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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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Realwirtschaft. Mit ihren Schiffen, Flugzeugen, Rohstofflagern <strong>und</strong> Finanzprodukten war sie ideal<br />

positioniert, die der eigentlichen <strong>Geldwäscherei</strong> vor- <strong>und</strong> nachgelagerten Stufen in der<br />

Verwandlung <strong>von</strong> Bargeld zu Giralgeld im Bankensystem zu übernehmen. Im Juli 1994 war Gokal<br />

unvorsichtig genug, Pakistan zu verlassen. Prompt wurde er auf dem Flughafen Frankfurt am Main<br />

verhaftet <strong>und</strong> nach England ausgeliefert. Gr<strong>und</strong> für die Reise war ein geplanter Zeugenauftritt in<br />

den USA gewesen, wofür ihm Immunität zugesichert worden war. Er sollte über die USamerikanischen<br />

Helfer beim Bau der pakistanischen Atombombe aussagen, deren Finanzierung die<br />

BCCI organisiert hatte. 83 1987 verurteilte das Old-Bailey-Gericht Gokal wegen diverser<br />

Betrugstatbestände zu vierzehn Jahren Gefängnis.<br />

3.4 Die BCCI <strong>und</strong> die Justiz<br />

Neben den bereits erwähnten Gerichtsverfahren gegen die BCCI in Tampa <strong>und</strong> gegen Ali Akbar<br />

<strong>und</strong> Abbas Gokal in London kam es sowohl in England als auch in den USA zu weiteren<br />

Gerichtsverfahren im Fall BCCI. In England wurden BCCI-Gr<strong>und</strong>stückhändler Nazmu Virani, der<br />

BCCI-Rohstoffhändler Mohammed Baqi <strong>und</strong> Imran Iman, ein Assistent des Abedi-Nachfolgers als<br />

BCCI-Präsident Swaleh Naqv verurteilt. 84<br />

In den USA wurde Naqvi 1995 zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. Seiner Auslieferung waren harte<br />

Auseinandersetzungen zwischen Abu Dhabi <strong>und</strong> den USA vorausgegangen. 1993 hatte<br />

Staatsanwalt Morgenthau den Herrscher <strong>von</strong> Abu Dhabi angeklagt <strong>und</strong> verlangt, er müsse<br />

zuhanden der geschädigten BCCI-Gläubiger 1,5 Milliarden Dollar in die Liquidationsmasse<br />

einschiessen. Daraufhin verweigerte Scheich al-Zayed den US-Er<strong>mit</strong>tlern den Zugriff auf die in<br />

Abu Dhabi verwahrten zentralen BCCI-Akten, die jedoch für Morgenthaus Gerichtsverfahren <strong>von</strong><br />

entscheidender Bedeutung waren. Schliesslich einigten sich Abu Dhabi <strong>und</strong> die USA Anfang 1994<br />

bei Verhandlungen in Genf auf einen Kompromiss. Die Klage gegen den Scheich wurde fallen<br />

gelassen, worauf er im Gegenzug auf 400 Millionen Dollar Guthaben bei der US-Filiale der BCCI-<br />

Filiale verzichtete. Zudem bekamen die US-Er<strong>mit</strong>tler wieder Zugang zu den BCCI Akten <strong>und</strong><br />

Swaleh Naqvi wurde in die USA ausgeliefert. 85 Seither haben sich die Beziehungen zwischen Abu<br />

Dhabi <strong>und</strong> den USA wieder geklärt. Der heute r<strong>und</strong> 350 000 Einwohner zählende Stadtstaat, der<br />

auch der Vorort der Vereinigten Arabischen Emirate ist, rückte zum engen Verbündeten der USA<br />

in der Golfregion auf. Auch finanziell hat sich Abu Dhabi blendend vom Milliardenverlust <strong>mit</strong> der<br />

BCCI erholt. Die vom jüngsten Sohn Scheich al-Nayans geleitete Abu Dhabi Investment Authority<br />

soll ein globales Wertschriftenportfolio <strong>von</strong> 150 Milliarden Dollar verwalten <strong>und</strong> galt Anfang 1999<br />

als letzte Bastion finanzieller Solvenz auf der krisengeschüttelten arabischen Halbinsel. 86<br />

In Genf eräffnete die Staatsanwaltschaft 1991 ebenfalls ein Verfahren gegen die Schweizer BCCI-<br />

Filiale, die Banque de Commerce et de Placements (BCP). Im Juni 1995 stellte Staatsanwalt<br />

Laurent Kasper-Ansermet seine Er<strong>mit</strong>tlungen ohne Anklageerhebung wieder ein <strong>und</strong> überwies die<br />

konfiszierten 250 Millionen Dollar an die BCCI-Liquidatorin Deloitte & Touche (früher Touche<br />

Ross) nach London.<br />

Anfang 1998 hatte die Liquidatorin Deloitte & Touche zuhanden der Geschädigten 2,8 Milliarden<br />

Dollar beigebracht, grässtenteils durch Vereinbarungen <strong>mit</strong> den Aktionären in Abu Dhabi <strong>und</strong><br />

Saudi Arabien. Dafür bezog die Liquidatorin ein Honorar <strong>von</strong> 604,5 Millionen Dollar. 87 Zur Ruhe<br />

gekommen ist die globale BCCI-Prozesslawine bis heute nicht. Im Gegenteil. Ende 1998 strengten<br />

83 NZZ, 17./18. 8. 91<br />

84 Financial Times“, 4. 4. 97<br />

85 Auch in Abu Dhabi kam es zur Anklage gegen dreizehn BCCI-Kader, die schliesslich in acht rechtskräftige<br />

Schuldsprüche mündete. BCCI-Gründerpräsident Abedi konnte nicht belangt werden, da er sich rechtzeitig ins<br />

heimatliche Pakistan abgesetzt hatte, das seine Auslieferung verweigerte. Er ist 1995 gestorben.<br />

86 „Wall Street Journal Interactive“, 9. 2. 99<br />

87 „Wall Street Journal Interactive“, 1. 3. 99

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