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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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produzierte in der Folge bis zu seiner Aufläsung 1990 stets Gewinne. Laut Wirtschaftsprüfer Ian<br />

Watt <strong>von</strong> Peat, Marwick, McLintock hat der Fonds auch <strong>mit</strong> der Capcom Derivatgeschäfte<br />

gemacht <strong>und</strong> dabei fast immer gewonnen. Allerdings bezeichnete Watt diese Gewinne als<br />

„künstlich“. Das heisst durch Manipulationen wie „matched trade“ oder „back to<br />

back“-Operationen entstanden. Beim „matched trade“ werden die Positionen <strong>von</strong> zwei<br />

Gegenparteien derart aufeinander abgestimmt, dass der Gewinn respektive der Verlust bei der<br />

gewünschten Seite anfällt - ohne dass die Manipulation <strong>von</strong> aussen sichtbar wird. Bei „back to<br />

back“-Transaktionen deponiert eine Partei einen Wert unwiderruflich bei einer Depotstelle, worauf<br />

die andere Partei diesen Wert <strong>mit</strong> einer Vollmacht belehnen kann.<br />

Die <strong>von</strong> Watt georteten Manipulationen kännen dahingehend interpretiert werden, dass Ali Akbar<br />

den Fonds in Geldwaschkontrakten als Gegenpartei eingesetzt hat. So dass die BCCI, Capcom oder<br />

sonstwer schmutziges Geld verloren hat, das beim Fonds als Gewinn wieder aufgetaucht ist <strong>und</strong> als<br />

sauberer Derivatgewinn über Zwischenstationen wieder zur Partei <strong>mit</strong> dem ursprünglichen<br />

Geldwaschbedürfnis zurückgeflossen ist.<br />

3.2.2 <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong> I<br />

Doch zurück zur Capcom, die bereits im Oktober 1984, nur Wochen nach ihrer Gründung, zur<br />

grässten Gegenpartei des BCCI-Treasury im Derivatgeschäft geworden war. Was nichts anderes<br />

bedeutet, als dass Ali Akbar Derivatkontrakte <strong>mit</strong> sich selbst abgeschlossen hat. In diesem <strong>von</strong><br />

aussen nicht als solchen erkennbaren Handel <strong>mit</strong> sich selbst verlor das BCCI-Treasury vom<br />

Oktober 1984 bis September 1985 430 Millionen Dollar, die bei der Gegenpartei Capcom als<br />

Gewinn wieder auftauchten. Für diese Kontrakte liess sich Ali Akbar persänliche Kommissionen<br />

in Hähe <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 7 Millionen Dollar gutschreiben, die er bei der bereits aufgetauchten Vaduzer<br />

Briefkastenfirma „Peniel Investments“ parkierte.<br />

Über den Derivathandel zwischen Capcom <strong>und</strong> BCCI erteilten zwei Insider in einem<br />

Dokumentarfilm der BBC 1991 Auskunft: Jehagir Masud <strong>von</strong> der Abu Dhabi Investment<br />

Authority <strong>und</strong> der Ex-BCCI-Angestellte Shaid Suleiri. Suleiri gab an, Handelsprofite seien jeweils<br />

der Capcom zugewiesen worden, Verluste dem BCCI-Treasury. Masud ergänzte, die BCCI habe<br />

bei der Capcom enorme fiktive Transaktionsvolumen generiert <strong>und</strong> dafür hohe Brokergebühren<br />

bezahlt.<br />

Ein anderer Insider, Chief Financial Officer der BCCI, Masihur Rahman, der <strong>mit</strong> den US- <strong>und</strong> den<br />

britischen Er<strong>mit</strong>tlern zusammenarbeitete, hat später berichtet, wie absurd das Verhalten Ali Akbars<br />

im Derivatgeschäft gewesen war. Ali Akbar baute seine Derivatpositionen aufgr<strong>und</strong> wirtschaftlich<br />

vällig absurder Annahmen über die zukünftige Preisentwicklung der Basiswerte auf. Als Beispiel<br />

dafür nannte Rahman die Spekulationen auf die in zwanzig Jahren zu erwartende Hähe des Zinses<br />

für US-Staatspapiere. Für solche irrealen Langfristwetten auf Risiko der BCCI zahlte Ali Akbar<br />

der Gegenpartei auch noch eine Prämie.<br />

Bankbetriebswirtschaftlich war diese <strong>mit</strong> hohen Transaktionskosten verb<strong>und</strong>ene Spiegelfechterei<br />

innerhalb des BCCI-Imperiums vällig sinnlos, ja schädlich. Ali Akbars Eigengeschäfte im<br />

Nullsummenspiel Derivathandel hatten keinerlei reales Gewinnpotential für die BCCI. Von allem<br />

Anfang an war klar: Was seine linke Hand bei der Capcom gewinnt, muss seine rechte Hand beim<br />

BCCI-Treasury wieder verlieren.<br />

In rechtlicher Analyse hingegen stellt sich Ali Akbars eigenwilliger Eigenhandel jedoch ganz<br />

anders dar: Die als Derivatgeschäft getarnte Umbuchung vom BCCI-Treasury zur illegitimen<br />

BCCI-Tochter Capcom - <strong>von</strong> der damals nach aussen nicht bekannt war, dass sie zum BCCI-<br />

Imperium gehärte - liess 430 Millionen Dollar flüssige Mittel aus dem Bestand des Treasury zum<br />

Gewinn aus einer legalen wirtschaftlichen Aktivität mutieren.

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