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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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Florida wegen <strong>Geldwäscherei</strong> angeklagt, worauf sich Gerichte, Banküberwachung, Politik <strong>und</strong><br />

Medien zahlreicher Staaten intensiv <strong>mit</strong> den Geschäftspraktiken dieses Instituts zu beschäftigen<br />

begannen. Im Juli 1991 schloss die Bank of England die Schalter der BCCI in London, was auch<br />

die Liquidation <strong>von</strong> über h<strong>und</strong>ert Filialen in 69 Ländern nach sich zog <strong>und</strong> zu zahlreichen,<br />

teilweise heute noch nicht abgeschlossenen Gerichtsverfahren in verschiedenen Ländern führte.<br />

3.0.1 Die Quellen<br />

Hauptbuchhaltung <strong>und</strong> zentrale Aktenablage der BCCI-Geschäftsleitung wurden ein Jahr vor der<br />

Schliessung <strong>mit</strong> Billigung der Bank of England <strong>von</strong> London nach Abu Dhabi ausgeschafft <strong>und</strong> sind<br />

seither praktisch unzugänglich. Andere für den Untersuchungsgegenstand wichtige Primärquellen<br />

wurden vom BCCI-Management bewusst zerstärt, beispielsweise Teile der Londoner<br />

Geschäftsakten der BCCI-Derivathändlerin <strong>und</strong> Geldwäscherin Capcom Financial Services Ltd. im<br />

Juni 1991.<br />

Externe Buchprüfer lieferten im Auftrage äffentlicher Instanzen verschiedener Länder seit 1986<br />

eine ganze Reihe <strong>von</strong> internen BCCI-Untersuchungsberichten. Diese Berichte stehen jedoch<br />

aussenstehenden Forschern entweder gar nicht oder nur indirekt zur Verfügung, wenn sie in<br />

zugänglichen Gerichtsurteilen oder in Berichten staatlicher Untersuchungskommissionen zitiert<br />

sind.<br />

Ein Beispiel für einen solchen internen Bericht ist beispielsweise der so genannte Sandstorm-<br />

Bericht über die BCCI <strong>von</strong> Price Waterhouse (heute PriceWaterhouseCoopers) aus dem Jahre<br />

1991. Der Sandstorm-Bericht war die Basis für das Eingreifen der Bank of England. Ein anderes<br />

Beispiel ist ein früherer BCCI-Bericht, den Price Waterhouse bereits 1986 zuhanden der<br />

(damaligen) luxemburgischen Bankenüberwachung, dem Institut MonŽtaire Luxembourgeois,<br />

geliefert hatte. Die Geschäfte der BCCI (Overseas) Ltd., Grand Cayman, untersuchte Deloitte Ross<br />

Tohmatsu (heute Deloitte & Touche) in seinem für das dortige Obergericht erarbeiteten Bericht<br />

vom 13. Januar 1992.<br />

Auch zum eigentlichen Derivat-Geschäft der BCCI <strong>und</strong> ihrer Derivatbrokerin Capcom Financial<br />

Services, London, existieren zahlreiche interne Untersuchungsberichte. Das Geschäft der US-<br />

Filiale der Capcom in Chicago analysierte Peat Marwick McLintock (heute KPMG) in einem<br />

Bericht vom 4. Mai 1989 für die Derivatbärse CBOT (Chicago Board of Trade). Eine andere<br />

Untersuchung des Capcom-Derivatgeschäftes in Chicago lieferte das „Clearing House Com<strong>mit</strong>tee“<br />

der CME (Chicago Mercantile Exchange), der zweiten grossen Derivatbärse in Chicago. Das<br />

Derivatgeschäft des Capcom-Mutterhauses in London schliesslich wurde <strong>von</strong> Arthur Andersen im<br />

Auftrage des Londoner „Counsel of the Association of Futures Brokers and Dealers Ltd.“ in<br />

seinem Bericht vom 10. Mai 1989 durchleuchtet.<br />

Neben den erwähnten Revisionsgesellschaften haben auch politische Instanzen BCCI-<br />

Untersuchungsberichte erstellt. So erschien beispielsweise im Oktober 1992 der ebenfalls nur<br />

teilweise veräffentlichte Untersuchungsbericht, den der britische Lordrichter Thomas Bingham im<br />

Auftrag des britischen Finanzministeriums verfasst hatte. Im Dezember 1992 schliesslich folgte<br />

der BCCI-Bericht der ständigen Subkommission „Terrorismus, Drogen <strong>und</strong> internationale<br />

verdeckte Operationen“ des US-Senates, der vom Demokraten John Kerry <strong>und</strong> dem Republikaner<br />

Hank Brown unterschrieben ist (im Folgenden als Kerry-Bericht bezeichnet).<br />

Neben den Untersuchungsberichten der Revisionsfirmen <strong>und</strong> politisch eingesetzten<br />

Untersuchungskommissionen existieren über den Fall BCCI auch eine ganze Reihe <strong>von</strong> Büchern<br />

englischer <strong>und</strong> US-amerikanischer Wirtschaftsjournalisten. Von diesen mehr oder weniger präzis<br />

recherchierten Werken seien hier deren vier erwähnt: „False Profits“ <strong>von</strong> Peter Truell <strong>und</strong> Larry<br />

Gurwin, New York 1992; „A Full Service Bank“ <strong>von</strong> James Ring Adams <strong>und</strong> Douglas Frantz,<br />

New York 1992; „Bankrupt: The BCCI Fraud“ <strong>von</strong> Nick Kochan <strong>und</strong> Bob Whittington, London

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