bei der Besteuerung zwischen<br />

verschiedenen Anlageinstrumenten, wie zum Beispiel durch die Kombinationen <strong>von</strong> praktisch steuerbefreiten Aktien<br />

<strong>mit</strong> besteuerten Obligationen, ausgenützt werden kann. Finanzinstitutionen übernehmen so eine Funktion <strong>und</strong> machen<br />

sie zu einem integralen Bestandteil des Verkaufs, die früher als eine gegenüber dem Staat sensible Tätigkeit an die<br />

K<strong>und</strong>en oder deren Anwälte delegiert war. Da<strong>mit</strong> wird aber auch das Instrument für eine Anlage zum entscheidenden<br />

Angelpunkt, um die richtige Legiti<strong>mit</strong>ät erzeugen zu können.

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