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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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Anklage wegen <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>und</strong> anderer Delikte geliefert hatte, schritten die Staatsanwälte <strong>von</strong><br />

Tampa am 4. Oktober 1988 zur Tat. Sie erhoben Anklage gegen zehn aktive <strong>und</strong> ehemalige BCCI-<br />

Kader, darunter Ali Akbar, Awan <strong>und</strong> Bilgrami, sowie die vier Gesellschaften Capcom Financial<br />

Services (London), BCCI Holdings (Luxembourg), BCCI (SA) Luxembourg <strong>und</strong> BCCI (Overseas)<br />

Grand Cayman. Mazur lockte fünf der Angeklagten in einer bereits zuvor vorbereiteten Aktion als<br />

Gäste an seine fingierte Hochzeit nach Tampa, wo sie am 9. Oktober verhaftet wurden. Ali Akbar<br />

<strong>und</strong> vier weitere wurden in London <strong>und</strong> Frankreich verhaftet.<br />

3.3.2.2.1 Das Ende der Capcom UK<br />

Die Anklage <strong>von</strong> Tampa produzierte ein weltweites Medienecho <strong>und</strong> lenkte die Aufmerksamkeit<br />

<strong>von</strong> Öffentlichkeit <strong>und</strong> Finanzmarktüberwachern auf den Komplex BCCI/Capcom. Im Januar 1989<br />

wurde die Mitgliedschaft der <strong>mit</strong> angeklagten Capcom UK <strong>von</strong> der Chicagoer Derivatbärse CBOT<br />

suspendiert <strong>und</strong> diese schliesslich am 24. August 1989 wegen Betruges, Nichteinhaltens der<br />

Handelsregeln <strong>und</strong> Unterkapitalisierung definitiv vom Handel an der CBOT ausgeschlossen. Die<br />

Akten dieses internen CBOT-Verfahrens standen dem Kerry-Ausschuss nicht zur Verfügung.<br />

Die Anklage gegen Capcom UK vor der Grand Jury in Tampa wurde später aus unerfindlichen<br />

Gründen schubladisiert, die englische Gesellschaft Capcom UK wurde in den USA nie verurteilt.<br />

In London arbeitete Capcom UK nach der Anklage <strong>von</strong> Tampa unbehelligt weiter. Ali Akbar, der<br />

gegen aussen nach wie vor nicht unter den offiziell registrierten verantwortlichen Organen der<br />

Capcom UK figurierte, wurde zum Sündenbock gemacht. Wegen seines Verhaltens gegenüber V-<br />

Mann Mazur wurde Ali Akbar vor einem Londoner Gericht wegen <strong>Geldwäscherei</strong> angeklagt <strong>und</strong><br />

schliesslich im Oktober 1990 zu 18 Monaten Gefängnis <strong>und</strong> 100 000 Dollar Busse verurteilt.<br />

Dabei scheinen die britischen Richter vällig verkannt zu haben, dass Ali Akbars Hightech-<br />

<strong>Geldwäscherei</strong>methode <strong>mit</strong> dem Mirrortrading im Derivatmarkt, die er wie erwähnt V-Mann<br />

Mazur dargelegt hatte, eine Bedeutung weit über den Einzelfall hinaus zukam.<br />

Die Verurteilung wegen <strong>Geldwäscherei</strong> war 1990 nicht das einzige Problem Ali Akbars. Nach dem<br />

Schock <strong>von</strong> Tampa wollten die beiden saudischen Hauptaktionäre Adham <strong>und</strong> Khalil <strong>und</strong> auch<br />

deren Strohmänner im Capcom-Verwaltungsrat Magness, Romrell <strong>und</strong> Powell aussteigen.<br />

Gegenüber Justiz, Untersuchungsausschüssen <strong>und</strong> Medien gaben sie an, <strong>von</strong> Ali Akbar belogen<br />

<strong>und</strong> betrogen worden zu sein. Ihre Capcom-Anteile verkauften sie an Offshore-Gesellschaften,<br />

hinter denen Ali Akbar <strong>und</strong> ihm nahe stehende Pakistaner standen. Die US-Amerikaner traten aus<br />

dem Verwaltungsrat zurück. Kerry Fox demissionierte als Präsident des geheimnisvollen Capital<br />

F<strong>und</strong>, den Ali Akbar wie erwähnt als fingierte Gegenpartei im Derivatgeschäft eingesetzt hatte.<br />

Der Fonds stellte seine Tätigkeit ein <strong>und</strong> wurde am 18. September 1990 <strong>von</strong> der Pakistanerin<br />

Sushma Puri liquidiert. Sushma Puri war die Ehefrau <strong>von</strong> Capcom-UK-Direktor Achai Puri.<br />

Sushma Puri rückte nach dem Abgang der US-Strohleute als Capcom-Präsidentin nach. Mit Ali<br />

Akbar zusammen sass sie auch im Verwaltungsrat der Futures Advisory Services, die für Capcom<br />

als Introducing Broker arbeiteten, das heisst K<strong>und</strong>en zuführten. Sushma Puri veranlasste im<br />

August 1991 die Vernichtung <strong>von</strong> über h<strong>und</strong>ert Kartonschachteln, die <strong>mit</strong> Geschäftsakten der<br />

Capcom gefüllt waren.<br />

Zufall oder nicht: Ebenfalls im August 1991 wurde Ali Akbar im Gefolge der BCCI-Schliessung<br />

vom Juli 1991 vom englischen Serious Fraud Office aufs Neue zur Verhaftung ausgeschrieben. Er<br />

setzte sich nach Frankreich ab, wo er jedoch kurze Zeit später in Calais verhaftet <strong>und</strong> nach England<br />

ausgeliefert wurde. Es kam zu einem zweiten Strafverfahren gegen Ali Akbar. Weil er nach wie<br />

vor nicht unter den offiziellen Organen der Capcom figurierte, war diese wiederum aus der<br />

Schusslinie der Justiz, dafür zahlte sie Ali Akbars Anwaltshonorare. Mitte 1993 verurteilte das<br />

legendäre britische Kriminalgericht Old Bailey Ali Akbar zu sechs Jahren Gefängnis. Das Verdikt<br />

war verhältnismässig milde ausgefallen, weil er sich freiwillig der <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>und</strong> fünfzehn<br />

weiterer Wirtschaftsdelikte <strong>mit</strong> einer Deliktsumme <strong>von</strong> 500 Millionen Pf<strong>und</strong> für schuldig erklärt

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