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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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City allerhand Gerüchte über riesige Verluste des BCCI-Treasury im Futures- <strong>und</strong> Optionenhandel.<br />

Ende 1985 beauftragte das beunruhigte Institut MonŽtaire Luxembourgeois schliesslich die<br />

Wirtschaftsprüferin Price Waterhouse <strong>mit</strong> einer Untersuchung der Handelspraktiken des BCCI-<br />

Treasury.<br />

Der <strong>von</strong> Price Waterhouse Anfang 1986 nach Luxemburg gelieferte Bericht kam zum Schluss, bei<br />

marktgerechter Bewertung der offenen Positionen habe der Derivathandel des BCCI-Treasury statt<br />

dem ausgewiesenen Gewinn einen Verlust in Hähe <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 500 Millionen Dollar eingefahren.<br />

Mit anderen Worten: fast das gesamte damalige Eigenkapital der Bank war verspielt.<br />

Trotzdem die Verwandlung der effektiven Derivatverluste in fiktive Gewinne gemäss britischen<br />

Rechtsbegriffen durch betrügerische Machenschaften erfolgte, kam Price Waterhouse zum Schluss,<br />

Ali Akbars Derivat-Buchhaltung sei letztlich kein Betrug, sondern schiere Inkompetenz im<br />

buchhalterischen Umgang <strong>mit</strong> den neuen Finanzinstrumenten. Die Frage, warum Price Waterhouse<br />

die gezinkte Treasury-Buchhaltung seit 1982 stets anstandslos testiert hatte, blieb unbeantwortet.<br />

Dass Ali Akbar sowohl Chef des BCCI-Treasury gewesen war als auch Chef des BCCI-<br />

Derivatbrokers Capcom, blieb den Revsioren <strong>von</strong> Price Waterhouse verborgen.<br />

Wie Price Waterhouse herausfand, war der wichtigste Trick Ali Akbars einfach. Statt die<br />

eingefahrenen Handelsverluste als Verluste einzubuchen, rollte er diese vor sich her. Er stellte die<br />

Verluste glatt, indem er immer hähere Derivatpositionen aufbaute <strong>und</strong> deren theoretische<br />

Gewinnpotentiale aktivierte. Im Bereiche der damals brandneuen Zinsderivate erhähte er<br />

beispielsweise seine offenen Positionen im Verlauf des Jahres 1985 <strong>von</strong> einer auf 11 Milliarden<br />

Dollar. Damals eine ungeheuer hohe Summe, hatte doch der zweitgrässte Spieler in diesem<br />

Produkt, eine führende Londoner Merchant-Bank, lediglich offene Kontrakte in Hähe <strong>von</strong> 3<br />

Milliarden Dollar.<br />

Eine andere Methode <strong>von</strong> Ali Akbars kreativer Art, Verluste zum Verschwinden zu bringen, war<br />

die Einbuchung fingierter Kredite an BCCI-Angestellte <strong>und</strong> -Aktionäre. Diese Kredite tauchten in<br />

der BCCI-Bilanz als Aktivposten auf, ohne je ausbezahlt worden zu sein. Weiter missbrauchte Ali<br />

Akbar die Unterschiede zwischen kapitalistischer Finanz <strong>und</strong> Islamfinanz: Von den Konten der<br />

saudisch kontrollierten Feisal Islamic Bank in Kairo, wo Zins zu bezahlen war, disponierte er 246<br />

Millionen Dollar zur Deckung <strong>von</strong> Handelsverlusten des Treasury ab.<br />

Ende Mai 1996 wurden die BCCI-Derivatverluste erstmals äffentlich. Die europäische Ausgabe<br />

des „Wall Street Journal“ berichtete, die BCCI habe im Handel <strong>mit</strong> US-Treasury Bonds 150<br />

Millionen Dollar Verluste eingefahren. Am 2. Juni 1986 bestätigte die Bank diesen Verlust in einer<br />

Presseerklärung. Und bezifferte die Verluste für 1984 auf 75 Millionen <strong>und</strong> für 1986 auf 60<br />

Millionen. Price Waterhouse hatte wie erwähnt <strong>von</strong> einem deutlich häheren Gesamtverlust <strong>von</strong><br />

r<strong>und</strong> 500 Millionen Dollar gesprochen, während Ali Akbar den Betrag in seinem ebenfalls bereits<br />

erwähnten Memo an BCCI-Chef Abedi auf 849 Millionen Dollar beziffert hatte.<br />

Nach dem rufschädigenden Presseartikel traf BCCI-Chef Abedi verschiedene vertrauensbildende<br />

Massnahmen. Er gab bekannt, die BCCI werde sich vällig aus dem Derivatgeschäft zurückziehen,<br />

<strong>und</strong> entliess seinen ProtegŽ <strong>und</strong> Treasury-Chef Ali Akbar. Gleichzeitig verkündete Abedi,<br />

sämtliche K<strong>und</strong>enkonti der BCCI bei Capcom seien bereits vorher geschlossen worden. Später,<br />

1991, stellte Price Waterhouse jedoch fest, dass die BCCI noch im März 1986 zwei verdeckte<br />

Zahlungen <strong>von</strong> je 50 Millionen Dollar an die Capcom geleistet hatte, ohne dafür eine<br />

Verpflichtung zur Rückzahlung zu verlangen. Zudem überwies die BCCI zusätzliche 68 Millionen<br />

Dollar an die Capcom-Tochter Brenchase Ltd.<br />

Die Bilanz der BCCI wurde saniert, was sich als nicht ganz einfach erwies, da Scheich al-Zayed<br />

nicht zahlen wollte. Schliesslich konnte Abedi den saudischen Grossbankier Khalid bin Mahfouz

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