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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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4. Das Geldwaschpotential der Derivate wurde bislang noch wenig thematisiert.<br />

Die Financial Action Task Force on Money La<strong>und</strong>ering (FATF) ist die bedeutendste<br />

internationale Organisation zur Bekämpfung der <strong>Geldwäscherei</strong>. Die FATF hat ihr<br />

Augenmerk bislang noch kaum auf Derivate <strong>und</strong> Derivatmärkte gerichtet. Im Jahresbericht<br />

über die Entwicklung der Geldwaschtechniken „1998-1999 Money La<strong>und</strong>ering Typologies<br />

Exercise Public Report“ vom 10. Februar 1999 erwähnte die FATF <strong>mit</strong> wenigen Worten<br />

erstmals explizit das Geldwaschpotential <strong>von</strong> <strong>Derivaten</strong>.<br />

Die US-amerikanische Derivataufsicht Commodity Futures Trading Commission (CFTC) hat<br />

im Oktober 1998 die Handelsvorschriften gelockert, so dass auf den US-Derivatbörsen die<br />

legale <strong>Geldwäscherei</strong> möglich geworden ist. Dies geschah, um die wachsende Konkurrenz der<br />

europäischen, südamerikanischen <strong>und</strong> asiatischen Derivatbörsen abzuwehren.<br />

5. Die These <strong>von</strong> der <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong> kann Erklärungen für den bisherigen<br />

weltweiten Misserfolg der <strong>Geldwäscherei</strong>bekämpfung liefern.<br />

„The war on money la<strong>und</strong>ering is lost“ meinte unlängst der britische Geldwaschexperte Prof.<br />

Barry Rider in der „Financial Times“. 1 Trotz ständig schärferer Gesetze <strong>und</strong> weltweit<br />

verschärftem Vollzug wird nach übereinstimmender Ansicht aller Experten nach wie vor nur<br />

ein kleiner Bruchteil des jährlich gewaschenen schmutzigen Geldes enttarnt <strong>und</strong> konfisziert.<br />

Eine Erklärung für den Misserfolg der Geldwaschbekämpfung liegt darin, dass sie<br />

bargeldfixiert ist. Während Fachleute, wie etwa der IWF-Ökonom Peter J. Quirk, bereits im<br />

Juni 1996 in seinem IWF-Working Paper "Macroeconomic Implications of Money<br />

La<strong>und</strong>ering" darauf hingewiesen haben, dass die bargeldorientierten Geldwaschtechniken seit<br />

Beginn der Neunzigerjahren tendenziell <strong>von</strong> nicht bargeldorientierten Methoden abgeläst<br />

wurden.<br />

Die irreführende Bargeldfixierung, oftmals verb<strong>und</strong>en <strong>mit</strong> veralteten Vorstellungen über neue<br />

Finanzinstrumente <strong>und</strong> die globalisierten Finanzmärkte, lenkt die Aufmerksamkeit der Justiz<strong>und</strong><br />

Polizeiorgane auf kleingewerbliche bargeldzentrierte Formen der <strong>Geldwäscherei</strong>. Auch<br />

bei einer gesteigerten Aufklärungsquote in diesem Bereich kann die heutige <strong>Geldwäscherei</strong><br />

nicht wirksam bekämpft werden. Das in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre entwickelte<br />

Instrumentarium zur <strong>Geldwäscherei</strong>bekämpfung ist durch die gr<strong>und</strong>legenden Umwälzungen<br />

auf den globalisierten Finanzmärkten <strong>und</strong> das Aufkommen der Derivate zur stumpfen Waffe<br />

geworden.<br />

6. Der Fall BCCI: <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong> in der Praxis.<br />

Der wohl grässte bekannt gewordene Einzelfall <strong>von</strong> <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong> ist die Bank<br />

of Commerce and Credit International (BCCI). Die <strong>von</strong> 1972 bis 1991 existierende BCCI war<br />

juristisch so gebaut, dass sie faktisch ausserhalb staatlicher Kontrolle arbeitete <strong>und</strong> zu einer<br />

Art Entwicklungslabor für neue Geldwaschtechniken wurde. Ab 1982 entwickelte BCCI-<br />

Treasurer Syed Ziauddin Ali Akbar die <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong>. Nachdem er die Bank<br />

1986 verlassen hatte, perfektionierte er seine Technik bei Capcom Financial Services.<br />

Nachdem Ali Akbar 1988 einem V-Mann der US-Zollverwaltung auf den Leim gekrochen<br />

war, wurde er schliesslich verhaftet <strong>und</strong> in London wegen <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong><br />

verurteilt. Seine Gesellschaft Capcom hingegen <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> die Methode blieben unbehelligt.<br />

1 Financial Times, 19./20. 12. 98

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