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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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Price Waterhouse brachte den Sandstorm-Report auch der Bank of England zur Kenntnis. Es war<br />

klar, dass die Affäre <strong>mit</strong>tlerweilen ein derartiges Ausmass angenommen hatte, dass etwas<br />

geschehen musste. Wenn die Finanzprobleme der BCCI publik wurden, drohte der Sturm der<br />

gegen 50 000 Kleink<strong>und</strong>en, vornehmlich Emigranten aus Pakistan, der Karibik <strong>und</strong> Indien, auf die<br />

Schalter der BCCI. Schliesslich wurde die BCCI am 5. Juli 1991 durch eine koordinierte Aktion<br />

der Bank of England <strong>und</strong> des College of Regulators weltweit geschlossen. Das <strong>von</strong> der amtlichen<br />

Liquidatorin Touche Ross eruierte Finanzloch belief sich auf r<strong>und</strong> zehn Milliarden Dollar.<br />

Im Oktober 1992 erschien ein <strong>von</strong> der britischen Regierung beim obersten Lordrichter Thomas<br />

Bingham bestellter BCCI-Bericht, allerdings stark gekürzt. Darin rügt Bingham die Bank of<br />

England, sie sei ihren Aufsichtspflichten zu langsam <strong>und</strong> ungenügend nachgekommen <strong>und</strong> habe<br />

sich zudem viel zu lange auf den externen Buchprüfer verlassen. Noch heute ist in London ein<br />

zivilrechtliches Verfahren hängig, wo 6000 geschädigte BCCI-Einleger <strong>von</strong> der Bank of England<br />

eine Milliarde Pf<strong>und</strong> Schadenersatz wegen Versagens bei der Banküberwachung fordern, die in<br />

England zu den Aufgaben der Zentralbank gehärt. 81 Der damalige Schattenschatzkanzler Gordon<br />

Brown <strong>von</strong> der Labourpartei verlangte gar den Rücktritt des damaligen Gouverneurs der Bank of<br />

England, Robin Leigh-Pemberton. 82<br />

3.3.3.1 Exkurs Schweiz<br />

Zum Abschluss der Geschichte der BCCI hier noch ein kleiner Exkurs zum Verhältnis der BCCI<br />

<strong>mit</strong> der Schweiz. Wie bereits erwähnt kaufte die BCCI 1976 <strong>von</strong> der damaligen Bankgesellschaft<br />

SBG die Banque de Commerce et de Placements (BCP) <strong>mit</strong> Hauptsitz in Genf <strong>und</strong> Filialen in<br />

Zürich, Lugano <strong>und</strong> Luxemburg. BCP-Präsident seit 1982 war Alfred Hartmann, der später auch<br />

zum Verwaltungsrat der BCCI Holding in Luxemburg avancierte. Der Kerry-Report lässt<br />

erkennen, dass die BCP ein nicht unwichtiger Knotenpunkt des globalen BCCI-Systems war. Auch<br />

im Sandstorm-Bericht <strong>von</strong> Price Waterhouse taucht die BCP immer wieder als schwarzes Loch<br />

auf, wo Gelder unerklärlicherweise verschwanden. Der Besuch <strong>von</strong> V-Mann <strong>und</strong> Geldwäscher<br />

Mazur bei BCP-Direktor Franz Maissen <strong>und</strong> dessen pakistanischem Assistenten zeigt die<br />

Bedeutung der BCP im BCCI-System.<br />

Nach der BCCI-Schliessung hat die BCP-Minderheitsaktionärin, die damalige Bankgesellschaft<br />

(heute UBS), die Bank an die türkische Cukurova-Gruppe verkauft. Das College of Regulators, die<br />

Eidgenässische Bankenkommission <strong>und</strong> BCCI-Liquidatorin Touche Ross haben diesen<br />

überstürtzten Notverkauf bewilligt. Die BCP wurde da<strong>mit</strong> zusammen <strong>mit</strong> den drei pakistanischen<br />

Filialen die einzigen BCCI-Einheiten, die nicht geschlossen wurden. Für die Kerry-<br />

Subkommission war dieser Verkauf verdächtig, weil die BCP-Käuferin Cukurova eine<br />

Tochterfirma hatte, die EndTrade, welche in illegale Waffengeschäfte <strong>mit</strong> Saddam Hussein<br />

verwickelt war. Die Filiale Atlanta der italienischen Banca Nazionale del Lavoro (BNL) hatte<br />

damals Saddams illegalen Waffenkäufe <strong>mit</strong>finanziert. Die BCCI arbeitete <strong>mit</strong> der BNL Atlanta<br />

zusammen. Dabei war den Kerry-Investigateuren nicht verborgen geblieben, dass BCP-Präsident<br />

<strong>und</strong> BCCI (Luxemburg)-Verwaltungsrat Hartmann, ebenfalls Präsident der Schweizer BNL-Filiale<br />

war. Im Hauptamt war Hartmann Präsident der Rothschild Bank, Zürich, wo damals Kreditchef<br />

Jürg Heer seine kriminellen Aktivitäten entfaltete.<br />

Ein anderer, wenig bekannter, Pfeiler des BCCI-Systems in der Schweiz waren die Gulf Group des<br />

alten Abedi-Fre<strong>und</strong>es Abbas Gokal. Gokal war BCCI-Grossk<strong>und</strong>e seit der Gründung der Bank,<br />

<strong>und</strong> bei deren Schliessung war die Gulf Group <strong>mit</strong> ausstehenden 1,2 Milliarden Dollar die grässte<br />

Schuldnerin der BCCI. Nur Wochen nach der Bankschliessung setzte sich Gokal <strong>von</strong> Genf nach<br />

Karachi ab <strong>und</strong> liess dabei in seiner Villa am Genfersee einen Aktenshredder <strong>mit</strong> stumpfen<br />

Klingen zurück. Die Gulf Group war gewissermassen die Verankerung des BCCI-Systems in der<br />

81 „The Times“, 12. 12. 98 Allerdings scheint diese Klage keine allzu grossen Chancen zu haben. Bereits wurde eine<br />

ähnlich motivierte Klage der Liquidatorin Touche Ross vom obersten englischen Gerichtshof abgewiesen<br />

82 NZZ 23. 10. 92

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