14.12.2012 Aufrufe

Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Derivate mutierten in den vergangenen zwei Jahrzehnten vom marginalen Finanzinstrument<br />

für Spezialisten zum dritten Mainstream-Instrument der Globalfinanz neben der Aktie <strong>und</strong> der<br />

Obligation. Die Derivatmärkte sind vergleichsweise zu den Aktien- <strong>und</strong> Obligationenmärkten<br />

niedriger reguliert <strong>und</strong> verzeichnen astronomisch hohe Handelsvolumen. Der Grossteil der<br />

Derivate werden ausserbärslich gehandelt, oftmals ausserhalb jeglicher Regulation durch<br />

nationalstaatliche Gesetze.<br />

<strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong> ist der gesteuerte Durchlauf des schmutzigen Geldes durch<br />

einen solchen Derivatkontrakt, sodass die Kontraktpartei <strong>mit</strong> dem schmutzigen Geld verliert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des Nullsummenspiel-Charakters der Derivate taucht dieses Geld bei der anderen<br />

Kontraktpartei als legitimer Gewinn im Derivatgeschäft wieder auf.<br />

Sowohl die hohe Komplexität der mathematisch strukturierten einzelnen Derivatkontrakte als<br />

auch die niedrig regulierten Märkte im globalisierten Derivathandel beschränken die<br />

Transparenz im Derivatsektor. Diese Unübersichtlichkeit, kombiniert <strong>mit</strong> einem<br />

astronomischen Umsatzvolumen, erlaubt dem Geldwäscher die nätigen Manipulationen zur<br />

Lenkung des schmutzigen Geldes an die Verluststelle im Kontrakt.<br />

2. Die Lenkung <strong>von</strong> Verlusten in Derivatkontrakten muss nicht deliktisch sein.<br />

Die verbotene nachträgliche Abänderung <strong>von</strong> Kontraktbedingungen erst nach Ablauf der<br />

Wettfrist, wie beispielsweise die Fälschung eines Datums, ist nur eine <strong>von</strong> unzähligen<br />

Manipulationsmäglichkeiten zur Steuerung der Verluste. Da es bei der <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Derivaten</strong> nur Gewinner gibt, kann dieser Effekt auch <strong>mit</strong> vällig legalen Mitteln erreicht<br />

werden. Im unregulierten Bereich der nicht bärsengängigen Derivate (Englisch „over the<br />

counter“ oder OTC-Derivate) sind eigentliche Geldwaschkontrakte strukturierbar, die<br />

schmutziges Geld ansaugen <strong>und</strong> sauberes Geld ausspucken. Doch auch im geregelten Bereich<br />

der bärsengängigen Derivate müssen die geltenden Handelsusanzen nicht verletzt werden um<br />

Geld zu waschen.<br />

So müssen die derzeit gültigen Handelsnormen der US-Derivataufsicht Commodity Futures<br />

Trading Commission (CFTC), welche den Handel an den US-Derivatbärsen regeln, nicht<br />

verletzt werden, um Geld zu waschen. Eine wichtige Handelsregel - die Commission<br />

Regulation 1.35(a-1) - erlaubt den registrierten K<strong>und</strong>enbrokern die Platzierung <strong>von</strong><br />

Sammelaufträgen (Bunched Orders) an den US-Derivatbärsen, ohne dass der Zeitpunkt <strong>von</strong><br />

Auftrag <strong>und</strong> Ausführung, sowie die Identität der einzelnen, im Bündel zusammengefassten<br />

K<strong>und</strong>enorders deklariert werden müssen. Erst bei Abschluss des Handelstages um fünf Uhr<br />

abends müssen die einzelnen Kontrakte den einzelnen K<strong>und</strong>en zugeschrieben werden. Da<strong>mit</strong><br />

kännen bei den heutigen hohen Tages-Volatilitäten der Basiswerte innerhalb eines<br />

Handelstages problemlos hohe Verluste auf einem bestimmten K<strong>und</strong>enkonto akkumulieren,<br />

<strong>und</strong> einem anderen Konto gutgeschrieben werden.<br />

3. <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong> erscheint als Schlüsseltechnik der unsichtbaren<br />

Verbindung illegaler <strong>und</strong> legaler Finanzmärkte.<br />

Da sich Geldwäschererei im Verborgenen abspielt, kann das quantitative Ausmass nur<br />

geschätzt werden. Sämtliche Expertenschätzungen gehen <strong>von</strong> hohen Beträgen aus. So schätzt<br />

Michel Camdessus, der Geschäftsleiter des Internationalen Währungsfonds IWF, den Betrag<br />

des jährlich gewaschenen Geldes auf zwei bis fünf Prozent des Welt-Bruttosozialproduktes.<br />

Diese Schätzung macht deutlich, dass die illegalen Märkte in der Weltwirtschaft längst vom<br />

Kriminaltatbestand zum makroäkonomischen Phänomen geworden sind. Die effizienten<br />

Derivatmärkte sind dazu geeignet, diese zwei Segmente der Weltwirtschaft effizient zu<br />

koppeln.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!